Prof. Otte-Kolumne Max Otte

Was ist bloß mit Gold los?

01.07.13 10:00 Uhr

Was ist bloß mit Gold los? | finanzen.net

Der Goldpreis fällt wie ein Stein. Am Donnerstag stand der Kurs bei 1.220 Dollar. Zum ersten Mal seit Sommer 2010 lag der Kurs damit unter 1.000 Euro.

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Unsere großen Positionen Barrick Gold (WKN: 870450) und Kinross Gold (WKN: A0DM94) machen uns keine Freude. Wir haben nachgekauft, stehen aber tief im Minus. Goldskeptiker sehen sich bestätigt.

Wir sehen Gold als Versicherung an, für den Markt ist es ein Spekulationsobjekt.

Letztes Jahr hatte Goldman Sachs sein Kursziel für Gold reduziert. Andere Banken sprangen auf den Zug auf. Nun legte die mächtigste Spekulationsbude der Welt nach und senkte ihre Prognose für den Goldpreis von 1.435 Dollar auf 1.300 Dollar je Feinunze Ende 2013 und von 1.270 auf 1.050 Dollar für Ende 2014. Und wenn Goldmann so etwas macht, dann springen andere Spekulanten gerne auf den Zug auf.

Verschiedene Gründe werden ins Feld geführt. Bessere Konjunkturdaten in den USA als erwartet lassen vermuten, dass die USA vielleicht früher mit ihrem Quantitative Easing aufhören. Hallo? Das Land hat ein Haushaltdefizit um die zehn Prozent, die Welt versinkt in Schulden und etwas bessere Konjunkturdaten lassen den Goldpreis einbrechen? Da sucht jemand nach Argumente.

Wichtiger ist schon die Tatsache, dass China seine Goldförderung massiv aufgestockt hat und mittlerweile größtes Goldförderland der Welt ist. Auch die Notenbanken der Emerging-Markets-Länder kaufen weniger Gold, im Mai zum Beispiel nur rund zehn Tonnen. Gemessen an einer monatlichen Förderung von über 200 Tonnen ist das nicht mehr viel.


Fast wie eine „Verschwörung gegen das Gold“ mutet es da an, dass die indische Notenbank die Verwendung von Gold als Sicherheit für Kredite drastisch einschränkt. Regionale Banken dürfen in Zukunft Gold nicht mehr als Sicherheit für Kredite verwenden. Und die Landbevölkerung steht für 60 Prozent der indischen Geldnachfrage.

Die Regierungen auf der ganzen Welt haben es eben nicht gerne, wenn die Menschen eine solide Währung, die nicht von den Staaten manipuliert werden kann, als Sicherheit verwenden. Ich erinnere daran, dass im PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) laut Gesetzgebung kein physisches Gold mehr gehalten werden durfte, als er in einen Publi-kumsfonds umgewandelt und die Vertriebszulassung für Deutschland, Österreich und die Schweiz beantragt wurde. Grotesk, aber nachvollziehbar, wenn man überlegt, wie Notenbanken und große Teile der Finanzbranche ticken. Physisches Gold ist physisches Gold. Das können Sie nicht manipulieren. Und damit ist es bei Regierungen und spekulativen Finanzmarktakteuren unbeliebt.

So flossen seit Jahresbeginn 565 Tonnen – immerhin 22 Milliarden Dollar – Gold aus ETFs ab, alleine am Dienstag 20 Tonnen. Mit physischem Gold wären solche spekulativen Bewegungen übrigens nicht möglich. Auch daher empfehle ich physisches Gold. Es zwingt zur Ruhe und Besonnenheit.

Auf dem Goldmarkt gibt es nur einen Goldkurs. Es ist ein globaler und liquider Markt. Solche Märkte sind im Gegensatz zu regulierten regionalen Märkten besonders spekulationsanfällig. Daher können die Kursbewegungen sehr massiv sein und sich selbst verstärken.

Ich weiß nicht, wie es weitergeht.

Ich weiß aber folgendes:

1) Das Welt-Bruttoinlandsprodukt beträgt mittlerweile 70 Billionen US-Dollar. Noch 2006, als ich „Der Crash kommt“ schrieb, hatte es ca. 50 Billionen betragen. Ist die Welt zwischenzeitlich um mehr als ein Drittel reicher geworden? Wohl kaum. Eher kommt die höhere Zahl von Inflation, gestiegenen Preisen und mehr Papier- und Buchgeld.

2) Die gesamte Goldmenge der Welt beträgt ca. 170.000 Tonnen. Bewertet mit 1.200 Dollar je Unze sind das ungefähr 6,7 Billionen Dollar. Die Goldmenge der Welt ist also ungefähr ein Zehntel der aktuellen jährlichen Wirtschaftsleistung wert.

Es bleibt jedem selbst überlassen, einzuordnen, ob das viel oder wenig ist. Für mich ist es für das wertbeständigste Zahlungsmittel, das die Menschheit je hatte, eher wenig. Und wenn die Krise sich verschärften sollte, dann wäre Gold sowieso das ultimative Wertaufbewahrungsmittel.

Ich habe 2005 – 2006 als Aktienfan begonnen, Ihnen auch Gold zu empfehlen. Gerade habe ich sämtliche meiner Kolumnen des PRIVATINVESTORs seit Gründung des IFVE 2003 ausgewertet, da im Herbst eine Auswahl der besten und lehrreichsten Kolumnen vereint unter dem Titel Sehr geehrte Privatanleger!: Die besten Anlageweisheiten der letzten 10 Jahre in einem Buchband veröffentlicht wird.

Was damals galt, gilt immer noch, obwohl der Preis von 450 Dollar auf zwischenzeitlich 1.800 und nun 1.200 Dollar gestiegen ist: Gold ist die beste Versicherung, die Sie haben können. Es ist kein Spekulationsobjekt.

Irgendwann werde ich Ihnen empfehlen, Gold zu verkaufen. Aber bestimmt nicht jetzt. Bestimmt nicht in dieser Welt, die täglich ein bisschen verrückter wird. Behalten Sie Ihr Gold. Und wenn Sie noch nicht genug haben, stocken Sie auf. Sie schlafen mit Gold ruhiger. Garantiert.

Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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