Steuersoftware

Die besten Steuerprogramme im Test

31.01.11 06:00 Uhr

Sie sind Steuerzahlers Helferlein – doch wer bietet die beste Software? €uro am Sonntag hat die fünf beliebtesten Programme getestet. Die Ergebnisse.

von Sophie Brand, Euro am Sonntag

Wie seine Vorläufer hat das Jahressteuergesetz 2010 den Steuerzahlern einige Änderungen beschert. Neue Regeln gibt es etwa für das häusliche Arbeitszimmer. Das ist zwar wieder absetzbar, aber die Steuererklärung wird dadurch eher schwerer als leichter. Professionelle Steuersoftwareprogramme nehmen dem jährlichen Ritual nicht nur den Schrecken, sondern zeigen auch auf, wo sonst noch etwas zu holen ist. €uro am Sonntag hat die gängigsten Programme getestet. Dabei half eine dreiköpfige Familie als Musterfall.

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Die gute Nachricht vorweg: Alle fünf Programme haben den Musterfall korrekt gelöst. Doch spätestens bei der Frage, wie der Nutzer zur Lösung kommt, zeigten sich die Unterschiede: Bei einigen Programmen hatten angehende Rürup-Rentner Probleme. Hier fehlten schlicht die Eingabefelder. Riester-Rentner hatten es leichter. Ein Programm wies fälschlicherweise darauf hin, dass die Spekulationsfrist für Aktiengeschäfte zwölf Monate beträgt, obwohl diese Frist mit der Einführung der Abgeltungsteuer entfallen ist. Positiv: Bei allen Programmen können die Daten des Vorjahres importiert werden – sofern man sich damals für dieselbe Software entschieden hatte. Jährlich gleiche Angaben zu Wohnort, Bankverbindung, Arbeitsort und vieles mehr müssen nur einmal eingegeben werden.


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Spitzenreiter ist die SteuerSpar­Erklärung der Akademischen Arbeitsgemeinschaft. Die Eingabe ist sehr übersichtlich und geht schnell. Die Steuerberechnung ähnelt dem Steuerbescheid, dazu sind viele detaillierte Berechnungen zu den Sonderausgaben oder den einzelnen Einkunftsarten möglich. Für die Rürup-Rente gibt es ein eigenes Eingabefenster. Ein Steuerhandbuch fehlt, aber es gibt für Fragen eine gebührenfreie Telefonhotline. Kleines Manko: Familien mit Kindern könnten sich mehr Voreinstellungen wünschen. Selbstständige finden in der hier nicht getesteten Plus-Version­ Umsatzsteuer-, Gewerbesteuer- und Feststellungserklärungen.

Auf Platz 2 folgt T@x 2011. In Aufbau und Programmführung ähnelt es dem drittplatzierten WISO-Programm. T@x punktet aber mit seinem Preis: 14,99 Euro sind ein echtes Schnäppchen. Dafür gibt es viele hilfreiche Voreinstellungen. Kosten fürs Arbeitszimmer können mit dem Programm leicht errechnet oder direkt eingegeben werden. Falsche oder unvollständig ausgefüllte Felder sind pink markiert, das macht die Fehlersuche leichter. Leider klappt das Zurückblättern nicht problemlos. Eine Suchfunktion gibt es nur unter den Menüfeldern.

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Den dritten Platz belegt WISO. Dieses Programm richtet sich gezielt an Erstnutzer und verwendet statt der gängigen Begriffe wie Werbungskosten die Formulierung „Ausgaben zum Arbeitslohn“. Spenden oder Handwerkerrechnungen werden unter „allgemeine Ausgaben“ erfasst, was etwas irritierend ist. Dennoch ist die Eingabemaske strukturiert und übersichtlich. Die Darstellung der Verlustvorträge ist spitze. Ein Buch mit Tipps und Tricks gibt es zwar nicht, dafür aber eine 320-seitige Bedienungsanleitung.QuickSteuer rangiert auf Platz 4. Ein Plus ist der kostenlose 24-Stunden-Support im Internet. Einsteiger wie auch Profis können gut mit der Software arbeiten. Allerdings ließ das Programm den Tester die Kinderbetreuungskosten komplett eingeben, obwohl die Beispielfamilie sie nicht ansetzen kann, da die Mutter nicht arbeitet. Größtes Manko: Die Steuererstattung laut Bescheid ist nur schwer nachvollziehbar. Als Zusatznutzen enthält das Programm die Konz-Steuertipps auf CD.

Schlusslicht ist Taxman. Nutzer können hier zwischen der Los-geht’s-Tour für Profis oder der Taxman-Tour für Einsteiger wählen. Auch die aktuelle Rechtsprechung ist gut verständlich eingearbeitet. Beim Gewinn aus dem Aktienverkauf konnte die einbehaltene Abgeltungsteuer nicht problemlos erfasst werden. Ein Gesamtüberblick fehlt.

Musterfall Softwaretest 2011: Die Eckdaten

Ehepaar, beide katholisch. Er ist Lehrer mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von 60.000 Euro. Er zahlt: 10 000 Euro Lohnsteuer, 550 Euro Solidaritätszuschlag und 700 Euro Kirchensteuer. Er macht als Werbungskosten Fachliteratur und Büromaterial für insgesamt 600 Euro und 2000 Euro für ein häusliches Arbeitszimmer geltend. Sie war das ganze Jahr in Elternzeit.
Gemeinsam haben sie eine zweieinhalbjährige Tochter. Seit dem 1. August 2010 geht das Kind in die Krippe, da die Mutter ab 2011 wieder ihrem freiberuflichen Job nachgehen will. Die Krippe kostet 300 Euro pro Monat.

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Er zahlt folgende Beiträge: In die Rentenversicherung zahlen Arbeitnehmer und Arbeitgeber je 5000 Euro, 2000 Euro fließen in die Arbeitslosenversicherung, seine Basisbeiträge für die Krankenversicherung kosten ihn 4000 Euro.
Sie zahlt für eine private Krankenversicherung Basisbeiträge von 3000 Euro im Jahr. Zudem zahlt sie 4000 Euro für eine Rürup-Rente. Beide zahlen außerdem gemeinsam 1000 Euro für eine Kfz-Haftpflicht- und eine Unfallversicherung.
Das Ehepaar hat im Haus Malerarbeiten für 4500 Euro durchführen lassen. Außerdem musste sich die Familie mit 1000 Euro an den Reparaturkosten des Fahrstuhls im Haus beteiligen.

Einkünfte aus Kapitalvermögen und Spekulations­geschäften des Ehemanns

a) Der Ehemann verkauft am 4. März 2010 eine Aktie zum Preis von 4000 Euro, die er im Februar 2009 für 2500 Euro erworben hatte. Die Bank behält 375 Euro Abgeltung­steuer ein, Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag allerdings nicht.

b) Er erhält außerdem eine Dividende von der X-AG in Höhe von 2000 Euro. Hier behält die Bank 500 Euro Abgeltungsteuer ein, Kirchensteuer und Solidaritäts­zuschlag jedoch nicht.

c) Insgesamt sind 200 Euro Depotgebühren angefallen. Zum 31. Dezember 2009 wurde ein verbleibender Verlust aus privaten Veräußerungsgeschäften von 12.000 Euro festgestellt.

Einkünfte aus Kapitalvermögen der Ehefrau
Sie erhält 500 Euro Zinsen aus einem Bausparvertrag. Die Bank hat von diesem Betrag die Abgeltungsteuer nicht einbehalten.