Vermögensverwalter-Kolumne

BEHAVIORAL FINANCE: Das "Risiko" in den Griff bekommen

27.07.15 11:00 Uhr

BEHAVIORAL FINANCE:  Das "Risiko" in den Griff bekommen | finanzen.net

Die Frage nach dem "Risiko" ist inzwischen Gegenstand einer jeden Anlageberatung. Der Begriff wird zwar wie selbstverständlich gebraucht, das Problem liegt aber darin, dass "Risiko" für jeden Anleger eine andere Bedeutung hat.

Von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

Es ist ähnlich wie mit "Liebe" und "Vertrauen". All diesen Begriffen ist gemeinsam, dass sie stark emotional besetzt sind, und jeder Mensch seine eigenen Vorstellungen davon hat.

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Definiert ist "Risiko" als das Eintreten eines Ereignisses mit der Möglichkeit negativer Auswirkungen. Risiko kommt aus dem Griechischen und bedeutet Klippe oder Gefahr. Es ist also mit Wagnis verbunden. Der klassische Anleger versteht unter Risiko die Gefahr des Eintritts von Vermögensverlusten, die üblicherweise jeder von uns vermeiden möchte. In der wissenschaftlichen Finanzwelt hingegen wird auf die sogenannte "Volatilität" als Risikomaß abgestellt. Mit ihrer Hilfe wird die Schwankung von Anlageklassen oder von einzelnen Wertpapieren gemessen.

Viele Anleger setzen beide Bedeutungen gleich und glauben, dass Anlageklassen wie Aktien, die hohen Schwankungen unterliegen, auch ein hohes Risiko für einen Vermögensverlust beinhalten. Auf der anderen Seite werden Rentenpapiere (Anleihen), die geringeren Schwankungen unterliegen, als sicher angesehen. Diese Auffassung ist ein gewaltiger Trugschluss, denn gerade zum Beispiel das Auf und Ab von Staatsanleihen der EU-Peripherieländer (Griechenland, Spanien, Portugal) beweisen das Gegenteil. Obwohl es Zinspapiere sind, kann von "sicher" oder "risikolos" keine Rede sein.

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Was als "Risiko" empfunden wird, ist eine Frage der Wahrnehmung. Eine geringe Vergangenheitsschwankung kann in die Irre führen, wenn - wie bei vielen Betrugsfällen und Schneeballsystemen geschehen - von heute auf morgen das ganze Geld weg ist. Umgekehrt bedeutet eine hohe Schwankung nicht zwangsläufig auch hohes Kapitalverlustrisiko.

Natürlich schwankt eine Siemens-Aktie, aber es steckt auch ein reales Unternehmen dahinter mit Produktionsanlagen, Mitarbeitern, Vertriebspower, etc. Im Aktienkurs schlagen sich nur die Stimmung sowie die kurzfristigen Hoffnungen und Erwartungen der Anleger nieder. Würde es für Immobilien einen Börsenhandel geben, was nicht geht, weil jede Immobilie ein Unikat ist, wären auch hier täglich Schwankungen im Kursblatt nachzulesen und die Immobilie würde dem ein oder anderen gar nicht mehr so sicher vorkommen. Im Endeffekt muss in jedem Einzelfall geprüft werden, wie hoch das Risiko von Vermögensverlusten besteht und ob der Anleger bereit ist, die Schwankungen des Investments zu akzeptieren.

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Vom Gedanken einer risikolosen Geldanlage muss man sich spätestens seit der Finanzkrise verabschieden. Selbst Bankeinlagen wie Festgelder können heute nicht mehr uneingeschränkt als sicher gelten. Als Vermögensverwalter sind wir es gewohnt, laufend Risiken zu bewerten. Die Schwierigkeit liegt darin, dass sich das mögliche Risiko auf die Zukunft bezieht und auf dem Weg dahin Ereignisse passieren können, die man gar nicht auf der Agenda hatte. Üblicherweise wird deshalb viel mit Szenarien und Prognosen gearbeitet. Diese Vorgehensweise funktioniert jedoch langfristig eher schlecht als recht, denn Prognosen unterliegen naturgemäß dem gleichen Bauchgefühl wie die Wahrnehmung von Risiko. Wer dennoch erfolgreich agiert, dem war häufig einfach nur das Glück hold. Der Weg, über Prognosen erfolgreich Geld anzulegen, ist mit einer Vielzahl psychologischer Fallen gepflastert.

Aber gibt es einen Weg, ohne Prognosen auszukommen? Den gibt es tatsächlich: Prof. Daniel Kahneman, der als Verhaltensforscher den Wirtschaftsnobelpreis erhalten hat, hat nachgewiesen, dass die Verwendung eines Algorithmus (Regelwerk) auf lange Sicht das klassische Bauchgefühl schlägt. Im Idealfall ist der Algorithmus vollkommen prognosefrei, das heißt das Regelwerk arbeitet losgelöst von Expertenmeinungen und der Marktentwicklung. Interessanterweise muss das Regelwerk nicht mal besonders komplex sein. Prof. Kahneman weist darauf hin, dass das Wichtigste ist, die Anwendung des Regelwerks langfristig durchzuhalten und nicht zwischendurch Änderungen vorzunehmen. Wer zum Beispiel so in Aktien anlegt, macht aus dem Aktienrisiko einen langfristig berechenbaren Ertrag.

Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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