Vermögensverwalter-Kolumne

Die Lehren aus dem Börsenjahr 2015

30.11.15 10:05 Uhr

Die Lehren aus dem Börsenjahr 2015 | finanzen.net

Das Jahr neigt sich dem Ende - Zeit auf die vergangenen Monate zurückzublicken.

Von Tobias Koch, Senior Portfolio Manager, Schiketanz Capital Advisors GmbH in Neutraubling

Angesichts der großen Flüchtlingsströme und der Terroranschläge sowie der zunehmenden Gewaltbereitschaft sind die Sorgen um die Finanzlage Griechenlands, die im Fokus der Medienlandschaft im ersten Halbjahr gewesen ist, in den Hintergrund gerückt. Wer sagt, dass neue Ereignisse nicht die Geschehnisse in Paris in kurzer Zeit überdecken?

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Andererseits ist es die Aufgabe eines Fonds- und Portfoliomanagers, sich mit den makroökonomischen und politischen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und strategische Entscheidungen regelmäßig zu hinterfragen. Doch welche Schlüsse kann man aus dem Börsenjahr 2015 ziehen?

Geht man chronologisch vor, so sind die Folgen der Zinsentwicklung auf die Wechselkurse und der weiterhin starke Einfluss der Zentralbanken zuerst zu nennen. Das Beispiel der Schweiz zeigt, dass eine Bindung an einen immer weiter abwertenden Euro auf Dauer nicht möglich gewesen ist. Natürlich hatte dies Auswirkungen auf den Export des Landes und auch das Skifahren in der Schweiz hat nun seinen Preis. Doch der Zins in Verbindung mit der Währung bleibt weiterhin eine der wichtigsten Stellschrauben einer Volkswirtschaft, um die Konjunktur anzukurbeln. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Europäische Zentralbank weiterhin auf einen schwachen Euro setzen wird, um Impulse für das BIP-Wachstum zu liefern.

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Auch die Währungshüter der Volksrepublik China haben den Yuan mehrfach abgewertet und ihre Leitzinsen gesenkt. Dies war das Ergebnis der weltweiten Niedrigzinspolitik und des deutlich schwächeren Wachstums im Reich der Mitte. Bereits vor dem VW-Abgasskandal hat sich dieser Aspekt auf die Aktienkurse der deutschen Automobilindustrie ausgewirkt.

So hat nicht das Thema Griechenland für große Schwankungen an den Aktienmärkten in 2015 gesorgt, sondern die Sorge um eine Abkühlung der weltweiten Konjunktur und die Unsicherheit im Hinblick auf die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank. Der zunehmende Einsatz von Mischfonds und ETFs sowie die Möglichkeit von Stop-Loss-Orders sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Die Tatsache, dass die New Yorker Börse in Zukunft diese Orderart abschaffen möchte, spricht Bände.

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Doch der goldene Herbst am Aktienmarkt ist nicht ausgeblieben. Ebenso wie zu Beginn des Jahres haben die Aussagen der Zentralbanken schließlich für Stabilität und eine Jahresendrally gesorgt. Während die Börsen in Nordamerika ein kleines Plus aufweisen, treiben der günstige Wechselkurs und das langfristig niedrige Zinsniveau den DAX und den EuroStoXX an.

Sorgenvoll dürfte man im Jahr 2015 auf die Rohstoffe blicken. Sanktionen und politisches Kalkül sowie ein Überangebot haben die Ölpreise erneut auf Talfahrt geschickt. Aufgrund der nicht absehbaren Spannungen und der weiterhin hohen Frackingquoten werden wir wohl noch eine Zeit lang günstig heizen und tanken können. Gold als Krisenschutz war aufgrund der geringen Inflationsraten währungsbereinigt nicht gefragt. Der heiße Sommer und die Probleme bei der Wasserversorgung könnten sich mittelfristig positiv auf die Preise von Agrarprodukten auswirken. Nichtsdestotrotz leiden in erster Linie Schwellenländer an den niedrigen Rohstoffpreisen und dem starken Dollar. Auch die Lage in Brasilien ist nicht zu unterschätzen.

Festzuhalten ist, dass wir bei einem niedrigen Zinsniveau und politischen Krisenherden trotz der US-Wahlen im kommenden Jahr mit hohen Schwankungen leben müssen. Aktives Management wird immer wichtiger werden. Daher freue ich mich auch auf ein ereignisreiches Jahr 2016, wobei dieses durch einen positiven Grundton an den Aktienmärkten gekennzeichnet sein sollte.

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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