Erdogan hält an Forderung nach Zinssenkung fest - Türkische Lira fällt
Wenige Stunden vor einer wichtigen Zinsentscheidung der türkischen Notenbank inmitten der Lira-Krise hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan abermals eine Zinssenkung gefordert.
Die hohen Zinsen sollten verringert werden, sagte Erdogan am Donnerstag bei einem Treffen mit Vertretern von Handel und Handwerk in der türkischen Hauptstadt Ankara.
Der Staatspräsident bekräftigte damit seine Annahme, hohe Zinsen seien die Ursache für die hohe Teuerungsrate in der Türkei, die zuletzt auf knapp 18 Prozent geklettert ist. Die beschleunigte Inflation gilt neben dem hohen Leistungsbilanzdefizit und dem politischen Streit mit den USA als ein Hauptauslöser der Lirakrise.
Mit seiner Haltung steht Erdogan im Widerspruch zur herrschenden ökonomischen Lehre, die Zinserhöhungen als notwendiges Mittel zur Inflationsbekämpfung und damit auch zur Stärkung der angeschlagenen Lira sieht. Der Staatschef machte bei dem Treffen in Ankara ein verfehltes Vorgehen der Währungshüter für die hohe Inflation verantwortlich und führte die Lira-Krise auf Manipulationen zurück. Er betonte aber auch, dass die Notenbank unabhängig sei und ihre eigenen Entscheidungen treffen werde.
Am frühen Nachmittag wird die türkische Notenbank eine Zinsentscheidung fällen. Die meisten Experten gingen zuletzt von einer kräftigen Anhebung des Leitzinses in Höhe von derzeit 17,75 Prozent aus. Anfang des Monats hatten die Notenbanker beteuert, man werde die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Preisstabilität zu gewährleisten und bei der kommenden Sitzung den geldpolitischen Kurs anpassen.
Erdogans Worte lassen Anleger an den Finanzmärkten nun offenbar wieder stärker an einer Zinsanhebung zweifeln - die Lira geriet unter Druck. Sowohl der Euro als auch der US-Dollar gewannen gegenüber der türkischen Währung binnen nur einer halben Stunde jeweils über 2 Prozent an Wert.
ANKARA (dpa-AFX)
Weitere News
Bildquellen: photo story / Shutterstock.com, deepspace / Shutterstock.com