Der Anlegerbrief Holger Steffen

Öl langsam ein Schnäppchen?

01.12.15 11:07 Uhr

Öl langsam ein Schnäppchen? | finanzen.net

Bei 45 US-Dollar versucht Öl der Sorte Brent aktuell eine Stabilisierung. Ist der Schmierstoff der Weltwirtschaft nach dem Preisabsturz nun reif für die Wende?

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Konjunktursorgen übertrieben

Wenn sich die im Herbst grassierenden Sorgen um einen bevorstehenden Absturz der Konjunktur als zu pessimistisch erweisen - und im Moment sieht es danach aus -, stellt sich unmittelbar die Frage, ob der Ölpreis nicht Erholungspotenzial aufweist. Immerhin notiert die Sorte Brent rund 40 % unter dem Vorjahreswert und auf einem Mehrjahrestief. Doch die direkte Verbindung zur Konjunkturentwicklung scheint durch strukturelle Änderungen gestört.

Ölproduktion auf hohem Niveau

Grund dafür ist der Boom der US-Öl¬pro¬duk¬tion. Fracking hat sich als echter "Game Changer" für den Markt erwiesen und die Angebotsstrukturen nachhaltig verschoben. Seit den 1970er Jahren war die Ölproduktion in den USA rückläufig, bis mit der neuen Technologie 2009 die Trendwende gelang. Im Anschluss hat sich der Output innerhalb von fünf Jahren um 74 % auf 3,18 Mrd. Barrel erhöht. Die Weltnachfrage hat mit dem Produktionswachstum zuletzt nicht mehr Schritt gehalten, zwischen 2013 und 2015 wird der Konsum nach Schätzungen der US Energy Information Administration um insgesamt 2,8 % auf 93,86 Mio. Barrel pro Tag zulegen, während sich die Produktion im selben Zeitraum um 5 % auf 95,48 Mio. Barrel pro Tag erhöhen soll.

OPEC zerstritten

In früheren Zeiten war das der Moment, in dem die OPEC, angeführt von Saudi-Arabien, die Förderung kräftig gekürzt hat. Aktuell zeigt sich das Kartell aber uneinig, was einerseits an der Bedrohung durch die neue US-Kon¬kur¬renz liegt, die nicht noch mehr Marktanteile gewinnen soll, aber auch an der bevorstehenden Rückkehr des Iran an den Markt, der im Fall einer Kürzung in die Bresche springen könnte.

Fazit zu Öl: Kaufsignal möglich

Die fundamentale Lage am Ölmarkt rechtfertigt also durchaus den Preisabsturz, Goldman Sachs prognostiziert ohne Förderkürzung sogar einen weiteren Rückgang auf 20 US-Dollar (was aber auch als Kontraindikator gewertet werden kann). Spekulativ ist Öl wegen des Versuchs einer Bodenbildung bei 45 US-Dollar durchaus interessant. Sollte der Rohstoff den massiven Widerstand bei 47 US-Dollar überwinden und damit ein Kaufsignal generieren, würden wir prozyklisch eine kleine Position aufbauen.
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