Abwehr des Inflationsgespenstes
Die steigenden Energiepreise haben die Teuerungsraten auf das höchste Niveau seit 2008 beschleunigt. Eine breite Palette von Produkten erlaubt den Schutz vor der Geldentwertung.
Der auf 120 Dollar gestiegene Ölpreis hat die Inflationsraten kräftig angetrieben. In Deutschland ist die Inflationsrate im Februar auf 2,1 Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit Oktober 2008. Nach einer Schätzung von Eurostat betrugen die Teuerungsraten für die Eurozone im Februar 2,4 Prozent. Ein Grund für den Anstieg sind in erster Linie die Energiepreise. So kostete das leichte Heizöl fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Verbraucher mussten für Diesel 20,4 und für Superbenzin 9,2 Prozent mehr bezahlen. Auch die Preise für Nahrungsmittel kamen ins Laufen und zogen mit 3,4 Prozent kräftig an. Steigende Inflationsraten sind für die Experten nicht verwunderlich. Mit dem Hinweis auf die lockere Geldpolitik der Notenbanken haben Fondsmanager wie Marc Faber oder auch der Quant-Fondsgründer und Rohstoffexperte Jim Rogers bereits vor Monaten vormassiv steigenden Teuerungsraten gewarnt.
In Deutschland hat nun das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) für das laufende und das kommende Jahr eine durchschnittliche Inflationsrate von jeweils rund 2,5 Prozent prognostiziert. Andere Experten sind wesentlich mutiger. So sagt der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, für die kommenden zwei bis vier Jahre eine Inflationsrate von bis zu vier Prozent vorher. Aufgrund des Preisdruckes hatte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet die Anleger mit der deutlichen Ankündigung einer Zinserhöhung bereits im April auf dem falschen Fuß erwischt. Er begründete den Schritt mit dem steigenden Preisdruck. Der Leitzins in der Eurozone liegt aktuell bei rekordniedrigen 1 Prozent. Geht es nach dem Deutsche Bank-Volkswirt, wird auch die Leitzinserhöhung die Entwicklung der Teuerungsraten nicht verhindern können.
Anleger, die steigende Inflationsraten befürchten, haben mehrere Möglichkeiten, sich mit Anlageprodukten zu schützen. Eine direkte Partizipation an den Inflationsraten ist nicht möglich, da das Pro-Inflations-Zertifikat der HypoVereinsbank (DE000HV09116), das an der Entwicklung des HICP, des Harmonized Index of Consumer Prices unter Ausschluss der Tabakpreise, partizipierte, ersatzlos ausgelaufen ist. Eine Alternative aus dem Bereich der Exchange Traded Funds (ETF) sind die Indexfonds auf inflationsgeschützte Anleihen, die Inflation Linked Bonds, sogenannte Linker. Der Vorteil dieser Bonds liegt dabei auf der Hand: Im Gegensatz zu Anleihen bei herkömmlichen Rentenfonds werden Kupon und Rückzahlungskurs an die Inflation gekoppelt. Hierdurch ist der Anleger einerseits gegen Inflationsrisiken weitgehend geschützt, andererseits besteht ein Vorteil in einer geringeren Schwankung des Fonds im Vergleichmit herkömmlichen Fonds gleicher durchschnittlicher Laufzeit. Die Société-Générale-Tochter Lyxor bietet mit dem ETF Euro MTS Inflation Linked (FR0010174292) ein passiv gemanagtes Produkt an, das die Entwicklung von inflationsgebundenen Staatsanleihen der Mitgliedsstaaten der Eurozone abbildet, die ein Volumen von mehr als zwei Milliarden Euro und eine Laufzeit von mindestens einem Jahr aufweisen. Dank der Kursgewinne der Linker in den vergangenen drei Monaten weist der ETF einen Gewinn von 0,9 Prozent auf. Über ein Jahr liegt ein Verlust von 0,3 Prozent vor. Seit Juni 2010 bietet Vontobel das Basket-Zertifikat auf BondSelect Inflation (DE000VT0MMM6) an, das an der Entwicklung eines Korbes von vier deutschen und französischen Inflationsanleihen partizipiert. Die Kursentwicklung der Anleihen orientiert sich an den Konsumentenindizes. Das bis 2016 laufende Produkt notiert derzeit bei 99,5 Euro und damit unter pari. Derzeit läuft die Zeichnungsphase des Basket-Zertifikates auf BondSelect Inflation II (DE000VT1HGX3), das ähnlich strukturiert ist und eine sehr lange Laufzeit bis 2019 hat.
In den vergangenen Jahren haben die Banken eine ganze Reihe von sogenannten Inflationsanleihen auf den Markt gebracht, die in bestimmten Laufzeitjahren wie bei einer klassischen Anleihe einen Fixkupon zahlen. In den übrigen Laufzeitjahren errechnet sich der Kupon aus der Inflationsrate und einem Multiplikationsfaktor.
Zu den neuesten Produkten auf dem Markt gehört die Morgan Stanley 150 Prozent Inflationsanleihe (DE000MS0J907). Der Emittent zahlt für das erste Anlagejahr einen Fixkupon in Höhe von 3,50 Prozent. In den darauf folgenden Laufzeitjahren bis einschließlich des fünften und letzten Jahres entsprechen die Kuponzahlungen der 1,5-fachen Inflationsrate im Monat Februar des entsprechenden Jahres. Die Inflationsrate berechnet sich auf Basis des harmonisierten Verbraucherindex (HVPI) exklusive Tabak für die Eurozone. Kursverluste muss der Anleger nicht befürchten. Die Anleihe besitzt einen Kapitalschutz, bezogen auf das Laufzeitende. Innerhalb der Zeichnungsfrist bis zum 21. März wird der Kupon noch durch einen Ausgabeaufschlag von 0,5 Prozent geschmälert. Es lohnt sich allerdings bei diesen Produkten auch der Blick auf den Sekundärmarkt. So notiert die Inflationsanleihe 01/11 der WestLB (DE000WLB3LT7) lediglich bei 97,58 Prozent, also deutlich unter pari. Für die ersten 12 Monate zahlt die WestLB einen fixen Kupon von 2,75 Prozent p. a. Danach entspricht der jährlich festgestellte Zins der Inflationsrate im jeweiligen Bewertungszeitraum mindestens 2,35 Prozent p. a. bzw. maximal 6 Prozent p. a. Am Ende der Laufzeit wird der Nominalwert zu 100 Prozent zurückgezahlt.
Eine Alternative zu diesen Produkten ist sicherlich das Edelmetall Gold. Es gilt als klassischer Hedge gegenüber der Inflation. Anders als vermutet bietet Gold aber nicht nur Sicherheit gegenüber starken Teuerungsraten. Analysen zeigen, dass gerade in Zeiten einer Inflation mit Preissteigerungen von mehr als 10 Prozent und negativen Realzinsen das Interesse der Anleger an einer Absicherung durch Gold groß ist. Neben dem Kauf von physischem Gold bieten Gesellschaften auch Exchange Traded Funds an, bei denen sich die Investoren das physische Gold ausliefern lassen können. So werden von der Züricher Kantonalbank ETF auf Gold angeboten, die in Schweizer Franken (CH0024391002), Euro (CH0047533523) und Dollar (CH0047533549) notieren. Es handelt sich dabei um Anlagefonds schweizerischen Rechts und damit um Sondervermögen. Das gesamte Kapital der Fonds ist in Gold physisch vollständig hinterlegt. Xetra-Gold von Deutsche Börse Commodities (DE000A0S9GB0) ist das am häufigsten gehandelte Gold-Produkt an der Deutschen Börse. Es handelt es sich um eine physisch gedeckte Schuldverschreibung in Form einer Nullkuponanleihe. Jeder Anteil verbrieft einen Lieferanspruch auf 1 Gramm des Edelmetalls. Die Kosten bei Auslieferung entsprechen der Handelsspanne, die beim Direkterwerb von Gold anfällt.
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Der Autor dieses Artikels ist Christian Grabbe, Derivateexperte bei der Baader Bank AG und zuständig für alle Derivategeschäfte. Weitere Informationen rund um die Themen Indizes, Aktien, Anleihen, Hebelprodukte, ETFs, Devisen und Rohstoffe erhalten Sie auf www.Baadermarkets.de sowie in dem kostenlosen Newsletter Zertifikate Börse.“
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