DAX: Die Schuldenkrise überlagert alles
In der letzten Donnerstags-Ausgabe titelte ich mit „Ist jetzt Portugal an der Reihe?“
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Je nach Stimmungsbild an den Börsen könnte man Portugal wahlweise mit Italien, Irland, Großbritannien oder auch den USA ersetzen. Das grundsätzliche Problem bleibt jedoch: Bislang hatte noch keiner der handelnden Akteure eine zündende Idee, die wirklich zur Lösung der Probleme beitrug. Daher ist es kein Wunder, dass die Verunsicherung an den Märkten alles andere überlagert.
Endspiel in Washington
Kein Beitrag für die Schaffung von Vertrauen ist auch das Trauerspiel in den USA. Präsident Obama hat es bislang nicht geschafft, sich mit den Republikanern auf die Anhebung der Schuldengrenze zu verständigen. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass wir derzeit nur Theaterdonner hören, allerdings spielen die Politiker in Washington ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Auch wenn in letzter Minute eine Einigung erzielt wird, bleibt der Eindruck auf die Investoren verheerend. Ob China und andere Länder in Zukunft noch bereit sind, das US-Defizit zu finanzieren, wage ich unter diesen Umständen zu bezweifeln. Wer in Washington glaubt, das schäbige innenpolitische Gezerre hätte keine Folgen, muss auf einem anderen Planeten leben. Immerhin hat mit Moody´s nun auch eine weitere Ratingagentur endlich reagiert und mit der Aberkennung der Bestnote AAA gedroht. Auch aus Peking kommen inzwischen mahnende Worte an Washington. Die chinesische Rating-Agentur Dagong kündigte an, die Bonität der USA auch dann herabzustufen, wenn die Schuldengrenze doch noch angehoben wird. Die Begründung ist ungewohnt offen: Die USA würden keine bedeutende Politik zur Verringerung des Defizits betreiben. Besser kann man das wohl nicht auf den Punkt bringen, denn auch eine Anhebung der Verschuldungsgrenze wäre nur ein Zeitgewinn bis zum nächsten Countdown. An den Märkten lässt sich das Hickhack gut auch am EUR/USD-Kurs ablesen. Die Angst um ein Übergreifen der Schuldenkrise auf Italien drückte den Euro erst unter 1,40 USD, ehe das Chaos in Washington den US-Dollar wieder unter Druck brachte und EUR/USD erneut steigen ließ.
Quartalssaison im Schatten der Schuldenkrise
Nur nebensächlich waren angesichts dieser Ereignisse die ersten Quartalszahlen großer US-Unternehmen. Am Montagabend berichtete der Aluminiumkonzern Alcoa und konnte mit soliden Zahlen überzeugen. Dank der gestiegenen Rohstoffpreise konnte Alcoa einen Umsatzsprung auf 6,6 Mrd. USD verbuchen – deutlich mehr als die von den Analysten erwarteten 6,3 Mrd. USD. Das Nettoergebnis von 322 Mio. USD lag allerdings im Rahmen der Prognosen. Konzernchef Kleinfeld gab zudem einen optimistischen Ausblick, der jedoch auch nicht ausreichte, um gegen das negative Börsenumfeld anzukommen.
JP Morgan gelingt Überraschungscoup
Ausgerechnet die unter Generalverdacht stehenden Banken scheinen derzeit wieder gutes Geld zu verdienen. Als erste der großen US-Banken veröffentlichte JP Morgan Chase am Donnerstag die Zahlen, die klar über den Erwartungen liegen. Die Einnahmen von 27,4 Mrd. USD (Prognose: 25,1) und der Gewinn von 1,27 USD je Aktie (Prognose: 1,21) zeigen, dass die Schuldenkrise der Investmentbank nichts anhaben konnte – zumindest bislang. Auch in Deutschland gab es erste Quartalszahlen. Die Software AG veröffentlichte vorläufige Daten für das zweite Quartal, allerdings mit unerwartet schwachen Zahlen. Die Erlöse sanken auf 267,3 Mio. Euro, nachdem die Analysten in ihren Schätzungen im Schnitt 280 Mio. Euro erwarteten. Das Schwergewicht aus dem TecDAX stürzte zeitweise um mehr als 15 Prozent ab und zog auch den Branchenkollegen SAP mit nach unten. Auch der MDAX-Wert Heideldruck gab völlig überraschend Quartalszahlen bekannt. Im ersten Geschäftsquartal sanken die Erlöse auf 544 Mio. Euro und damit leicht unter die eigene Prognose. Auch die Heideldruck-Aktie stürzte daraufhin um über sechs Prozent ab.
DAX behauptet sich über 7.000 Punkten
Die Zuspitzung der Schuldenkrise ließ den DAX innerhalb von drei Börsentagen von 7.500 auf 7.000 Punkte abstürzen. Die runde Chartmarke und die ebenfalls in diesem Bereich verlaufende 200-Tage-Linie sorgten dann jedoch für eine Stabilisierung. Aus charttechnischer Sicht ist die volatile Seitwärtsbewegung beim DAX damit weiterhin der maßgebliche Trend. Erst bei einem Break der 7.000 Zähler müsste eine Neuorientierung stattfinden.
Fazit:
Die Schuldenkrise breitet sich in immer mehr Länder aus und die Zweifel, ob die Politik in der Lage ist, wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wachsen. Auf der anderen Seite ist die US-Quartalssaison gut angelaufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eventuelle größere Kursrückschläge zum Aufbau neuer Positionen genutzt werden, ist daher recht groß.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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23.07.2024 | SAP SE Halten | DZ BANK | |
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