Schuldenmacher aufgepasst!

Ratenkredite: Kaufen auf Pump

aktualisiert 16.11.13 20:52 Uhr

Fast jeder dritte Haushalt finanziert inzwischen größere ­Anschaffungen mit einem Konsumentenkredit. Banken ködern Kunden mit ­hoher Flexibilität beim Abstottern. Was die Angebote wirklich taugen, zeigt der große Test.

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von Michael H. Schulz, Euro am Sonntag

Zum Jubiläum gab’s Geschenke — und zwar für die Kunden. Der Anlass: Die Teambank, Erfinderin der Marke „easyCredit“, gehört seit zehn Jahren zur Gruppe der Genossenschaftsbanken. Deshalb servierten die Teambanker Antragstellern, die sich bis zum 1. November zwischen 1.000 und 5.000 Euro liehen, einen Abschlag auf den eigentlichen Sollzinssatz von 25 Prozent. Was die Kunden nicht wussten: Auch nach den großzügigen Nachlassen verdiente die Bank noch gut.

Dass Banken inzwischen Ratenkredite anpreisen wie etwa Möbelhäuser oder Elektronikfachhändler ihre Sonderangebote, kommt nicht von ungefähr. Denn nahezu jeder dritte Haushalt hierzulande tätigt inzwischen größere Anschaffungen auf Pump. Ob der energieeffiziente Gefrierschrank, der neue 3-D-Flachbildfernseher, Luxusreisen oder der Brillantring zu Weihnachten, im Vergleich zum Vorjahr stieg die Aufnahme von Ratenkrediten laut einer Studie der GfK-Finanzmarktforschung im Auftrag des Bankenverbands um vier Prozent. Im Schnitt beträgt die durchschnittliche Kreditsumme laut Angaben der Schufa 7.708 Euro. Das darf aber nicht da­rüber hinwegtäuschen, dass 30 Prozent der nachgefragten Konsumentenkredite auf Summen bis zu 1.000 Euro entfallen. Meist lösen Verbraucher mit dem günstigeren Ratenkredit auch teure Dispokredite ab.

































17,4 Millionen Ratenkredite
Insgesamt betrachtet, haben Bundesbürger laut dem Schufa Kredit-Kompass 2013 rund 17,4 Millionen Ratenkredite zu bedienen. 50 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Davon werden konstant 97,5 Prozent reibungslos getilgt. Verbraucher gelten bei Banken als solide Schuldner. Außer den drei letzten Lohn- oder Gehaltsnachweisen müssen Antragsteller in der Regel keine Sicherheiten stellen.

Doch der Wettbewerb im Wachstumsmarkt „Konsumentenkredite“ ist hart. Über den Preis, also Sollzins allein, können Banken bei Verbrauchern nicht länger punkten. Längst wissen Kunden, dass sie bei bonitätsabhängigen Ratenkrediten letztlich immer mehr zahlen als die Werbung im Schaufenster versprochen hat. Dafür muss es dann aber auch mehr Service sein.














In den Marketingabteilungen der Banken hat man deshalb längst die Bedürfnisse des Kunden entdeckt. Waren Ratenkredite früher standardisierte Angebote sozusagen von der Stange, steht heute Maßanfertigung und Flexibilität beim Abstottern im Vordergrund. Der „Wie für mich gemacht Kredit“ der Targobank ist dafür ein Paradebeispiel.

Auch das Verhalten der Verbraucher ändert sich. Sparte man zu Omas Zeiten für größere Anschaffungen, so lohnt sich das in Zeiten von Zinsen unterhalb der Inflationsrate nicht mehr. Dagegen ist der Anreiz groß, sich billig Geld zu borgen. Auch die stabile Konjunktur, dank der viele Jobängste verflogen sind, verstärkt die Neigung, bei Banken über Jahre in der Kreide zu stehen.














Doch für Kreditnehmer bedeuten der vermeintlich günstige „Festzins“ und Rabattaktionen wie im Fall von easyCredit noch lange nicht, dass die tatsächlichen Konditionen in jedem Fall preiswert sind. Auch hier gilt die Devise: Drum prüfe, wer sich lange bindet. Denn bei der Ausstattung des Konsumentenkredits, vor allem aber bei der Beratung in der Filiale, gibt es zwischen den Anbietern von Jahr zu Jahr gravierende Unterschiede.

So war beispielsweise die CreditPlus Bank im vergangenen Jahr besonders günstig mit ihren Sollzinssätzen. Inzwischen hat die deutsche Tochter der französischen Crédit Agricole die Konditionen für das geborgte Geld massiv verteuert. Es lohnt sich also, Angebote von verschiedenen Anbietern einzuholen.

€uro am Sonntag hat deshalb gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) die bonitätsabhängigen Konsumentenkredite von 13 nationalen und regionalen Anbietern anhand von fünf Kategorien auf den Prüfstand gestellt: Kreditausstattung und –vergabe, Beratung, Konditionen, Service und das Preis-Leistungs-Verhältnis.














Da es bei Onlineofferten in der Regel keine Beratung gibt, wurden Internetangebote nicht berücksichtigt. Um die tatsächlich erzielten Konditionen für den angebotenen Ratenkredit der verschiedenen Banken vergleichen zu können, wurden die Konditionen durch eine Umfrage bei den Anbietern ermittelt. Testpersonen testeten für vier Musterfälle in den Filialen die Beratungsqualität (siehe Tabelle unten).

Ein wichtiger Punkt bei der Wahl des richtigen Kredits ist die Restschuldversicherung. Sie springt ein, wenn der Kreditnehmer wegen Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit nicht mehr zahlen kann. Die Abschlusskosten dieser auch als Restkreditversicherung bekannten Police verteuern den Kredit teilweise massiv. Sie werden meist als Einmalbeitrag fällig (siehe Kasten unten). „Der Zins müsste eigentlich bei Abschluss einer Restschuldversicherung besonders niedrig sein“, meint Jörn Hüsgen, Geschäftsführer beim Deutschen Kundeninstitut. Schließlich sichere die Police nicht nur den Kreditnehmer im Fall eines durch Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder Tod bedingten Zahlungsausfalls ab. Auch die Bank habe die Sicherheit, dass sie in jedem Fall ihr Geld bekommt. Verbraucherschützer sehen die Restschuldversicherungen kritisch, weil die Policen die monatliche Rate massiv verteuern. Das lässt sich an der BBBank verdeutlichen. In allen vier getesteten Musterfällen bietet die Bank die teuerste Restschuldpolice an. Die Unterschiede zu den günstigsten Konkurrenten sind extrem: Im Testfall mit einem Ratenkredit von 3.000 Euro betragen die Kosten der Restschuldpolice der BBBank knapp das Zehnfache der Summe der Postbank. Und beim großen Kredit über 50.000 Euro zahlen Kunden bei der BBBank 5.000 mehr als bei der Targobank. Im Konditionencheck wurde die Restschuldpolice zwar nur mit zehn Prozent gewichtet, dennoch fand sich die BBBank durchweg entweder auf dem vorletzten oder dem letzten Platz wieder.

Große Kluft zwischen Anbietern
Doch die Angebote der 13 Kreditinstitute trennen nicht nur Prozentpunkte. Vor allem bei der Beratung und dem Kundenservice gibt es zwischen den Anbietern eine große Kluft. Von den Noten sehr gut bis ungenügend ist alles vertreten. Längst nicht jeder Berater in der Filiale führte eine umfassende Analyse durch, die Lebenssituation, Kapital- und Vorsorgebedarf umfasste. Auch war es keinesfalls selbstverständlich, dass Berater auf anfallende Kosten des Kredits hinwiesen.














Unterm Strich gibt es in der Gesamtwertung nur zweimal die Note „sehr gut“. Der „Wie für mich gemacht Kredit“ der Targobank und der „Wunschkredit“ der Commerzbank sind die einzigen Angebote, die im Gesamtranking „bester Konsumentenkredit“ mit der Bestnote abschneiden. Dabei liegt die Targobank nach Punkten knapp vor der Commerzbank.

Beide punkten mit Flexibilität. Während der Laufzeit sind Raten­erhöhungen oder -senkungen und Sondertilgungen möglich. Der „Wunschkredit“ der Commerzbank bietet Laufzeiten von sechs bis 120 Monaten. Ein weiterer Pluspunkt: Die Commerzbank schröpft Kunden nicht mit einer Bearbeitungsgebühr. Obwohl acht Oberlandesgerichte entschieden, dass solche Kosten nicht auf Kreditnehmer abgewälzt werden dürfen, erheben immer noch Institute ein bis vier Prozent des Auszahlungsbetrags. Endgültige Klarheit wird hier wohl erst der Bundesgerichtshof schaffen.

Außerdem ist die Commerzbank neben der Postbank das einzige Institut, das Ratenkredite auch Selbstständigen und Freiberuflern zugänglich macht. Das qualifiziert die Commerzbank in den Kategorien „Kreditausstattung- und Vergabe“ und „Beratung“ zum Sieger.

Dagegen bieten Primus Targobank und der Testdebütant Hamburger Sparkasse (Haspa) in allen vier Musterfällen den niedrigsten Effektivzins und bekommen dafür in der Einzelkategorie „Konditionen“ die Note „sehr gut“. Die Haspa kommt somit auf Anhieb auf den vierten Platz.
Was Kredite unterm Strich kosten (pdf)

Restschuldversicherung

Bei Kleinkrediten überflüssig
97,5 aller Ratenkredite bedienen Schuldner laut Angaben der Schufa ­reibungslos. Dennoch versuchen Banken, Kreditnehmern eine Restschuldversicherung unterzujubeln. Damit sichern sich die Institute das Risiko des eventuellen Zahlungsausfalls ab, falls der Schuldner aufgrund von ­Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit oder Tod die vereinbarte Rate nicht mehr zahlen kann. Dass der Vertrieb dieser Policen den Banken auch noch ansehnliche Provisionen einbringt, fällt allerdings oft unter den Tisch. Für den Kunden bedeutet die Restschuldversicherung in der Regel höhere ­Raten, und schlimmstenfalls dauert es länger, um den Kredit zu tilgen. Bei Kleinkrediten bis 5.000 Euro lohnt sich die Restschuldversicherung in der Regel nicht. Bei größeren Summen sollte man darauf achten, dass die Kosten der Police nur einen Bruchteil der Kreditrate ausmachen. In den vier Musterfällen des Tests war die Restschuldofferte der BBBank stets die teuerste. Wichtig: Grundsätzlich haben Kreditnehmer die Wahl, ob sie eine solche Police abschließen wollen oder nicht. Faktisch ist diese Wahlfreiheit allerdings eingeschränkt. Denn Banken können die Kreditzusage an den Abschluss einer Restschuldpolice knüpfen.

In der Vergangenheit kam es öfter vor, dass ein Teil des Kredits dazu diente, die Prämie für die Restschuldversicherung zu zahlen. Bilden der Policen- und Kreditvertrag eine wirtschaftliche Einheit, müssen Banken laut einem Urteil des Bundesgerichtshofs darauf hinweisen (Az. XI ZR 45/09). Doch Vorsicht: Den Beweis, dass der Banker ihn nicht informiert hat, muss der Kunde erbringen.

So wurde getestet:
Um einen Überblick über Angebote von bonitätsabhängigen Ratenkrediten zu bekommen, wurde in drei Stufen getestet. Zunächst wurden die überregionalen Institute mit Fragebögen zu unseren Testkunden konfrontiert. Danach besuchten anonyme Testkäufer die Filialen. Onlinerecherchen rundeten den Test ab. Die Konditionen hatten mit 40 Prozent das größte Gewicht. Hier flossen auch die Beispielrechnungen mit ein. Beratung, Service und Kreditangebot schlugen mit je 20 Prozent zu Buche. Die Sonderkategorie „Preis-Leistungs-Verhältnis“ stellt das Verhältnis der Ergebnisse der Kategorie „Konditionen“ zu den Ergebnissen der Kategorie „Kreditangebot“ dar.

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