Société Générale: Die lockere Geldpolitik wird längere Zeit anhalten
Banken sehen sich schon seit längerem mit einer lockeren Geldpolitik durch die Zentralbanken konfrontiert. Und in absehbarer Zeit dürfte sich daran erst einmal nicht viel ändern, wie Philippe Heim der Société Générale äußerte.
• Banken müssen sich auf niedrige Zinsen und niedrige Erträge einstellen
• Politische Spannungen setzen weltweite Wirtschaft unter Druck
• Auch Deutschland betroffen
Um sich für einen möglichen Einbruch des Wirtschaftswachstums zu rüsten, senkte die US-amerikanische Notenbank Fed erst im Juli den Leitzins auf eine Spanne von zwei bis 2,25 Prozent. Eine Maßnahme, die sie seit Beginn der globalen Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren nicht mehr ergriffen hat. Und angesichts des aktuellen Weltgeschehens dürfte sich diese Entwicklung sowohl in den USA als auch in anderen Ländern fortsetzen. Dieser Ansicht ist Philippe Heim, stellvertretender Geschäftsführer der französischen Geschäftsbank Société Générale.
Banken müssen sich auf langfristig niedrige Zinsen vorbereiten
In einem Interview mit CNBC äußerte der Geschäftsmann, dass sich Banken auf langfristig niedrige Zinsen und damit geringere Krediterträge einstellen müssen. Nahezu alle Länder - von den USA, über Europa bis hin nach Asien - haben ihren Leitzins entweder in den vergangenen Monaten gesenkt oder planen, dies in den kommenden Leitzinsentscheidungen zu tun. So verlautete die Europäische Zentralbank (EZB), dass die Zinssätze auch im kommenden Jahr zumindest in den ersten sechs Monaten niedrig bleiben werden.
Durch die lockere Geldpolitik würden die Zinsspanne und die Erträge durch Einlagen künftig unter Druck geraten. In Deutschland, Frankreich, Belgien und Japan handelte man bei den 10-jährigen Staatsanleihen bereits jetzt mit negativen Raten. Weltweit machten negativen Erträge von Kreditinstrumenten insgesamt 16 Billionen US-Dollar aus. In den USA sei die Wirtschaft aktuell noch robust, doch es sei "nur eine Frage der Zeit", bis die negativen Zinsraten auch in Amerika ankämen, wie der ehemalige Fed-Vorsitzende Alan Greenspan verlautete.
Unsicherheit durch politische Spannungen
Grund hierfür sind die politischen Spannungen wie der US-chinesische Handelskonflikt, der Brexit oder die anhaltenden Proteste in Hongkong, die das wirtschaftliche Wachstum weltweit unter Druck setzen. Auf die entsprechenden Risiken verwiesen die US-Notenbanker ausdrücklich im vergangenen Monat. Zusätzliche Befürchtungen hinsichtlich einer Rezession am US-Anleihemarkt verschärfen den Verdacht, dass die US-Notenbank den Leitzins auch bei der nächsten Zinsentscheidung am 18. September senken wird.
Die Fed sieht sich seit geraumer Zeit mit scharfer Kritik von Seiten der US-Regierung konfrontiert. Präsident Donald Trump forderte die Notenbank bereits wiederholte Male dazu auf, den Leitzins um einen Prozentpunkt zu senken. Was wohl mit großer Wahrscheinlichkeit geschehen wird, denn die US-Wirtschaft hätte laut Analyst Mikael Olai Milhoj der dänischen Danske Bank "seinen Höhepunkt erreicht" und würde erst einmal nicht weiter wachsen. Von einer anstehenden Rezession geht er allerdings nicht aus.
Deutsche Banken mit höheren Gebühren
In Deutschland versuchen sich Banken mit erhöhten Girokonto-Gebühren gegen das aktuelle Niedrigzinsumfeld zu rüsten. Um rund 30 Prozent hätten über 300 deutsche Banken ihre Kontoführungsgebühren in der ersten Hälfte des Jahres erhöht - besonders betroffen dabei die Sparkasse und die Genossenschaftsbanken. Grund hierfür seien die niedrigen Zinsen und der negative Einlagenzins. Durch ihr Kerngeschäft könnten die Finanzinstitute infolgedessen kaum mehr Gewinne generieren.
Redaktion finanzen.net
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