Lockerung der Geldpolitik

BlackRock-Experte über Zinssenkungen: Die Fed befindet sich "in keinem Wettlauf"

02.02.24 23:23 Uhr

BlackRock-Experte über Zinssenkungen: Die Fed befindet sich "in keinem Wettlauf" | finanzen.net

Die US-Notenbank hat der weit verbreiteten Hoffnung auf eine Zinssenkung im März einen herben Dämpfer verpasst. Doch durch diese abwartende Haltung entstehen kaum Nachteile, beruhigt Rick Rieder, Investment-Experte bei BlackRock.

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• US-Notenbank hält baldige Zinssenkung für wenig wahrscheinlich
• Fed-Chef Powell will weitere Inflationsdaten abwarten
• BlackRock-Experte erwartet erste Leitzinssenkung im Mai

Im Kampf gegen eine historisch hohe Inflation hat die US-Federal Reserve seit März 2022 ihren Leitzins von nahe Null auf inzwischen 5,25 bis 5,50 Prozent angehoben - den höchsten Satz seit mehr als zwei Jahrzehnten. Mit Erfolg: Nach nunmehr elf Zinserhöhungen in Folge liegt die Inflation inzwischen wieder deutlich unter dem 40-Jahres-Hoch von 9,1 Prozent, das sie im Sommer 2022 erreicht hatte. So lag die Jahresrate im Dezember 2023 bei 3,4 Prozent und hat sich damit wieder merklich dem mittelfristigen Zielwert der Fed von 2,0 Prozent genähert.

Deshalb geht man am Markt inzwischen davon aus, dass der Zinsgipfel erreicht ist, wobei viele sogar auf eine Zinssenkung bereits bei der nächsten Notenbank-Sitzung im März hofften. Doch nun hat Fed-Chef Jerome Powell verkündet, dass eine so baldige Zinssenkung unwahrscheinlich ist. Es gelte allerdings abzuwarten, schränkte er ein.

Zinssenkungen "irgendwann" in 2024

Am Mittwochabend entschieden die US-Währungshüter erwartungsgemäß, den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen können, zum vierten Mal in Folge bei einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent zu belassen. Bei diesem Anlass erklärte Powell, dass das aktuelle Zinsniveau "wahrscheinlich seinen Höchststand erreicht" habe und stellte mögliche Zinssenkungen "irgendwann in diesem Jahr" in Aussicht.

Zwar hatte die Fed im Dezember etwa drei Zinssenkungen im Jahr 2024 signalisiert und damit Hoffnungen auf eine erste Lockerung bereits im März geweckt. Doch nun machte sie deutlich, dass sie noch nicht bereit sei, die Zinsen zu senken. "Die Inflation ist immer noch zu hoch, und die weiteren Fortschritte bei ihrer Senkung sind nicht gesichert", so Powell im Anschluss an die Sitzung am Mittwoch in Washington. Er halte es für unwahrscheinlich, dass man bis März hinreichend Zutrauen gefasst habe für eine Zinssenkung - "aber das bleibt abzuwarten", schränkte er ein.

Diese Zurückhaltung dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass die jüngsten guten Wirtschaftsdaten den Druck auf die Fed, die Zinsen schnell deutlich zu reduzieren, gemindert haben. So wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut einer ersten Schätzung des US-Handelsministeriums im vierten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 3,3 Prozent, während Ökonomen im Vorfeld lediglich mit einem annualisierten Plus von 2,0 Prozent gerechnet hatten. Die Gefahr einer Rezession hat dadurch abgenommen.

BlackRock: Fed hat keinen Grund zur Eile

Einer, der die vorsichtige Herangehensweise der Währungshüter für richtig hält ist Rick Rieder, CIO of Global Fixed Income sowie Head of the Global Allocation Investment Team beim weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock. "Ich denke immer noch, dass März zu früh ist", hatte der Experte bereits im Vorfeld der Fed-Sitzung laut "MarketWatch" in einem Telefoninterview erklärt.

Angesichts des überraschend starken US-Wirtschaftswachstums, aber auch der soliden Einzelhandelsumsätze und Beschäftigung sieht er für die Fed in Bezug auf Zinssenkungen keinen Grund zur Eile. "Damit die Fed im März tätig wird, denke ich, dass wir Daten benötigen, die eine deutlichere Verschlechterung der Wirtschaft zeigen als wir derzeit sehen", sagte Rieder.

Trotz nachlassenden Inflationsdrucks geht der Experte davon aus, dass die US-Notenbank möglicherweise noch einige Monate Daten abwarten möchte, bevor sie sich zu einem Zinsschritt entschließt. Damit argumentierte er ganz ähnlich wie später auch Fed-Chef Powell. Nach Ansicht von Rick Rieder können die Währungshüter "immer noch bis Mai warten". Rieders Prognose: "Mein Basisszenario ist, dass sie ab Mai jede zweite Sitzungen um 25 Basispunkte senken."

Im derzeitigen Umfeld einer "auf einem guten Niveau operierenden Wirtschaft" und einer Inflation die über dem Fed-Ziel von 2 Prozent liegt, sieht Rieder "nicht viele Nachteile" darin, dass die Währungshüter noch geduldig damit warten, den Zins zu senken. Die Federal Reserve befindet sich "nicht in einem Wettlauf, die Zinssätze zu senken", betont der Experte.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Schroders, Andrew Burton/Getty Images

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