ACI-Fonds: Anleger kämpfen um ihr Geld
Nach dem Insolvenzantrag für vier Fonds von Alternative Capital Invest formiert sich der Widerstand. Was Anleger wissen müssen.
von Michael H. Schulz, Euro am Sonntag
Die vermeintlichen Glücksritter aus Gütersloh wollten in Dubai mit einem „Flipper-System“ hoch hinaus. So nennt man flapsig das Geschäftsmodell, bei dem schon im Vorplanungsstadium noch nicht fertiggestellte Immobilieneinheiten mit einem Preisaufschlag weiterverkauft werden. Solche Vorabverkäufe waren keine Seltenheit.
Die vermeintlichen Glücksritter sind Hanns-Uwe Lohmann und sein in Dubai agierender Sohn Robin als Chef der Alternative Capital Investment (ACI) Real Estate. Insgesamt legte ACI zwischen 2004 und 2008 sieben Geschlossene Immobilienfonds auf, in die rund 6000 deutsche und einige Hundert österreichische Anleger circa 200 Millionen Euro investierten. Damit Anlegergelder bereitwillig flossen, haben zuletzt auch Prominente wie Boris Becker, Michael Schumacher und Niki Lauda ihre Namen und markante Gesichter gegen Lizenzgebühren für die Projekte von ACI hergegeben. „Drei Namen, drei Legenden, drei Türme“, warb der Initiator. Für die auffallende „Tower-Branding-Idee“ bekam ACI sogar einen Preis.
Das und die nach deutscher Wertarbeit klingende Bezeichnung „German Developer“ sowie die Wachstumsstory von Dubai machten Eindruck auf Anleger. Das „Flipper-System“ funktionierte zunächst. Auf dem Papier leisteten Käufer Anzahlungen auf noch nicht existierende Immobilieneinheiten. Doch dann floppte es.
Während bei der ersten Beteiligung noch alles gut verlief, hat ACI für die vier Nachfolgefonds inzwischen Insolvenz beantragt. Der Insolvenzverwalter Norbert Westhoff wird eventuell Ausschüttungen zurückfordern. Bei den Beteiligungen VI und VII, den unvollendeten Promitürmen, kündigte ACI aufgrund drastisch sinkender Immobilienpreise Wertberichtigungen von 80 Prozent an. Laut JP Morgan Middle East könnten die Immobilienpreise in Dubai gegenüber dem Höchstkurs 2008 um 80 Prozent fallen.
Dabei hätte alles glattgehen können. Doch zum 31. Dezember 2008 kündigte Deutschland das Doppelbesteuerungsabkommen mit Dubai samt lukrativer Freistellungsmethode für Immobiliengewinne. Und nun kommt Robin Lohmanns „Fliewatüüt“ ins Spiel. ACI verkaufte Ende 2008 die Fonds II bis V, deren steuerliche Annahmen auf dem bisherigen Doppelbesteuerungsabkommen basierten, an den Lizenzunterhändler Yama, einen lokalen Mittelsmann. Wobei einige Fonds sowieso Ende 2008 aufgelöst worden wären.Laut ACI flossen Anzahlungen, und der Käufer versprach im März 2009, den Gesamtpreis zu zahlen.
Doch der Käufer ist offenbar Opfer der Finanzkrise. „Tatsächlich ist es so, dass die in Dubai finanzierenden Banken derzeit gravierende Liquiditätsprobleme haben“, teilte ACI mit. Das betreffe leider auch den Käufer der Immobilienprojekte der ACI-Fonds, „trotz Finanzierungszusage seiner Bank und seiner guten Bonität“. ACI storniert die Verkäufe, stellte Sicherheiten. Auf die Schlusszahlung warten Anleger noch heute.
Das Magazin „Arabian Business“ titelte: „Wo ist das Geld hin, Robin?“ Und der Branchendienst für den Grauen Kapitalmarkt, „Kapital Markt Intern“, schreibt: „Fraglich ist jedoch, wo die Millionen von den Anlegern und aus den Anzahlungen der Käufer geblieben sind.“
Einige Anleger haben nun die Geduld verloren. Bei der Staatsanwaltschaft in Bielefeld sind Anzeigen wegen Betrugs eingegangen. Dubai fahndet nach Robin Lohmann wegen vermeintlichen Scheckbetrugs. Inzwischen hat sich zudem Widerstand formiert. Für die Interessengemeinschaft ACI-Anleger „liegt der Verdacht nahe, dass die ACI systematisch Gelder in dreistelliger Millionenhöhe veruntreut hat und durch die Insolvenz versucht, die Spuren zu verwischen.“ Dabei war noch 2008 ACI Real Estate „der viertgrößte weltweit und mit Abstand der größte deutsche Marktteilnehmer in Dubai“, so Rainer Regnery, Ex-ACI-Vermittler und jetziger Wortführer der Interessengemeinschaft.
Am 9. Oktober beschloss die Interessengemeinschaft mit großer Mehrheit die Gründung einer Gesellschaft, auf die die Rechte an den Fondsobjekten übertragen werden sollen. Dann wolle man versuchen, die Immobilien gemeinsam mit einem Joint-Venture-Partner weiterzuentwickeln und an institutionelle Investoren zu vermarkten. Klingt zunächst gut. Allerdings muss das Land Department zustimmen. Zudem würde laut ACI eine Gebühr von 1,2 Millionen Euro anfallen. Auch müsste Robin Lohmann der Übertragung zustimmen. Fraglich ist, ob das auch wirtschaftlich sinnvoll sein würde. In Dubai gibt es ein Überangebot von Bürobauten. Laut „Arabian Business“ stornierten Baulöwen 495 der 980 bei der Immobilienaufsicht des Emirats angemeldeten Projekte.
Robin Lohmann hat den Teilbetrieb Dubai Branch der Alternative Capital Invest GmbH & Co KG auf die neu gegründete Gesellschaft Platin 567. GmbH mit allen Rechten und Pflichten übertragen. Laut Angaben von ACI ändert sich allerdings dadurch für Anleger nichts. Allerdings bestehen die Ansprüche gegenüber den Fonds.