Brexit: Was der Ausstieg für das Geschäft mit Derivaten bedeutet
27.02.19 17:30 Uhr
Unternehmen könnten künftig Probleme bei ihren Geschäften mit Derivaten bekommen. Was Anleger jetzt wissen sollten.
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von Gian Hessami, Euro am Sonntag
Am 30. März verlässt Großbritannien voraussichtlich die Europäische Union (EU). Ein harter Brexit wird immer wahrscheinlicher. Zahlreiche Unternehmen könnten dann ohne Absicherung durch Derivategeschäfte dastehen. Derivate sind für viele Firmen unentbehrlich, um sich gegen Zins-, Währungs- und Rohstoffpreisschwankungen abzusichern. Dabei vereinbaren zunächst zwei Parteien - etwa Kunde und Bank - die Details für das gehandelte Derivat. Die Abwicklung und Abrechnung erfolgt jedoch nicht bilateral, sondern über eine zentrale Gegenpartei, die zum Beispiel auf der Insel ansässig ist.
Britische Finanzunternehmen verlieren allerdings bei einem ungeordneten Brexit das Recht, ihre Dienstleistungen in der EU anzubieten. Mit Blick auf das Derivate-Clearing befürchten Experten Risiken für die Finanzstabilität. Unter Clearing versteht man das Feststellen gegenseitiger Forderungen, Verbindlichkeiten und Lieferverpflichtungen.
Ein Brexit ohne den Abschluss eines Austrittsabkommens gefährdet laut dem Deutschen Aktieninstitut auch die Risikoabsicherung deutscher Unternehmen, da Derivategeschäfte mit Gegenparteien im Vereinigten Königreich über den sogenannten EU-Pass zukünftig nicht mehr möglich sind.
Privatanleger nicht betroffen
Was bedeutet das für Anleger? "Die Auswirkungen des Brexit auf das Clearing von Derivaten betreffen nicht die bei Privatanlegern beliebten Anlagezertifikate und Hebelprodukte", sagt Henning Bergmann, Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbands. "Denn diese verbrieften Zertifikate sind Wertpapiere und unterliegen im Gegensatz zu den unverbrieften Derivaten grundsätzlich keiner Clearing- Pflicht."
Dennoch kann ein harter Brexit Depots von Anlegern treffen. Diese können sich mit Knock-out-Papieren dagegen absichern - etwa mit dem Put-K.-o.-Schein (ISIN: DE 000 ST0 33P 7) der Société Générale, mit dem sie von fallenden Kursen des britischen Leitindex FTSE 100 profitieren. Dieser steht bei etwa 7.200 Punkten. Der Hebel liegt bei 2,8, der K.-o.-Level bei 9.708 Zählern.
Auch das britische Pfund könnte unter Druck geraten. Für diesen Fall eignet sich ein Put-Knock-out-Papier von BNP Paribas (ISIN: DE 000 PS8 M9H 8) auf das Währungspaar britisches Pfund/US-Dollar, das Verluste des Pfund zum Dollar mit dem Faktor 2,7 hebelt. Das Pfund notiert bei etwa 1,28 Dollar. Die K.-o.-Schwelle liegt bei 1,74 Dollar.
Erfüllen sich die Markterwartungen nicht, entstehen hohe Verluste. Werden die K.-o.-Schwellen berührt, ist der komplette Kapitaleinsatz perdu.
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