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Nach dem Handelsverbot: Selbst ist der Privatanleger

21.07.18 11:00 Uhr

Nach dem Handelsverbot: Selbst ist der Privatanleger | finanzen.net

Hebelprodukte: Anleger können mit Discount-Optionsscheinen die Strategie der jüngst verbotenen Inline-Optionsscheine nachbilden, indem sie Call- und Put-Papiere miteinander kombinieren.

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von Gian Hessami, Euro am Sonntag

Der Ärger der Anleger über das Verbot von Inline- sowie Stay-High- und Stay-Low- Optionsscheinen ist groß. Die europäische Aufsichtsbehörde ESMA (European Securities and Markets Authority) hat jüngst Vertrieb, Angebot und Handel für Privatanleger untersagt. Das Verbot gilt vorerst für drei Monate.

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Mit den Hebelpapieren können Anleger in Seitwärtsmärkten hohe Renditen erzielen. Vor allem Inline-Optionsscheine sind bei vielen risikobereiten Investoren beliebt. Bei ihnen gibt es eine obere und eine untere Knock-out-Schwelle. Wird keine der beiden Kursmarken während der Laufzeit berührt, erhalten Anleger zehn Euro. Reißt eine der beiden Barrieren, geht der komplette Kapitaleinsatz verloren.

Mit etwas Geschick können Anleger die Strategie der Inliner selbst mit Discount-Optionsscheinen "nachbauen". Diese "Marke Eigenbau" ist zwar nicht identisch mit den Inlinern, aber doch sehr ähnlich. "Mit Discount-Optionsscheinen lassen sich im Bereich der Hebelprodukte interessante Strategien für Seitwärtsmärkte umsetzen", sagt Sebastian Bleser, Derivateprofi bei der Hypovereinsbank. Sinkt die Volatilität am Markt, legen die Scheine im Wert tendenziell zu.
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Mit Discount-Papieren nehmen Anleger bis zu einem vordefinierten Cap an steigenden (Call) oder fallenden (Put) Kursen des Basiswerts teil. Am Laufzeitende erhalten die Käufer einen Betrag, welcher der Differenz aus dem Basiswertkurs bei Fälligkeit und dem Basispreis entspricht. Im Unterschied zu herkömmlichen Optionsscheinen sind die Gewinnchancen durch den Cap begrenzt.

Discounter kombinieren

Beispiel: Ein Discount-Call-Schein auf den DAX hat einen Basispreis bei 12.000 Punkten und einen Cap bei 12.500 Punkten. Am Laufzeitende notiert der DAX bei 12.300 Punkten. Bei einem Bezugsverhältnis von 1 : 100 erhält der Anleger drei Euro ausgezahlt. Die Rechnung: 12.300 (Basiswertkurs) - 12.000 (Basispreis) : 100. Bei Puts muss man genau umgekehrt den Basiswertkurs vom Basispreis abziehen, um den inneren Wert des Scheins zu erhalten (Basispreis - Basiswertkurs) : 100. Läge beim Call aus dem ersten Beispiel der Cap bei 12.100 Punkten, erhielten Anleger am Ende nur einen Euro ausgezahlt.

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Für Seitwärtsmärkte

Anleger, die eine Strategie ähnlich der Inliner verfolgen möchten, können dies mit einer Kombination aus einem Discount-Call und einem Discount-Put-Schein umsetzen. Ein Beispiel aus der Produktpalette der Hypovereinsbank zeigt, wie dies beim Einsatz zweier speziell ausgestalteter Papiere aussehen würde: Beide Scheine liegen "tief im Geld", haben also einen hohen inneren Wert.

Weiterhin besitzen die Schei­ne eine Differenz zwischen Basispreis und Cap von nur zehn DAX-Punkten, wodurch die maximale Auszahlung wegen des Bezugsverhältnisses von eins zu eins bei jeweils zehn Euro liegt.

Der Discount-Call-Schein (ISIN: DE 000 HX2 R3R 8) auf den DAX hat einen Basispreis bei 11.700 und ein Cap bei 11.710 Punkten. Zugleich kauft der Anleger ein Discount-Put-Papier (DE 000 HX2 R4Z 9) mit einem Basispreis von 13.190 und einem Cap bei 13.180 Punkten. Beide Papiere laufen bis zum 21. Dezember 2018. Der Call-Schein kostet derzeit 7,81 Euro und der Put-Schein 7,31 Euro, zusammen sind das 15,12 Euro.

Notiert der DAX am Laufzeit­ende zwischen der definierten Spanne von 11.710 Punkten auf der Unterseite und 13.180 Zählern auf der Oberseite, kommt es zur maximalen Auszahlung von zehn Euro pro Schein und damit 20 Euro in der Kombination. Daraus ergibt sich ein Ertrag von 4,88 Euro, was einer Rendite von rund 32 Prozent entspricht. Durch den Einsatz von Papieren mit jeweils anderen Basispreisen und Caps können Anleger auch Bandbreiten nach ihren ­eigenen Vorstellungen definieren, solange ein Discount-Call- und Discount-Put-Schein entsprechend kombiniert werden.

Konservativer als Inliner

Discount-Optionsscheine sind konservativer als klassische Inliner, da nur der Schlusskurs am Laufzeitende für die Auszahlung maßgeblich ist. Bei Inlinern dagegen dürfen die Bar­rieren zu keinem Zeitpunkt berührt werden. Zudem liegt die Mindestrückzahlung bei der Kombination der genannten Discount-Scheine bei zehn Euro, weil zumindest ein Produkt den maximalen Gewinn erzielt. Ein Totalverlust ist damit ausgeschlossen.

Die ESMA hat Vertrieb, Angebot und Handel von drei Optionsschein- Typen untersagt:
• Inline- Optionsscheine
Sie spielen ihre Stärken in volatilitätsschwachen Seitwärtsphasen aus
• Stay-High- Optionsscheine
Mit ihnen profitieren Anleger in seitwärts und aufwärts laufenden Märkten
• Stay-Low- Optionsscheine
Diese Papiere eignen sich in seitwärts und abwärts laufenden Kursphasen




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Bildquellen: Lisa S. / Shutterstock.com, Picsfive / Shutterstock.com

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