EZB behält Leitzins-Niveau bei - Anleihenprogramm wird nicht erhöht
Die Europäische Zentralbank hat bei ihrer jüngsten Zinssitzung den Leitzins unverändert belassen.
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Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Geldpolitik wie erwartet unverändert gelassen, zugleich aber eine Lockerung für Dezember in Aussicht gestellt. "Im aktuellen Umfeld klar nach unten gerichteter Risiken wird der Rat die hereinkommenden Informationen, einschließlich der Dynamik der Pandemie, der Aussichten für die Verfügbarmachung eines Impfstoffs und des Wechselkurses, sorgfältig prüfen", hieß es in der Erklärung. Eine neue Runde makroökonomischer Projektionen des Eurosystems werde im Dezember eine gründliche Neubeurteilung des wirtschaftlichen Ausblicks und der Balance der Risiken erlauben.
"Auf Basis dieser aktualisierten Einschätzung wird der Rat seine Instrumente wie erforderlich rekalibrieren, auf die sich entwickelnde Situation reagieren und dafür sorgen, dass die finanziellen Rahmenbedingungen gut bleiben, sie die Konjunkturerholung unterstützen und dem negativen Einfluss der Pandemie auf den Inflationspfad entgegenwirken", hieß es im EZB-Statement. Damit werde die EZB für eine Annäherung des Inflationspfads an den Zielbereich sorgen - im Einklang mit ihrem Bekenntnis zur Symmetrie ihres Ziels.
Geldpolitik bleibt vorerst unverändert
Nach Mitteilung der EZB bleiben vorerst sowohl die Leitzinsen als auch die Wertpapierkaufprogramme sowie die sie betreffende Forward Guidance konstant. Der Hauptfinanzierungssatz beträgt 0,00 Prozent, der Spitzenrefinanzierungssatz 0,25 Prozent und der Bankeinlagensatz minus 0,50 Prozent.
Der EZB-Rat erwartet wie bisher, dass die Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben, bis er feststellt, dass sich die Inflationsaussichten in seinem Projektionszeitraum deutlich einem Niveau annähern, das hinreichend nahe, aber unter 2 Prozent liegt. Diese Annäherung soll sich außerdem durchgängig in der Dynamik der Kerninflation widerspiegeln.
Die Nettoanleihekäufe im Rahmen des APP-Programms betragen monatlich 20 Milliarden Euro zuzüglich 120 Milliarden Euro bis Jahresende, die der Rat im März beschlossen hatte. Der EZB-Rat erwartet, dass diese Nettokäufe so lange fortgesetzt werden, wie es für die Verstärkung der akkommodierenden Wirkung der Leitzinsen erforderlich ist. Die Käufe sollen erst kurz vor der ersten Leitzinserhöhung beendet werden.
Die Tilgungsbeträge der im Rahmen des APP erworbenen Wertpapiere werden für längere Zeit über den Zeitpunkt hinaus voll wieder angelegt, zu dem der EZB-Rat mit der Erhöhung der Leitzinsen beginnt. Diese Wiederanlage erfolgt in jedem Fall so lange wie erforderlich, um günstige Liquiditätsbedingungen und eine umfangreiche geldpolitische Akkommodierung aufrechtzuerhalten.
EZB betont flexible Umsetzung des PEPP
Die Käufe im Rahmen des Pandemiekaufprogramms PEPP haben ein Volumen von 1.350 Milliarden Euro und laufen mindestens bis Mitte 2021, auf jeden Fall aber so lange, bis der EZB-Rat der Ansicht ist, dass die Corona-Krisenphase vorbei ist. Der EZB-Rat will die Käufe wie bisher flexibel umsetzen, und zwar im Hinblick auf Zeitverlauf, Wertpapierklassen und Herkunft der Papiere. Die Tilgungsbeträge fälliger Anleihen werden bis mindestens Ende 2022 voll wieder angelegt.
Die EZB erklärte in ihrem Statement außerdem, dass sie weiterhin über Refinanzierungsgeschäfte für reichlich Liquidität sorgen wolle.
Gegen 14.30 Uhr beginnt eine Pressekonferenz mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde, bei der Journalisten vor allem die Präferenzen der EZB im Bezug auf die in Aussicht gestellte Lockerung zu ergründen versuchen werden. Auch die Prüfung der geldpolitischen Strategie und die Rolle des Klimaschutzes dürften eine Rolle spielen.
Lagarde: Corona-Pandemie gefährdet Wachstumsaussichten
Die steigenden Corona-Infektionszahlen bedrohen nach Aussage von EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Wachstums- und Inflationsaussichten des Euroraums. Lagarde sagte in der Pressekonferenz nach der aktuellen Zinsentscheidung, die Aktivität im Dienstleistungssektor verlangsame sich zusehends. Die Erholung verliere an Schwung, der kurzfristige Ausblick habe sich deutlich eingetrübt. Für das vierte Quartal sei mit einer signifikanten Verlangsamung zu rechnen. Lagarde zufolge hat die Wirtschaft im dritten Quartal die Hälfte des im ersten Halbjahr erlittenen Einbruch aufgeholt.
Zuvor hatte der Rat beschlossen, die Geldpolitik zunächst unverändert zu lassen. Das bedeutet, dass die Leitzinsen und das Volumen der Anleihekaufprogramme ebenso unverändert bleiben wie die sie betreffende Forward Guidance - bis Dezember.
Lagarde stellt höhere PEPP-Käufe in Aussicht
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach den Worten ihrer Präsidentin Christine Lagarde ihre Hände nicht in den Schoß legen, während die Fachleute des Eurosystems eine Rekalibrierung der geldpolitischen Instrumente prüfen. Sie denke da vor allem an das Pandemiekaufprogramm PEPP und dessen Flexibilität, sagte Lagarde in der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung.
"Die Ausschüsse des Eurosystems arbeiten bereits an der Rekalibrierung", sagte Lagarde unter Verweis auf den Beschluss des Rats, ihre Geldpolitik im Dezember den pandemiebedingt verschlechterten Rahmenbedingungen anzupassen. Lagarde sagte weiter, das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal könnte positiv überrascht haben, im vierten Quartal dürfte es dagegen schwach ausfallen. Ob es einen BIP-Rückgang geben werde, könne sie nicht sagen.
Im Hinblick auf die schwache Inflation sagte Lagarde: "Es gibt kein Deflationsrisiko für den Euroraum." Deflation sei ein sich selbst verstärkender Prozess und habe nichts mit den derzeit zu beobachtenden Einmalfaktoren wie Mehrwertsteuersenkungen zu tun. "Die Inflation wird 2021 wieder in den positiven Bereich drehen", sagte sie.
Lagarde stellt umfangreiches EZB-Paket für Dezember in Aussicht
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat ein umfassendes geldpolitisches Unterstützungsprogramm für Dezember in Aussicht gestellt. "Wenn wir sagen, wir rekalibrieren unsere Instrumente, dann meinen wir alle Instrumente", sagte Lagarde in der Pressekonferenz nach der Ratssitzung. Die EZB werde herausfinden, was die optimale Art sei, das eine oder andere Instrument einzusetzen. "Wir werden an der Dauer und am Volumen arbeiten und an der Attraktivität", sagte sie. Die zuständigen Stellen seien gerade dabei, genau das zu tun.
Viele Analysten erwarten, dass die EZB im Dezember ihr Pandemiekaufprogramm PEPP aufstocken und verlängern wird. Sie gehen zudem davon aus, dass die EZB entweder den Zins ihrer TLTRO-Refinanzierungsgeschäfte weiter senken und/oder ihren Zinsvorteil über Juni 2021 hinaus verlängern könnte.
Redaktion finanzen.net / Dow Jones
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