Rückkehr der Inflation- Steigen nun endlich die Zinsen?
War im letzten Jahr noch die Rede vom gefürchteten Schreckgespenst Deflation, kehrte im Dezember mit einem Paukenschlag die Inflation zurück. Mit stolzen 1,70 Prozent beziffern die Statistiker die Preissteigerungen zum Dezember des Vorjahres.
Die EZB um Mario Draghi müsste jubeln, ist ihr Plan des billigen Geldes doch endlich aufgegangen, die Inflationsrate in Richtung zwei Prozent zu bewegen. Ist das jetzt die nachhaltige Kehrtwende zurück zu einer normalen Zinspolitik bei dem Sparer endlich aufatmen können? Wahrscheinlich eher nicht.
Der Hauptgrund für den rasanten Anstieg der Inflation sind die stark gestiegenen Ölpreise. Während im Dezember 2015 der Preis für ein Barrel der Ölsorte Brent bei rund 36 US-Dollar notierte, kostete das Fass Ende letzten Jahres satte 55 Dollar. Eine Steigerung um gut 52 Prozent. Rechnet man noch die zunehmende Stärke des Dollar zum Euro ein, ergibt sich eine Preissteigerung von knapp 58 Prozent.
Der Ölpreis hat sich mittlerweile stabilisiert, aber die guten Tarifabschlüsse im letzten Jahr schlagen nun durch weitergegebene Preisanhebungen der Unternehmen durch. Alles in allem rechnet das Ifo-Institut mit einer Inflationsrate für 2017 in Höhe von 1,5 Prozent. Wenn die Zinsen nicht in gleichem Maße steigen kommt es zu einer Vermögensentwertung der deutschen Sparer. Keine Zinsen zu bekommen ist schon schlimm genug, aber eine gewisse Zeit zu verkraften, so lange es keine Inflation gibt. Keine Zinsen zu erhalten bei steigender Inflation kommt einer Enteignung der Sparer gleich.
Eine radikale Abkehr von der aktuellen Zinspolitik seitens der EZB ist trotzdem nicht zu erwarten. Nach ihrer Definition ist Inflation erst dann gegeben, wenn ein stärkerer Anstieg des Preisniveaus über einen mittel- oder längerfristigen Zeitraum über zwei Prozent zu verzeichnen ist. Bis zu dieser Marke spricht die EZB von Preisstabilität.
Die Notenbänker werden daher weiter beobachten, ob die derzeitige Inflation, vor allem von steigenden Energiepreisen getrieben wurde oder sich selbst in eine dauerhafte und selbsterhaltende Inflationsentwicklung transformiert. Und dann gibt es da ja noch ein paar EU-Mitgliedsstaaten denen ein steigendes Zinsniveau und die damit verbundene steigende Zinslast arge Probleme bereiten würde, allen voran Italien.
Was also tun? Die Euphorie an den Börsen nach der Wahl von Donald Trump zum nächsten amerikanischen Präsidenten hat überrascht und war vielleicht auch ein wenig übertrieben. Eine Konsolidierung der Aktienmärkte in den nächsten Monaten ist wahrscheinlich, zumal der neue Präsident seinen starken Worten nun auch Taten folgen lassen muss. Auch die bevorstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und bei uns werden für Spannung und damit auch für Bewegung an den Börsen sorgen.
Wie auch schon im letzten Jahr heißt es daher: Sparbuch und Festgeld können für Anleger mittelfristig kein probates Vehikel sein, ihr Vermögen zu halten oder gar zu mehren. Die kurzfristigen Zinsen werden noch auf Dauer niedrig bleiben, zumindest aber nicht die Inflationskosten decken und damit einen realen Wertverlust verursachen.
Die Zinsen länger laufender Anleihen steigen zwar wieder leicht an, im Gegenzug besteht damit aber auch die Gefahr von Kursverlusten bei vorhandenen Anleihen. Die Volkswirte sind überwiegend optimistisch, dass das weltweite Wirtschaftswachstum auch 2017 anhält oder sich sogar beschleunigt. Aktien guter Unternehmen werden davon profitieren und alleine mit ihrer Dividende die immer noch nicht normalen Zinsen schlagen.
Von Ralph Rickassel, PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf, eine Niederlassung der Donner & Reuschel Lux S.A.
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