Libra - Konkurrenz oder Totgeburt?
Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich
Zeitweise sah es 2019 so aus, als könnte der Bitcoin ein großes Comeback feiern.
Mittlerweile hängt an der Erholung der weltweit größten Kryptowährung wieder ein großes Fragezeichen. Nachdem sich der Kurs seit dem Jahreshoch Ende Juni wieder halbiert hat. Im Juni, also als der Hype im vollen Gange war, vermeldete Facebook den Plan einer eigenen Kryptowährung namens Libra. Kann daraus eine Leit-Kryptowährung werden?
Die Digitalwährung Libra soll nach Vorstellungen von Facebook vor allem für Geldüberweisungen über Ländergrenzen hinweg zum Einsatz kommen, mit der Zeit aber auch zum Bezahlen von Einkäufen. Die Idee ist, dass Libra mit etablierten Währungen wie Euro oder Dollar erworben werden kann. Das Geld soll dabei zur direkten Absicherung des Libra verwendet werden.
Im Oktober wurde die Libra Association, die nicht-profitorientierte Organisation, die die Libra steuern soll, gegründet. 21 Mitgliedern unterzeichneten in Genf die Gründungsurkunde, 7 weniger als im Sommer beabsichtigt. Unter anderem waren die Schwergewichte Mastercard, Visa und Paypal abgesprungen.
Die Idee hinter Libra ist neu und sinnvoll, denn die geplante digitale Facebook-Währung soll komplett durch stabile und liquide Vermögenswerte wie Bankguthaben und Staatsanleihen mit hoher Bonität gedeckt werden, die sogenannte Libra-Reserve. "Der Libra-Wert würde dann mit den Währungen schwanken, in die die Libra-Einnahmen investiert werden. Die Menge der umlaufenden Libra ist nicht begrenzt, das Angebot folgt der Nachfrage", erkärt die Berenberg Bank. "Somit sind spekulative Preissprünge wie beim Bitcoin, der eine Mengenobergrenze hat, nicht möglich. Libra würde deshalb vorwiegend für Transaktionszwecke eingesetzt", folgert Berenberg.
Libra und Dollar first
Eigentlich ein schlüssiges Konzept, aber Facebook ist nach zahlreichen Skandalen in der Vergangenheit als "Betreiber" einer Kryptowährung umstritten. In einer Anhörung vor dem US-Kongress musste Facebook-Chef Mark Zuckerberg seine Pläne verteidigen: "Libra wird größtenteils durch Dollar gedeckt sein und ich bin überzeugt, dass es die führende Rolle Amerikas in der Finanzbranche stärken wird, genauso wie unsere demokratischen Werte und die Kontrolle rund um die Welt", so Zuckerberg.
Trump ist nicht überzeugt
Doch US-Präsident Trump zeigt sich skeptisch und meint, dass Kryptowährungen generell kein "echtes Geld" seien. Gegenwehr kommt auch von den Notenbanken. So sagte die stellvertretende Gouverneurin der französischen Notenbank Sylvie Goulard: "Der Euro als einziges legales Zahlungsmittel des Euro-Raums darf auf keinen Fall in Gefahr geraten."
Libra hat also einen schweren Stand und so bleiben Anlegern die bisherigen Kryptowährungen als alternative Kapitalanlage. Norbert Betz, der Leiter der Handelsüberwachung der Börse München/gettex bringt es auf den Punkt: "Die Spekulation in Kryptowährungen ist eine Spekulation darauf, dass die Notenbanken die Kontrolle über das Geldsystem aufgeben beziehungsweise nicht verteidigen werden". Die Möglichkeiten sich in dem Bereich zu engagieren, sind aber inzwischen vielfältig. So lassen sich Bitcoin und andere digitale Währungen an Kryptobörsen über eine Bank oder einen Broker sowie an den Social Tradingplattformen wie etwa eToro handeln. Als verbriefte Zertifikate werden Bitcoin & Co. von der Schweizer Bank Vontobel angeboten. Aufgrund der starken Schwankungen von Kryptos, sollten sie im Depot nur einen einstelligen Prozentsatz ausmachen.
Benjamin Feingold ist seit mehr als 20 Jahren Börsianer und langjähriger Redakteur bei Börse Online sowie bei der Financial Times Deutschland gewesen. Zusammen mit Daniel Saurenz gründete er 2013 das Investmentportal Feingold Research, das täglich Analysen und Investmentideen zur Börsenentwicklung veröffentlicht.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.