Geldpolitik bleibt locker: Fed erhöht Prognosen und lässt Leitzins unverändert - Zu früh für Verringerung der Anleihenkäufe
Die US-Notenbank Fed hat ihre sehr lockere Geldpolitik bestätigt.
Die US-Notenbank Fed hat ihre Prognosen zum Wirtschaftswachstum und zur Preisentwicklung kräftig erhöht und setzt im Kampf gegen die Corona-Krise unverändert auf eine extrem lockeren Geldpolitik. Der gegenwärtige geldpolitische Kurs werde beibehalten, bis die Ziele der Fed erreicht seien, teilte die Notenbank am Mittwoch nach ihrer Zinsentscheidung in Washington mit. Die Fed strebt Vollbeschäftigung und eine Inflation von längerfristig zwei Prozent an.
Für die US-Notenbank hängt die weitere Entwicklung auch von Fortschritten bei den Corona-Impfungen ab. Für das laufende Jahr sieht die Fed die konjunkturelle Entwicklung deutlich positiver als noch im Dezember. Die Wirtschaftsleistung dürfte laut den Fed-Prognosen im laufenden Jahr wieder kräftig steigen und damit den Corona-Einbruch mehr als wettmachen. Für 2021 rechnet die Fed mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 6,5 Prozent, nachdem im Dezember nur ein Zuwachs um 4,2 Prozent erwartet worden war.
Im vergangenen Jahr war die amerikanische Wirtschaftsleistung um 3,5 Prozent geschrumpft und damit so stark wie seit 1946 nach dem Ende des Zeiten Weltkriegs nicht mehr. Die Wachstumserwartung für 2022 wurde von zuvor 3,2 Prozent leicht auf 3,3 angehoben.
Mit dem stärkeren Wirtschaftswachstum werde sich auch die Inflation stärker erhöht als bisher gedacht. Für das laufende Jahr rechnet die Notenbank mit einer Inflationsrate von 2,4 Prozent, wie aus neuen Prognosen hervorgeht. Damit erwarten die Währungshüter einen deutlich stärkeren Anstieg als noch im Dezember, als die Fed nur eine Rate von 1,8 Prozent prognostiziert hatte. Trotz der höheren Inflationserwartungen haben die US-Notenbanker ihre Zinserwartungen nicht verändert. Demnach rechnen sie für die Jahre bis 2023 nach wie vor mit Leitzinsen an der Nullmarke.
Nicht nur der Leitzins soll weiter an der Nulllinie bleiben, auch die milliardenschweren Wertpapierkäufe sollen fortgesetzt werden, wie aus der Fed-Mitteilung weiter hervorgeht. Derzeit kauft die Fed pro Monat für 80 Milliarden Dollar Staatsanleihen und für 40 Milliarden Dollar hypothekenbesicherte Wertpapiere. Dieses Tempo soll fortgeführt werden. Falls nötig, könne die Geldpolitik auch jederzeit angepasst werden, bekräftigte die Fed.
Die Arbeitslosigkeit dürfte den Fed-Prognosen zufolge stärker zurückgehen als bisher erwartet. Für das laufende Jahr rechnet die Fed mit einer Arbeitslosenquote von 4,5 Prozent nach zuvor 5,0 Prozent bei der vorangegangenen Projektion im Dezember.
Die Entscheidungen im geldpolitischen Ausschuss der Fed fielen einstimmig. Auf die zuletzt gestiegenen Renditen an den Anleihemärkten ging die Fed in der Mitteilung nicht ausdrücklich ein. Zuletzt sprachen Fed-Mitglieder angesichts der Konjunkturerholung von einer Normalisierung.
Am Devisenmarkt reagierte der US-Dollar mit Kursverlusten auf die geldpolitischen Beschlüsse. Im Gegenzug stieg der Euro auf ein Tageshoch bei 1,1976 US-Dollar. Am Markt für US-Staatsanleihen zeigte sich hingegen am Abend keine nennenswerte Reaktion, nachdem die Renditen für amerikanische Staatspapiere zuvor deutlich gestiegen waren.
Zu früh für Verringerung der Anleihenkäufe
Für die US-Notenbank Fed ist die Zeit zur Verringerung der Anleihekäufe trotz anziehender Wirtschaft noch nicht gekommen. Es sei noch zu früh für eine Diskussion zur Eindämmung der Anleihekäufe, sagte Fed-Präsident Jerome Powell am Mittwoch im Anschluss an die Zinsentscheidung. Trotz einer stärkeren konjunkturellen Belebung sei man noch weit von den von der Notenbank anvisierten Zielen für die Beschäftigung und die Preisentwicklung entfernt.
Derzeit kauft die Fed pro Monat für 80 Milliarden Dollar Staatsanleihen und für 40 Milliarden Dollar hypothekenbesicherte Wertpapiere. Mit ihrer Geldpolitik strebt die Fed Vollbeschäftigung und eine Inflation von längerfristig zwei Prozent an.
Powell machte außerdem deutlich, dass die Währungshüter ihre geldpolitischen Entscheidungen an den tatsächlichen Fortschritten ausrichten und nicht an Konjunkturprognosen. So wolle man tatsächlich sehen, dass die Inflation tatsächlich über zwei Prozent liege, sagte Powell. Zudem müssten noch 10 Millionen Menschen in Arbeit gebracht werden. Zuvor hatte die Fed mitgeteilt, dass sie die Projektionen für die Wirtschaftsleistung und die Inflationsrate in diesem Jahr deutlich angehoben hat.
Powell äußerte sich auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die Zinsentscheidung. Die Fed hatte wie erwartet die Geldpolitik nicht verändert und signalisiert, dass die Leitzinsen noch bis 2023 an der Nullmarke bleiben werden.
Ökonomen-Stimmen zu geldpolitischen Beschlüssen der US-Notenbank Fed
Uwe Burkert, Chefvolkswirt Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
"Die US-Notenbanker lassen sich von der anschwellenden Debatte an den Finanzmärkten über eine Reflationerung weiterhin nicht beirren. Gemäß der neuen Projektionen des FOMC dürfte die Inflation zwar im laufenden Jahr mit 2,4 Prozent deutlich über dem Zielwert liegen - allerdings nur temporär, denn in den folgenden beiden Jahren wird die Zielmarke demnach jeweils (nahezu) exakt getroffen. Für die Mehrzahl der Währungshüter stellt dieses nur moderat veränderte Preisumfeld keinen Anlass dar, um den jüngsten Finanzmarktspekulationen über eine frühzeitige Leitzinswende Nahrung zu geben."
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank
"Die Botschaft der US-Notenbank lautet: Ja, das US-Rettungspaket wird das Wachstum im laufenden Jahr kräftig anschieben. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass damit ein nachhaltiger Inflationsanstieg verbunden ist. Deshalb wird die Fed die Nach-Corona-Zeit weiterhin mit günstigem Geld absichern."
Bernd Weidensteiner, Analyst Commerzbank
"Die massiven fiskalpolitischen Impulse und der rasche Fortschritt der Corona-Impfungen haben die Fed - im Einklang mit anderen Beobachtern - deutlich optimistischer hinsichtlich des wirtschaftlichen Ausblicks werden lassen. Fed-Chef Powell hat in der Pressekonferenz allerdings unterstrichen, dass es noch einige Zeit dauern werde, bis der für eine Einschränkung der Anleihekäufe (Tapering) erforderliche erhebliche Fortschritt erzielt sei."
Thomas Altmann, Analyst QC Partners
"Die Inflationsprognosen von 2,4 Prozent für dieses Jahr und exakt 2,0 Prozent im kommenden Jahr liegen mehr oder weniger im Ziel-Bereich der Fed. Damit unterstreicht die Fed, dass sie einen stärkeren Preisauftrieb in diesem Jahr als temporär ansieht. Die Fed versucht hier alles, um die Märkte zu beruhigen und das Inflationsgespenst nicht noch präsenter werden zu lassen."
Michael Pearce, Analyst Capital Economics
"Die aktualisierten Wirtschaftsprognosen zeigen, dass ein starkes Wirtschaftswachstum in diesem Jahr nur vorübergehende Auswirkungen auf die Inflation hat. Dies erklärt, warum die meisten Fed-Mitglieder immer noch nicht daran denken, die Zinsen zu erhöhen. Selbst wenn sich die Inflation als hartnäckiger herausstellt, erwarten wir, dass sie aufgrund der neuen Richtlinien rechtfertigen können, die Zinssätze in den nächsten Jahren unverändert zu lassen."
WASHINGTON (dpa-AFX)
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