Vermögensverwalter-Kolumne

Schwellenländer: Hort der Stabilität oder Gefahr?

11.07.11 11:39 Uhr

Schwellenländer: Hort der Stabilität oder Gefahr? | finanzen.net

Schwellenländer sind für Anleger wesentlich attraktiver geworden in den vergangenen Jahren.

Doch das schnell hereinströmende Geld birgt auch Gefahren.

Von Uwe Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln

Schwellenländern wird ja mehr und mehr nachgesagt, dass sie das Risiko im Depot verringern. Richtig daran ist, dass sich Anleger damit breiter aufstellen und vom dynamischen Wachstum dieser Länder profitieren können. Zumindest konnten sie das eine ganze Weile tun. Zuletzt ließ die Begeisterung aber deutlich nach. Denn zahlreiche Indizes der aufstrebenden Volkswirtschaften haben sich in den vergangenen Wochen weit weniger dynamisch entwickelt als die westlichen Aktienmärkte.

Wettbewerbsfähigkeit sinkt

Nach Gründen, weshalb die Märkte in Südostasien und Lateinamerika denen der westlichen Industrienationen hinterherhinken, muss nicht lange gesucht werden. Zwar profitierten viele Aktienmärkte der Schwellenstaaten 2009 und 2010 von der enormen Liquidität, die zur Bekämpfung der Krise in die Märkte geschleust wurden. Doch das viele Geld ließ nicht nur die Aktienkurse, sondern auch die Inflation ansteigen. Zudem werteten zahlreiche Emerging Markets-Währungen gegenüber dem Dollar und dem Euro auf. Dadurch hat auch die Wettbewerbsfähigkeit dieser Wirtschaften stark gelitten.

Dass zahlreiche Schwellenstaaten eine deutlich geringe Verschuldung und ein höheres Zinsniveau aufweisen als das Gros der Industriestaaten, zieht zusätzliches Kapital von Investoren an. Wie sehr die Emerging Markets ausländische Investoren anlocken, zeigen die Daten der Bankenlobby. Nach Angaben des Institute of International Finance flossen 2010 rund 908 Milliarden Dollar an privaten Mitteln in die aufstrebenden Schwellenländer, während für das laufende Jahr ein Wert von 960 und für 2012 gar eine Summe von 1009 Milliarden Dollar prognostiziert wird.

Schnelles Geld ist gefährlich

Um die kräftig gestiegenen Inflationsraten in den Griff zu bekommen und somit ein abruptes Ende des Wachstums zu verhindern, haben zahlreichen Notenbanken in den Emerging Markets bereits die Leitzinsen angehoben. So schraubte etwa die brasilianische Notenbank den Leitzins seit Jahresbeginn in vier Schritten auf aktuell 12,0 Prozent an. Und auch in China wurde der Schlüsselzins seit Ende 2010 bereits viermal – auf aktuell 6,31 Prozent – angehoben.

Zwar kann eine restriktive Geldpolitik durchaus ein geeigneter Weg sein, um Inflation zu bekämpfen. Auf der anderen Seite zieht das nun höhere Zinsniveau wahrscheinlich noch mehr ausländisches Kapital an, zumal die Zinsen in den westlichen Industrienationen weiterhin auf extrem niedrigem Niveau verharren und ein Ende der hohen Zinsdifferenzen derzeit nicht in Sicht ist. Die Asienkrise im Jahr 1998 hat gezeigt, wie sehr eine Volkswirtschaft durch kurzfristiges hinein strömendes und schnell wieder abziehbares Geld destabilisiert werden kann.

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