"Relikt der Vergangenheit"

NASDAQ-Titel Rivian-Aktie: Rivian-Chef schießt gegen Verbrenner - aber auch Kritik an mangelnder Auswahl bei E-Autos

07.09.23 23:18 Uhr

NASDAQ-Titel Rivian-Aktie: Rivian-Chef schießt gegen Verbrenner - aber auch Kritik an mangelnder Auswahl bei E-Autos | finanzen.net

In einem Interview hat Rivian-Chef R. J. Scaringe klar Stellung zu Fahrzeugen mit traditionellem Verbrennungsmotor bezogen und zeigte sich davon überzeugt, dass sich die Mehrheit der Autokäufer in wenigen Jahren für ein E-Modell entscheiden werde. Bedingung dafür sei jedoch, dass das Angebot an Elektro-Fahrzeugen zunehme. Auch Rivian will mit der kommenden R2-Plattform dazu beitragen.

• Rivian-CEO: Verbrenner haben "absolut keine Zukunft in unserer Gesellschaft"
• Autokäufer befassen sich bei Kaufentscheidung laut Scaringe immer mehr auch mit E-Autos - Umschwung voraus
• Scaringe: Angebot an E-Autos muss wachsen - Rivian setzt auf ehemaligen Porsche-Manager für Unternehmenswachstum



Rivian-Chef R. J. Scaringe glaubt nicht, dass es für Fahrzeuge mit traditionellem Antrieb noch eine Zukunft gibt. Das machte er in einem Interview mit der Nachrichtenseite "Heatmap" deutlich. Er verglich dabei den Kauf eines Verbrenners mit dem "Bau eines Pferdestalls in 1910" und bezeichnete ihn als "Relikt der Vergangenheit", der "absolut keine Zukunft in unserer Gesellschaft hat". "Stellen Sie sich vor, Sie würden im Jahr 2030 einen Chevy Suburban [großer SUV von General Motors; Anm. d. Red.] kaufen. Was werden sie damit machen?", fragte Scaringe gegenüber "Heatmap". Denn in zehn Jahren würden Tankstellen seiner Meinung nach langsam verschwinden. "Es ist einfach seltsam", so der CEO des Tesla-Konkurrenten.

Außerdem fühle sich der Kauf eines Nicht-Elektrofahrzeugs auch "einfach sehr alt an". "Abgesehen von CO2-Emissionen und Umweltverantwortung ist es einfach nicht interessant", so Scaringe. "Wenn man einmal in einem [Elektro-]Fahrzeug sitzt, kann man sich einfach nicht mehr vorstellen, zur Zapfsäule zurückzukehren oder sich mit dem Geräusch eines Motors auseinanderzusetzen", zeigte sich der Rivian-Chef überzeugt.

Rivian-CEO sieht wenige gute Auswahlmöglichkeiten bei E-Autos

Bereits jetzt würden sich laut R. J. Scaringe "alle [...] oder viele Menschen" beim Kauf eines neuen Autos die Frage stellen, ob sie über ein E-Auto nachdenken sollten. Das bedeute jedoch nicht, dass sie sich dann auch dafür entscheiden würden. Denn oft gebe es noch Bedenken in Bezug auf den Preis oder die Ladeinfrastruktur - oder das gewünschte Fahrzeugmodell sei schlicht nicht mit Elektroantrieb erhältlich. Der Chef des US-Autobauers zeigte sich im Interview mit "Heatmap" jedoch überzeugt davon, dass sich das innerhalb der nächsten zehn Jahre ändern werde. Schon mit dem nächsten Produktzyklus könnte die Nachfrage der Verbraucher umschwingen.

Als größtes Hindernis für eine stärkere Verbreitung von E-Autos sieht der Rivian-Gründer momentan noch das begrenzte Angebot hinsichtlich Fahrzeugtypen und Preis. "Bis vor Kurzem gab es sehr, sehr wenige Auswahlmöglichkeiten", so Scaringe. "Sogar heute würde ich sagen, dass es sehr wenige gute Auswahlmöglichkeiten gibt, vor allem über alle Preisklassen hinweg. Wenn Sie also 20.000 US-Dollar ausgeben möchten, gibt es einfach keine gute Wahl, die sie treffen können. Wenn Sie 35.000 oder 40.000 US-Dollar ausgeben möchten, gibt es mehrere Möglichkeiten. Aber es gibt immer noch nicht viele Möglichkeiten. Und wir sehen, dass sich das in dem extremen Marktanteil manifestiert, den Tesla aufgrund des mangelnden Angebots anderer Hersteller hat".

Rivian momentan ebenfalls noch mit begrenztem Angebot

Rivian selbst bietet momentan den elektrischen Pick-up R1T sowie den E-SUV R1S an, die preislich jeweils über der Marke von 70.000 US-Dollar liegen, und baut Elektro-Lieferwagen für Amazon. Damit ist der Konzern in einem Marktsegment unterwegs, das von anderen E-Autoherstellern noch nicht bedient wird. Demnächst wird sich das aber zumindest teilweise ändern, den Tesla dürfte bald mit dem Cybertruck, einem Elektro-Pick-up, an den Start gehen.

Die Auslieferungszahlen von Rivian sind bislang ebenfalls eher bescheiden: Im zweiten Quartal 2023 produzierte der Tesla-Konkurrent 13.992 Fahrzeuge. Das waren zwar rund 50 Prozent mehr als zuvor, der Platzhirsch Tesla um Elon Musk lieferte im gleichen Zeitraum jedoch rund 466.000 Fahrzeuge aus. Im Gesamtjahr plant Rivian die Produktion von 52.000 Fahrzeugen.

In den nächsten Jahren will der Konzern jedoch kräftig wachsen. Denn wie R.J. Scaringe gegenüber "Heatmap" angab, plane man Anfang 2026 Fahrzeuge auf Basis der R2-Plattform an den Start zu bringen. Diese sollen sich dann durch den niedrigeren Preis an einen breiteren Markt richten. Konkret wolle man damit Kunden ansprechen, die 40.000 US-Dollar oder 45.000 US-Dollar für eine Auto ausgeben wollen. Das Timing des R2 falle laut Scaringe außerdem perfekt mit dem Zeitpunkt zusammen, den man bei Rivian als Wendepunkt im Kaufverhalten der Kunden vorhersehe. Viele Kunden würden sich momentan fragen, ob sie sich ein E-Auto holen sollten und die Antwort laute oft "Na ja, vielleicht das nächste Mal", so der Rivian-CEO. Dann dürfte auch Rivian mit seinen günstigeren R2-Modellen am Start sein.

Ehemaliger Porsche-Manager soll Rivian bei Geschäftsentwicklung helfen

Um den Konzern bei seinen Wachstumsplänen und der Einführung der R2-Plattform zu unterstützen, hat Rivian außerdem kürzlich eine Neueinstellung verkündet. So holte der E-Autobauer Dr. Kjell Gruner als COO und Präsident, Unternehmenswachstum, an Bord. Gruner bringt dabei einiges an Erfahrung mit, denn er kann auf Stationen bei Mercedes-Benz und Porsche zurückblicken. Beim Sportwagenbauer war er dabei unter anderem zeitweise für die globale Markentwicklung zuständig, wie "electrek" schreibt. Bei Rivian wird er sich nun um das kommerzielle Geschäft wie Vertrieb, Marketing, Service, Flotte und Auslieferungen kümmern.

"Wir werden uns auf Kjells Talent und Erfahrung verlassen, wenn wir uns für das Wachstum im In- und Ausland, die Einführung einer neuen R2-Plattform in einem neuen Werk und den anhaltenden Erfolg unserer Nutzfahrzeuglinie positionieren", kommentierte R. J. Scaringe die Personalie laut der Nachrichtenwebseite. Zusammen wolle man die kommende große Welle an Möglichkeiten angehen, so der Rivian-CEO.

Redaktion finanzen.net

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