Experten: Euro-Dollar-Parität in 2025 wahrscheinlich
• Trump-Wahl könnte Geldpolitik der Fed und EZB beeinflussen
• Verschärfter Ukraine-Krieg setzt Euro unter Druck
• Experten halten Euro-Dollar-Parität für möglich
Dank der roten Welle in den USA - neben dem Sieg von Donald Trump haben sich die Republikaner auch die Mehrheit im Kongress gesichert - ist der US-Dollar-Index, der den Dollar gegenüber einem Währungskorb misst, auf den höchsten Stand seit einem Jahr geklettert. Dies hängt mit den angekündigten Zöllen und Steuersenkungsplänen Trumps zusammen, die den Inflationsdruck in den USA erhöhen dürften, weshalb die US-Notenbank mit Zinssenkungen womöglich vorsichtiger wird. Höhere Zinssätze stützen im Allgemeinen eine Währung.
Experten erwarten EUR/USD-Parität
Wie "CNBC" berichtet, rechnen vor diesem Hintergrund zahlreiche Experten damit, dass die US-Währung noch weiter an Stärke gewinnen wird. "Der Euro hat unter Trumps Wahlsieg mehr gelitten als die meisten anderen Währungen, und wir bezweifeln, dass dies in absehbarer Zeit nachlassen wird", zitiert das US-Nachrichtenportal beispielsweise aus einer Kundennotiz von James Reilly. Der leitende Marktökonom bei Capital Economics prognostiziert, dass der Euro bis Ende 2025 mit dem Dollar gleichziehen wird. Denn während die US-Notenbank ihre Zinssenkungen langsamer vornehmen und damit den Dollar stärken könnte, könnte die Europäische Zentralbank angesichts des "wirtschaftlichen Schocks durch die nachlassenden Exporte" ihre Geldpolitik sogar noch mehr lockern als sie es ohnehin getan hätte, argumentiert Reilly.
Mit dieser Meinung ist Reilly keineswegs allein. Laut "CNBC" rechnen auch die Ökonomen von Barclays sowie Goldman Sachs bei einem 10-prozentigen Zoll auf europäische Produkte und anschließenden Vergeltungsmaßnahmen mit einer Parität der Währungen.
EZB-Chefvolkswirt Lane für weitere Zinssenkungen
Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane, hat sich zur Stützung der Wirtschaft bereits für weitere Zinssenkungen ausgesprochen. Mit Blick auf mögliche Zölle seitens der USA äußerte Lane in einem Interview mit der französischen Finanzzeitung "Les Echos", dass das Ausmaß des Problems davon abhängen werde, "wie weit verbreitet der Protektionismus ist und wie schnell er umgesetzt wird".
Euro unter Druck
Während also der Greenback durch die Trump-Wahl Rückenwind erhält, wird auf der anderen Seite der Euro durch die Verschärfung des Ukraine-Kriegs belastet. So hat Russland als Reaktion auf den ukrainischen Einsatz von in den USA hergestellten Langstreckenraketen auf russisches Territorium seine Atomdoktrin geändert und senkte damit die Schwelle für den Einsatz seiner Nuklearwaffen.
Angesichts dieser Entwicklung wächst die Nachfrage nach sicheren Anlagen. Dies stützte den US-Dollar, erklärte Jane Foley, Leiterin der Devisenstrategie bei der Rabobank, gegenüber CNBC. "Wenn die Spannungen im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg anhalten, hat der Anstieg das Potenzial, das Abwärtspotenzial von EUR/USD zu beschleunigen und die Chancen auf einen Durchbruch unter die Parität zu erhöhen", wird die Expertin zitiert.
Redaktion finanzen.net
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