Euro am Sonntag-Titel

Strafzins für Sparer: Ihr Geld in Gefahr!

aktualisiert 27.11.14 21:00 Uhr

Strafzins für Sparer: Ihr Geld in Gefahr! | finanzen.net

Können Zinsen auf Guthaben unter null sinken? Seit Kurzem wissen wir, sie können. €uro am Sonntag erklärt, wie es so weit kommen konnte, ob der Trend anhält und was Anleger und Sparer jetzt tun müssen.

von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag

Es ist die Art von Werbung, die Jörg Schultheis ein Desaster nennt. "Wenn eine Bank minus 0,25 Prozent Strafzinsen verlangt, ist das so, als würde Shell eine Bohrplattform in der Nordsee abbrennen", sagt der Geschäftsführer von Serviceplan, einer der größten deutschen Werbeagenturen.

Dass die Ankündigung solch hohe Wellen schlägt, hat auch viel damit zu tun, dass Deutschland ein Land der Sparer ist. Nicht Aktien, nicht Anleihen, nicht Fonds - nein, Fest- und Tagesgeld sind neben Lebensversicherungen der Deutschen liebstes Kind. Über zwei Billionen Euro schlummern derzeit bundesweit auf Konten, die seit Jahren wegen der Geldpolitik der Europäischen Zen­tralbank immer weniger abwerfen. Nun geht die Angst um, dass bald Millionen Deutsche Strafzinsen zahlen müssen, nur weil sie Geld auf der Bank deponiert haben.

Doch ist die Skatbank vielleicht nur ein Einzelfall? Die Deutsche Bank schließt negative Zinsen derzeit aus. Die übrigen zwölf von €uro am Sonntag befragten Banken und Sparkassen wollen aktuell ebenfalls keine Minuszinsen einführen - zumindest für Privatkunden.

Max Herbst glaubt, dass die Skatbank ein Test war. "Es ist denkbar, dass der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) die Skatbank vorgeschickt hat, um das Echo auf Negativzinsen zu testen", meint der Inhaber der FMH-Finanzberatung. Er ist sich sicher, dass kaum ein Kunde bisher betroffen ist. Wie viele Sparer tatsächlich zahlen, veröffentlicht die Bank nicht. Jedenfalls wurde kürzlich die Grenze, ab der der Strafzins fällig wird, auf eine Million Euro verdoppelt.

Der Bankenverband BVR weist Herbsts Äußerungen als Spekulationen zurück, eine Sprecherin erklärt aber: "Die Banken werden versuchen, negative Einlagenzinsen zu vermeiden. Angesichts der andauernden Niedrigzinspolitik der Zen­tralbank können aber negative Zinsen für Großeinlagen nicht ausgeschlossen werden."

Bei Unternehmen und Großinvestoren wie Fondsgesellschaften haben einige Geldhäuser diesen Schritt schon vollzogen: Commerzbank- Chef Martin Blessing kündigte jüngst Strafzinsen für Firmenkunden an. Das Gleiche will die genossenschaftliche WGZ Bank tun. Fondsgesellschaften zahlen bereits heute Minuszinsen, wenn sie viel Geld bei bestimmten Depotbanken bunkern. "Ein Frontalangriff auf die Psyche der Anleger," nennt der Fondsmanager Bert Flossbach dieses Vorgehen. Branchenkenner rechnen fest damit, dass die Kosten für die Zinsen an die Anleger weitergegeben werden.

Die Zeitenwende
Fragt sich, wie konnte es so weit kommen und was sollten Sparer und Anleger nun mit ihrem Geld tun? €uro am Sonntag hat die Anlageklassen, in denen die Deutschen das meiste Geld investiert haben, untersucht und erklärt, was die Zeitenwende für Sparkonten, Lebensversicherungen, Anleihen, Aktien, Gold und Immobilien bedeutet. So viel vorab: Das, was bislang als sicher galt, birgt Gefahren, und wer sein Geld mehren will, braucht Mut zum Risiko. Aber der Reihe nach.

Vor gut zwei Jahren wurde zum ersten Mal davon gesprochen, dass risikolose Zinsen nun zum zinslosen Risiko würden. Dass sich der Inhalt dieses Satzes immer mehr bewahrheitet, sehen Sparer und Anleger auf ihren Kontoauszügen und Mitteilungen ihrer Versicherer. Denn die Zinsen sinken nicht nur auf Spareinlagen wie Tagesgeld, Festgeld und das Sparbuch, sondern auch bei An­leihen, die als sicher gelten und in die Versicherungsgesellschaften das Geld ihrer Kunden investieren. Das sorgt dafür, dass sich auch Lebens- und Rentenversicherungen, mit denen statistisch betrachtet jeder Deutsche fürs Alter vorsorgt, immer weniger rentieren. Zugleich knabbert die - wenn auch sehr geringe - Inflation am mageren Gewinn.

Um zu verstehen, warum die Zinsen sinken, lohnt sich ein Blick auf die Geldströme der internationalen Finanzmärkte. Normalerweise verleihen Banken das Geld ihrer Kunden weiter und bekommen darauf Zinsen. Einen Teil davon geben sie an ihre Kunden weiter. Spätestens seitdem die US-Regierung 2008 die Bank Lehman Brothers pleitegehen ließ, gelten aber andere Regeln.

Zunächst wollten sich Banken nach dem Motto "Wer weiß, wer als nächster pleitegeht" untereinander kein Geld mehr leihen. Aber auch ihren Kunden haben die Banken kein Geld geliehen, weil es sinnvoller erschien, so viel Kapital wie möglich einzusammeln. Wenigstens zahlten sie anfangs noch Tagesgeld- und Festgeldzinsen von vier Prozent und mehr.

Um die Finanzinstitute wieder dazu zu bringen, Geld auszuleihen, hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihnen immer mehr Kapital zu immer niedrigeren Zinsen zur Verfügung gestellt. Doch das viele Geld kam nicht in der Wirtschaft an, also macht die EZB bis heute weiter - und je niedriger die Zinsen, zu denen sich Banken bei der EZB Geld leihen können, desto weniger Anreize gibt es, Zinsen zu zahlen.

Hoffnung aus den USA
Seit Juni bittet die EZB die Banken, die Geld bei ihr parken, sogar zur Kasse. Zunächst waren 0,1 Prozent fällig; im September erhöhten die Frankfurter auf 0,2 Prozent. Darüber hinaus sorgen ständige Konfliktherde wie die Ukraine, Syrien und Palästina dafür, dass Investoren in sichere Anleihen wie die des Bundes flüchten und deren Renditen drücken. Ein Ende dieses Kreislaufs scheint vorerst nicht in Sicht.

Immerhin kommen aus den USA Signale, die Hoffnung machen: "Die US-Notenbank wird im Jahr 2015 die Zinswende einleiten und zum ersten Mal seit 2008 die Leitzinsen erhöhen", glaubt Dirk Rollenhagen, Anlagestratege der Bremer Sparkasse. Dies könnte sich auch positiv auf die Zinsen in Europa auswirken. Vielleicht kommen Sparer und Anleger mit einem blauen Auge davon. Doch dass die Zinsen für die kommenden Jahre sehr niedrig bleiben, ist ausgemachte Sache.

Lebensversicherung
Verunsichert

von Martin Reim

Die Niedrigstzinsen setzen Lebensversicherern und ihren Kunden immer stärker zu. Besonders betroffen sind jene rund 60 Millionen Kapitallebens- und privaten Rentenpolicen, die mit dem gesetzlichen Garantiezins ausgestattet sind. Hauptgrund der Malaise: Um den jährlich fälligen Garantiezins immer zahlen zu können, steckt der größte Teil der Kundengelder in Anleihen. Und die erwirtschaften immer weniger Rendite. Im Detail: Während es in den 90er-Jahren regelmäßig mehr als sieben Prozent Gesamtverzinsung - also Garantiezins plus Überschussbeteiligung - gab, lag der Wert branchenweit zuletzt bei 3,5 Prozent.

Nun ist das in heutigen Zeiten ein hervorragender Wert, auch wenn er sich nur auf den Sparanteil bezieht, also Einzahlungen minus Kosten. Sollte man also seine Police weiterlaufen lassen? Das hängt von den Antworten auf vier Fragen ab:

Wofür braucht man das Kapital? Rentenpolicen sind das einzige Altersvorsorgeprodukt, dessen Leistung exakt bis zum Lebensende reicht. Es bleibt weder Geld übrig, noch ist es vor dem Tode aufgebraucht. Wer das mag, sollte dabeibleiben.
Wie alt ist der Vertrag? Wer einen Kontrakt mit hohem Garantiezins besitzt, sollte ihn im Zweifelsfall weiterlaufen lassen. Falls der Vertrag vor 2005 geschlossen wurde, sind die Auszahlungen zudem im Regelfall komplett steuerfrei, was ebenfalls für ein Weiterlaufenlassen spricht.
Wie lange läuft der Vertrag noch? Ist der Kontrakt kurz vorm Auslaufen, sollte man ihn im Zweifelsfall behalten. Am Schluss ist der Zinseszinseffekt am größten.
Welche Zusatzversicherungen existieren? Oft ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit dem Vertrag verbunden oder es wurde eine hohe Todesfallleistung vereinbart. Dann sollte man prüfen, ob ein vergleichbarer Schutz zu erträglichen Konditionen erhältlich ist. Falls nein, spricht das gegen eine Kündigung.
Alternativen zur Kündigung sind: beitragsfrei stellen (das Angesparte wird weiterhin verzinst), billiger machen (etwa mittels jährlicher statt monatlicher Zahlung), beleihen (über den Versicherer oder spezialisierte Finanzdienstleister) oder verkaufen (Kriterien für seriöse Ankäufer finden Sie unter www.bvzl.de).

Sparprodukte
Festgeld als Alternative

von Markus Hinterberger

Nun wird es den Landesbausparkassen zu bunt. In den vergangenen Wochen wurde 26.000 LBS-Kunden gekündigt. Als Alternative bekamen sie Verträge mit 0,25 Prozent Zinsen angeboten - statt wie bisher 3,5 Prozent.

Die Kündigungswelle wird wohl ein juristisches Nachspiel haben, denn üblicherweise lösen Bausparkassen Verträge nur auf, wenn sie überspart sind, also die Bausparsumme überschritten ist. Doch hier handelte es sich um Verträge, die lediglich seit Jahren zuteilungsreif waren und von ihren Kunden vergessen oder als hochverzinste und sichere Geldanlage genutzt wurden.
Das Beispiel zeigt deutlich, dass es sich für Finanzinstitute nicht mehr lohnt, hohe Zinsen zu zahlen. Wer sein Geld ausschließlich auf Sparkonten, also Tagesgeld, Festgeld oder dem noch immer sehr beliebten Sparbuch, anlegt, ist zweifelsohne ein Verlierer der Niedrigzinsphase. Laut Bundesbank gibt es auf Tagesgeldkonten nur noch 0,29 Prozent Zinsen. Das Gros der Angebote liegt zwischen 0 und 0,20 Prozent, da Lockangebote mit über einem Prozent Zinsen den Schnitt heben.

Ähnlich sieht es beim Festgeld aus, hier gibt es laut FMH-Finanzberatung im Schnitt nur 0,48 Prozent für alle, die sich ein Jahr lang binden. Wer bereit ist, sein Geld über vier Jahre einer Bank anzuvertrauen, schafft es, den Wert seines Geldes zu erhalten. Hier gibt es durchschnittlich 0,8 Prozent, also exakt so viel wie die aktuelle Inflationsrate.

Banken und unabhängige Experten raten allen, die mehr wollen, ihr Geld an den Kapitalmärkten zu investieren. Doch was sollen Sparer tun, die das partout nicht wollen? "Für Sparer, die von Wertpapieren nichts wissen möchten, bietet sich Festgeld als Alternative an", sagt Erol Cen, Bereichsdirektor Vorsorge bei der Targobank. Doch laut FMH haben derzeit nur 21 Anbieter Festgelder im Programm, bei denen nach Inflation und Abzug von Steuern netto ein Gewinn übrig bleibt. Nur vier davon haben eine deutsche Einlagensicherung. Spitzenreiter ist die Fibank aus Bulgarien. Dort bekommen Kunden auf ein Jahr 2,5 Prozent Zinsen. An ein Konto bei dieser Bank kommen deutsche Sparer über das Portal Weltsparen.de. Die Angebote des Berliner Festgeldvermittlers belegen die ersten vier Plätze des FMH-Vergleichs, sie kommen aus Italien, Polen und Großbritannien. In allen genannten Ländern gibt es inzwischen eine Einlagensicherung, die 100.000 Euro pro Sparer garantiert. Doch es ist offen, wie kooperativ ausländische Behörden im Fall einer Pleite sind.

Das beste Angebot mit deutscher Einlagensicherung kommt von der AKF Bank und verzinst sich mit 1,7 Prozent. "Dieser Unterschied zeigt deutlich, wie sich Sicherheit auf den Zins auswirkt", sagt FMH-Inhaber Max Herbst. Er rät deutschen Anlegern, die höhere Zinsen wollen, sich nicht langfristig an eine ausländische Bank zu binden. "Es spricht aber nichts dagegen, sein Geld im Rahmen der Sicherungsgrenzen für ein Jahr bei einer bulgarischen Bank zu investieren", so Herbst. Wem das zu riskant erscheint, dem bleibe wenig anderes übrig, als sich hierzulande längerfristig zu binden. Die beste Offerte, etwa für vier Jahre, kommt hier wieder von der AKF Bank. Das Institut aus Wuppertal bietet derzeit 1,8 Prozent.

Hochverzinste Tagesgelder lohnen sich nur für eine Reserve. Kein Tagesgeldzins gilt derzeit länger als ein Jahr.
Für Vermögende kann es sich lohnen, etwa in den USA ein hochverzinstes Dollarkonto zu eröffnen und sich gleichzeitig gegen Währungsschwankungen abzusichern. Da die Gebühren der Absicherung in der Regel günstiger sind als der Zins, ist hier zumindest eine positive Rendite drin. Andere Alternativen gibt es nicht. Wohl dem, der noch ­einen alten Bausparer hat und ihn noch eine Weile besparen kann. 

Immobilien
Mehr Risiko

von Markus Hinterberger

Da es scheinbar keine anderen Alternativen gibt, stecken viele Deutsche - und auch Ausländer - seit einigen Jahren ihr Geld in Häuser und Wohnungen zwischen Garmisch und Flensburg. Ein weiterer Kaufanreiz sind die niedrigen Zinsen. Im Schnitt kostet ein Darlehen mit zehn Jahren Zinsbindung derzeit 1,9 Prozent Zinsen. Vor fünf Jahren mussten Bauherren und Käufer noch mindestens das Doppelte zahlen. Doch so stark die Zinsen gesunken sind, so rapide sind auch die Preise gestiegen - zumindest in einigen Gegenden der Republik. Denn die meisten kaufen dort, wo schon heute viele Menschen leben und immer mehr dazukommen. Das sorgt dafür, dass sich Deutschland teilt. Die Städte und Regionen um Hamburg, Berlin, Köln, Düsseldorf, das Rhein-Main-Gebiet, Stuttgart und München sind besonders beliebt. Hier sind die Preise sehr stark gestiegen.

Auch die Mieten haben sich verteuert, aber beileibe nicht so stark. Wenn man dort kauft, um zu vermieten, bedeutet das niedrige Renditen und dass die Wohnung wahrscheinlich nie leer steht. Michael Kiefer vergleicht diese Entwicklung mit der von Anleihen. "Münchner Wohnungen sind wie eine Bundesanleihe: supersicher, aber die Rendite ist mager", so der Chefanalyst des Portals Immobilienscout24. In der bayerischen Landeshauptstadt liegt die Mietrendite, also das, was ein Vermieter derzeit an Miete im Verhältnis zum aktuellen Kaufpreis verdienen kann, bei knapp drei Prozent. Abzüglich Steuern, einer Rücklage, um die Wohnung instand zu halten, und Inflation verdient der Vermieter nichts mehr. Er kann zwar darauf spekulieren, dass er die Wohnung wieder teurer verkaufen kann, ob dieser Plan aufgeht, ist aber fraglich. "Die Preise steigen zwar noch, aber deutlich langsamer", sagt Thomas Aigner, Inhaber eines der größten Münchner Maklerbüros. Seiner Ansicht nach sind die Preise inzwischen fast zu hoch für Normalverdiener. Wenn der Quadratmeter Wohnraum in einer mittleren Münchner Lage 5.000 Euro und mehr kostet, werden Familienwohnungen für viele unerschwinglich. In Hamburg und anderen Städten, in denen die Preise ähnlich stark gestiegen sind, zeichnet sich dieser Trend ebenfalls ab.

Fünf Prozent und mehr - erst bei dieser Rendite lässt sich mit Immobilien netto Geld verdienen - gibt es etwa noch in Leipzig, Dresden, Wolfsburg oder den Umlandgemeinden der großen Metropolen. Hier wächst die Bevölkerung auch, aber weniger stark als in den genannten Zentren. Gleichzeitig ist die Wirtschaft nicht so stark oder eine Branche ist zu dominant. Geht es etwa VW schlecht, wird das an den Wolfsburger Preisen und Mieten nicht vorübergehen.

Für Investoren heißt das, ganz genau hinschauen. Dazu kommt: Immobilien lassen sich nicht so einfach abstoßen wie eine Aktie oder ein Tagesgeldkonto.

Aktien
Langfristig denken

von Sven Parplies

Viele Unternehmen beteiligen ihre Aktionäre mit einer jährlichen Bargeldausschüttung am Geschäftsergebnis. Diese Dividende macht Aktien in Zeiten niedriger Zinsen besonders attraktiv. Das zeigt ein einfacher Vergleich: Die Dividendenrendite des DAX liegt gegenwärtig bei drei Prozent - eine zehnjährige Bundesanleihe wirft weniger als ein Prozent jährlich ab.

Die höhere Rendite des DAX muss ein Anleger mit einem größeren Kursrisiko bezahlen. Schließlich schwanken die Notierungen von Staatsanleihen nicht so stark wie die von Aktien. Wer aber die richtigen Aktien auswählt, hat durch die Dividende auf Jahrzehnte hinaus eine verlässliche Einnahmequelle - und kann die an der Börse unvermeidlichen Schwächephasen aussitzen.
Bei der Suche nach Investments sollten Anleger nicht nur auf die absolute Höhe der Dividendenrendite schauen. Eine auf dem Papier außergewöhnlich hohe Prozentzahl ist oft sogar ein Alarmsignal. Die Erfahrung zeigt: Ab fünf Prozent aufwärts steigt das Risiko, dass die Ausschüttung gekürzt wird, deutlich an.
Die höchsten Dividendenrenditen kommen meist aus Wirtschafszweigen, die kaum wachsen, wie Telekom und Energie. Dort steht hohen Renditen meist eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung entgegen. Wer langfristig plant, ist oft besser bedient mit Unternehmen, die eine moderate, dafür aber stetig steigende Dividende bieten. Ein Klassiker ist der Konsumgüterhersteller Nestlé. Die Schweizer haben ihre Ausschüttung seit 1995 Jahren regelmäßig angehoben. Wer die Aktie im Januar 2005 zu einem Kurs von 30 Franken kaufte, kam seinerzeit auf eine Dividendenrendite von 2,7 Prozent. Gemessen am Einstandskurs ist die Rendite dank der deutlich gestiegenen Ausschüttung auf über sieben Prozent gewachsen.
Die Redaktion hat fünf Aktien ausgewählt, die eine überdurchschnittliche Rendite und Aussicht auf ein moderates Wachstum bieten. Mit der Allianz und BASF sind zwei deutsche Aktien dabei. Beide Konzerne wollen ihre Dividende mindestens konstant halten. Der britisch-niederländische Ölkonzern Royal Dutch Shell kommt wie die Allianz auf etwas mehr als fünf Prozent Rendite. Die Telekombranche ist durch die britische Vodafone vertreten, deren Dividende höher ist als die der Deutschen Telekom. Nestlé leidet derzeit unter ungünstigen Wechselkursen und abflachendem Wachstum in Schwellenländern, sollte aber langfristig weiter Potenzial haben.
Alternativ zu Einzelaktien können Anleger mit Aktienfonds in ein ­breites Portfolio investieren. Zu den besten gehört der weltweit anlegende DWS Top Dividende (ISIN: DE 000 984 811 9), dessen Dividendenrendite bei 3,9 Prozent liegt.

Anleihen
Magerzins oder Risiko

von Alexander Sturm

Die weltweit tiefen Leitzinsen haben Bondanlegern arg zugesetzt. Mit soliden Staatsanleihen lässt sich nicht einmal mehr die Inflation ausgleichen: Zehnjährige Bundesanleihen werfen gerade einmal 0,75 Prozent Rendite ab.

Sollte die EZB Staatsanleihen kaufen, wovon die meisten Experten ausgehen, dürfte diese Rendite sogar noch weiter fallen. "Wir haben den Tiefststand noch nicht gesehen", sagt Sintje Boie, Rentenanalystin bei der HSH Nordbank. Die DZ Bank rechnet 2015 bei zehnjährigen Bundesanleihen nur noch 0,5 Prozent. Erst in einem Jahr sollten sie wegen steigender Zinsen in den USA wieder mehr abwerfen.

Deutlich höhere Erträge bieten Papiere von schlechten Schuldnern, sogenannte Hochzinsanleihen. Doch ihr Ausfallrisiko lässt sich für Privatanleger schwer abschätzen. Auch warnen Experten vor einer Blase, da viele Investoren unter dem Druck der Niedrigzinsen in diese "Ramschanleihen" investiert haben.

Einen Aufschlag zu Papieren aus den Industrieländern bieten Schwellenländerbonds. Sie notieren aber entweder in lokaler Währung oder in Dollar. Anleger gehen daher ein Wechselkursrisiko ein. Zudem sind Anlagen in den Schwellenländern besonders unsicher bei Börsenkrisen: Als etwa im Januar Währungen dieser Staaten abstürzten, zogen westliche Kapitalgeber ihr Geld ab - und ließen auch Schwellenländerbonds einbrechen.

Anleiheninvestoren stehen so vor der Wahl: Entweder sie betrachten Bonds als Alternative zu Kontoeinlagen und geben sich mit Magerzinsen zufrieden. Dann können sie langlaufende Bundesanleihen kaufen. Ein Papier bis 2034 bietet gut 1,5 Prozent Rendite (ISIN: DE 000 113 522 6).
Oder sie sind bereit, für höhere Renditen mehr Risiken in Kauf zu nehmen. Dann kommt eine Anleihe des Autobauers PSA Peugeot Citroën mit 2,7 Prozent Rendite infrage (ISIN: FR 001 156 794 0). Der ist zwar angeschlagen, hat aber wegen seiner Finanztochter und des Einstiegs des chinesischen Autobauers Dongfeng genug Liquidität. Da der französische Staat am Konzern beteiligt ist und ihn notfalls stützen wird, sind die Risiken bei dem bis 2019 laufenden Papier überschaubar. Interessant sind auch spanische Staatsanleihen. Wirtschaftlich ist das Land auf Erholungskurs. Zehnjährige Bonds bieten zwei Prozent Rendite (ISIN: ES 000 001 21G 2).

Gold
Kein Zinsersatz

von Andreas Höß

Finanzrepression, Kaufkraftverlust, negative Einlagezinsen - Goldfans gehen diese Wortungetüme meist fehlerfrei über die Lippen. Dass Sparer erstmals Zinsen zahlen müssen, statt welche zu bekommen, beweise schon, dass mit dem Finanzsystem etwas nicht stimme. Deshalb lieber Goldbarren statt Bankkonten, sagen Goldfans.

Die Geldpolitik der Notenbanken ist einer der Hauptgründe, weshalb Gold bei Anlegern nach wie vor beliebt ist. In den USA, Japan oder Europa haben die Währungshüter die Leitzinsen auf null gesenkt und die Bilanzen ihrer Institute aufgebläht. Zudem sorgen Niedrigzinsen dafür, dass ein Nachteil des gelben Edelmetalls nicht mehr so ins Gewicht fällt. Auch Gold wirft keine Zinsen ab.
Dass geldpolitisches Neuland betreten wurde, hat zudem lange Ängste vor Inflation geschürt. Kritiker warnten auch, es habe sich ein Kreislauf aus billigem Geld, Spekulation und Finanzmarktblasen gebildet. Das alles hat die Notierungen des Edelmetalls lange getrieben. Von der Jahrtausendwende bis zum Hoch im Mai 2011 hat der Goldpreis um fast 600 Prozent auf 1.900 US-Dollar je Unze zugelegt. Und es hat auch den Goldhändlern Zulauf beschert, die mal mit mehr, mal mit weniger Weltuntergangspathos für die Krisenwährung werben.
Ende 2012 ist der Hype abgeklungen. Inflation ist kein Schreckgespenst mehr. Und das Edelmetall scheint zur normalen Anlageklasse geworden zu sein - starke Kursschwankungen inklusive, wie der Absturz um 40 Prozent in den vergangenen zwei Jahren zeigt. Der ist auch einer neuen Massentauglichkeit des einst Reichen vorbehaltenen Metalls geschuldet. Finanzprodukte machen Gold kurzfristig investierbar und haben auch Spekulanten angezogen, die während der Panikwelle in der Eurokrise eingestiegen sind und dann mit Gewinnmitnahmen Kursrutsche auslösten.
Wer sein Geld aber dem Bankensystem entziehen will, muss nach wie vor auf die klassische Form des alternativen Wertspeichers setzen: Auf Barren und Münzen, die man übrigens bei findigen Händlern bereits über Sparpläne erwerben kann. Allein aus Angst vor Niedrigzinsen sollte man aber nicht zum Goldsparer werden: Auf Gold gibt es zwar keine Strafzinsen, aber es fallen Kosten wie Kauf-, Handels- oder eventuelle Lagergebühren an und die Notierungen schwanken.

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