Robert Halver: Gold und Silber gehören definitiv in jedes Portfolio
Börsenprofi Halver sagt, wo er aktuell Chancen und Risiken für die Aktienmärkte sieht. Gegenüber Edelmetallen bleibt er positiv gestimmt.
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von Benjamin Summa
Der DAX hat im neuen Jahr einen Rekordspurt hingelegt, er kratzte vor einigen Tagen wieder an der Marke von 7000 Punkte. Ein Niveau, das er zuletzt im Juli 2011 erreicht hatte. Dazwischen lag ein Absturz von 2000 Punkten. Welche Chancen, welche Risiken sehen Sie derzeit für die Aktienmärkte?
Auf der Chancenebene sehen wir nach wie vor die Kraft der drei Herzen für den Aktienmarkt. Erstens haben wir aufgrund äußerst niedriger Zinsen - bei weiterer Zinssenkungsphantasie - und einer massiven Liquiditätsausstattung die freizügigste Geldpolitik aller Zeiten. Das entspannt zweitens auch die dramatische Risikoabneigung gegenüber Aktien. De facto nimmt es den Anlegern die Scheuklappen vor den Fundamentaldaten ab. Und trotz der schwelenden Eurokrise wächst die Weltwirtschaft dank z.B. der Schwellenländer aber auch der USA, wovon insbesondere die exportorientierte deutsche Industrie profitieren kann.
Risiken gibt es aber natürlich auch: Zum einen haben wir das Problem, wie wir weiter mit der Eurokrise umgehen. Die Griechenlandhilfen, die jetzt beschlossen worden sind, stellen bestenfalls einen Pyrhussieg dar. Jeder weiß, dass Griechenland aufgrund seines mangelnden Wachstums im Eurokorsett nicht saniert werden kann. Und man muss in den letzten Wochen den Eindruck haben, dass die Politik den griechischen Euro-Austritt verbal-erotisch vorbereitet. Beim sicherlich nicht einfachen Management dieses Austritts können die Aktienmärkte zwischenzeitlich konsolidieren. Grundsätzlich werden aber die Aktienmärkte diesen Schritt begrüßen. Auch der geopolitische Konflikt zwischen Iran und Israel stellt eine echte Bedrohung für die Aktienmärkte dar, denn bei einer Eskalation würde der Ölpreis noch stärker ansteigen. Das hat sich immer negativ auf die Börsen ausgewirkt.
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Auf der einen Seite verfolgen die Notenbanken eine Politik des billigen Geldes, Sie haben es angesprochen. Die EZB kauft beispielsweise Staatsanleihen von Ländern, die illiquide sind - die europäischen Banken leihen sich hunderte Milliarden über den drei-Jahres-Tender bei der EZB zu einem Zinssatz von einem Prozent. Das spräche für inflationäre Tendenzen. Andererseits warnen Experten davor, dass harte Sparprogramme zu einer Talfahrt der Wirtschaft führen könnten - ohne Inflation. Haben Sie derzeit ein klares Inflations- oder Deflationsszenario?
Ich sehe künftig ganz klar ein Inflationsszenario. Die offizielle Inflationsmessung durch den so genannten Warenkorb greift dabei aber viel zu kurz. Um die reale Inflation bestimmen zu können, muss man auf die Verkaufshäufigkeit von Gütern abstellen. Der Fokus müsste auf Lebensmitteln, Nebenkosten bei Wohnungen, Tanken, Heizen, Strom, Versicherungsprämien usw. liegen und nicht zu stark auf Hightechprodukten, die immer leistungsfähiger und billiger werden. Einkäufer von großen Lebensmittelketten sehen sich ohnehin steigenden Einkaufspreisen von Lebensmitteln ausgesetzt, die unter Berücksichtigung von Transport- und Versicherungskosten noch weiter zulegen. Die geldpolitische Rettung der Finanzwelt bzw. der Eurozone hat einen Preis und das ist künftig eine rapide Beschleunigung der tatsächlichen Inflationsrate.
Welche Auswirkungen würde Ihr Szenario für die Wirtschaft und die Aktienmärkte haben?
Inflation ist für mich ein positives Element für die Aktienmärkte. Früher war man gegenteiliger Meinung, weil man davon ausgegangen ist, dass die Notenbanken bei steigender Inflation gegensteuern und die Zinsen erhöhen. Aber das können sie heute nicht mehr, um die Stabilität der euroländischen Staatsanleihemärkte nicht zu gefährden. Also lässt man das Inflationspotenzial laufen und schöpft die Liquidität nicht ab und Zinserhöhungen bleiben aus. Aus der Inflationsangst heraus werden die Anleger Sachkapital nachfragen – und Aktien sind nichts anderes als verbrieftes Sachkapital. Ebenso stark werden Edelmetalle und Rohstoffe als Vermögensschutz en vogue bleiben.
Die Lage an den Börsen schätzen Privatanleger derzeit ähnlich pessimistisch ein wie kurz nach der Lehman-Pleite 2008. Einer aktuellen Umfrage zufolge erwarten nur 25 Prozent der Anleger, dass der DAX in den kommenden sechs Monaten steigt, 30 Prozent rechnen hingegen mit fallenden Kursen, 35 Prozent der Privatinvestoren gehen von einer Seitwärtsbewegung aus. Glauben Sie, dass das Vertrauen in Aktien wieder spürbar steigen kann?
Die Anleger dürfen sich nicht in das anlagepolitische Biedermeier zurückziehen. Nur auf klassische Bundeswertpapiere zu setzen, wäre zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich nicht die richtige Strategie. Es ist sehr wichtig zu erkennen, dass die klassische Finanzwelt zu einer ausgestorbenen Spezies geworden ist. Vielmehr werden die Märkte über die Liquiditätspolitik der Notenbanken in hohem Maße geschmiert. Der klassische fundamentale Konjunkturzyklus wird also massiv verlängert. Preisstabilität hat nicht mehr Priorität, sondern die Stabilität der Eurozone. Vor diesem Hintergrund sollten die Anleger nicht einseitig in eine Anlageklasse wie Bundesanleihen investieren, die weder aus Inflationssicht noch mit Blick auf die Bonität – wir haften für unsere Euro-Partnerländer in der Peripherie – keine gerechte Verzinsung bieten. De facto bieten sie eine negative Realverzinsung. Vor diesem Hintergrund ist das große Misstrauen gegenüber Aktien nicht gerechtfertigt.
In derselben Umfrage wurde abgefragt, wie Anleger 10.000 Euro derzeit für mehrere Monate anlegen würden. Knapp 40 Prozent gaben an, mit dem Kapital in Edelmetalle wie Gold investieren zu wollen. Für Sie eine gute Strategie?
Edelmetalle wie Gold und Silber gehören definitiv in jedes Portfolio. Sie haben in den vergangenen Jahren die höheren Weihen bekommen. Edelmetalle sind aufgrund des billigen Geldes – und alle Notenbanken von China bis zu den USA machen hier mit – eine sehr gute reale Absicherung des Vermögens.
Edelmetallaktien hinken dem Goldpreis bislang noch hinterher. Viele Analysten rechnen damit, dass die Minenaktien den Abstand zum physischen Gold bald aufholen werden, sie sprechen von einem "screaming buy", da die fundamentale Bewertung der Goldaktien historisch günstig ist. Wie ist Ihre Meinung hierzu?
Wenn man sich den Arca Gold BUGS Index anschaut und eine Bewertung gemäß Kurs-Gewinn-Verhältnisses vornimmt, dann stellt man sehr schnell fest, dass dieses nahe am Tief der vergangenen zehn Jahre liegt. Anleger sollten nicht zuletzt deswegen Edelmetallaktien aktuell auf dem Schirm haben. Grundsätzlich partizipiert der Anleger bei Goldminen zu 100% an der gesamten Goldwertschöpfungskette Ausrüstung, Förderung, Produktion und Weiterverarbeitung und kommt zusätzlich in den Genuss von Dividenden und Übernahmephantasie. Warum sollte man sich also mit dem Endprodukt alleine zufrieden geben und auf die Rendite des Produktivkapitals verzichten?
In vielen Anlageklassen müssen Anleger derzeit mit einer negativen Realverzinsung leben. Nach Abzug der Inflation wird das Ersparte immer weniger. Werden die Sparer die großen Verlierer der kommenden Jahre sein?
Der Sparer ist dann der große Verlierer, wenn er auf die falschen Anlageklassen setzt. Ich weiß, die Deutschen lieben ihre Zinspapiere. Aber die Entschuldung der nationalen Haushalte muss auch über Inflationierung vorangetrieben, da Ausgabenkürzungen beziehungsweise Steuererhöhungen die wirtschaftlichen Auftriebskräfte lähmen. Heute schon kompensieren die Zinsen, die Sparer erhalten, schon nicht die offizielle Inflationsrate, geschweige denn die tatsächliche Inflation. Sparer müssen auf Anlageklassen ausweichen, bei denen nach Inflation noch etwas übrig bleibt: Substanzwerte in Form von Dividendenpapiere sind meines Erachtens die besseren Staatspapiere. Ich hatte es schon erwähnt: Aus Inflations- und Bonitätssicht zahlt man bei Staatsanleihen drauf. Zudem müssen die Anleger wissen, dass das Anlagevolumen, das man normalerweise in Staatsanleihen halten sollte, schon über Lebensversicherungen abgedeckt wird, die in der klassischen Form in hohem Maße in Rentenpapieren investiert sind.
Wie würden Sie derzeit Ihr Depot strukturieren, wenn Sie ein Anleger mit einer durchschnittlichen Risikoneigung wären?
Etwa 45 Prozent in Aktien, aufgeteilt in zyklische Aktien wegen der Weltkonjunktur, aber auch Dividendentitel. Dazu gehören 10 Prozent Anleihen von Unternehmen, die über ein intaktes Geschäftsmodell verfügen, die häufig mehr bieten als Staatspapiere und damit auch der Robustheit der deutschen Unternehmenslandschaft gerecht werden. 10 Prozent in die Edelmetalle Gold und Silber, auch in Minenwerten, 10 Prozent Rohstoffe wie Öl und Industriemetalle. Weitere 15 Prozent sollte man in Festgelder investieren und 10 Prozent in Staatsanleihen uebrigens auch von Italien oder Spanien, solange diese wie im Augenblick von der EZB gestuetzt werden.
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