Euro am Sonntag-Meinung

Liquidität richtig managen

09.07.17 16:00 Uhr

Liquidität richtig managen | finanzen.net

Viele Mittelständler haben bei ihren Hausbanken Guthaben, für die sie zum Teil Strafzinsen zahlen müssen. Sie sollten ihr Liquiditäts-Management daher neu ausrichten. Die unterschiedlichen Strategien.

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von Tobias Spies, Gastautor von Euro am Sonntag

Mehr als 50 Prozent aller ­mittelständischen Betriebe sind auf der Suche nach einer guten Geldanlage. Im Schnitt verfügen sie über 4,7 Millionen Euro, die gut verzinst angelegt werden sollen. Das geht aus einer Studie der Fachhochschule des Mittelstands in Zusammenarbeit mit der Commerzbank hervor. Doch wie sollen Mittelständler ihre Liquidität konkret managen in Zeiten, in denen es auf dem Bankkonto keine Zinsen mehr gibt? Im Gegenteil: Firmen müssen zum Teil Strafgebühren an ihre Banken bezahlen, wenn sie dort Guthaben in bestimmten Größenordnungen halten. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihr Liquiditätsmanagement neu ausrichten müssen.



Ein erster Rat lautet: nicht hektisch agieren. So sollte der Aufforderung mancher Banken, in geldmarktnahe Fonds zu investieren, keinesfalls gefolgt werden. Deren in Aussicht gestellte höhere Rendite ist stets mit höheren Risiken verbunden, die sich von außen nicht einschätzen lassen. Und: Über Ausgabeaufschlag und Managementgebühren verdienen in erster Linie die Anbieter, und zwar auf Kosten der Anleger.

Zweitens sollte das Bankguthaben gut gemanagt werden. Viele Mittelständler haben mehr Geld auf ihren Konten liegen als nötig. Angesichts drohender Strafzinsen lohnt es sich, dieses Gut­haben anzupassen. Als Faust­regel gilt: Mehr als die benötigte Summe für die täglichen Geschäfte plus einem Sicherheitspuffer von maximal 50 Prozent sollte auf dem Firmenkonto nicht liegen. Zudem sollte dieses Guthaben, sofern möglich, auf mehrere Banken verteilt werden. Dann wird entweder kein Strafzins erhoben oder er fällt niedriger aus.


Für das überschüssige Kapital gibt es unterschiedliche Strategien - je nachdem, wie lange es auf die Seite gelegt werden kann. Geld, das der Betrieb in sechs Monaten oder einem Jahr benötigt, muss so risikoarm wie möglich ­angelegt werden. Dafür kommen nur Schuldtitel bester Bonität infrage. Wenn es an den Kapitalmärkten hart auf hart kommt, flüchtet das Kapital in Sicherheit und treibt dort die Kurse nach oben. Als Nonplusultra gelten deutsche und amerikanische Staatsanleihen.

Ein anderer Akzent ist beim Management des mittelfristigen Finanzbedarfs zu setzen, also für Investitionen, die in einem bis drei Jahren anstehen. Für diese Vorhaben können Mittelständler neben gut verzinsten Festgeldkonten und Staatsanleihen bester Bonität mit einer Restlaufzeit von drei bis fünf Jahren auch andere Anlageklassen nutzen. Dazu gehören Unternehmensanleihen mit sehr gutem Rating, die meist eine ­etwas höhere Rendite aufweisen als deutsche Staatstitel. Wegen des engen Zeithorizonts sollten Unternehmensanleihen aber nicht mehr als 30 Prozent des mittelfristigen Bedarfs ausmachen.

Wann Mittelständler auch
auf Aktien bauen sollten

Mehr Risiko können Mittelständler mit Rücklagen eingehen, die über mehrere Jahre für keinen bestimmten Zweck benötigt werden. Oft werden diese ebenfalls nur sehr gering verzinst auf Konten gehalten, was die mögliche Rendite ­unnötig schmälert. Diese Gelder bieten sich für einen vermögensverwaltenden Ansatz an. Aktien können darin eine Schlüsselrolle spielen. So dürfte eine Beteiligung an einem bilanzstarken Weltmarktführer, dessen Produkte auch in Zukunft gefragt sein werden, ihren Wert über Jahre hinaus bewahren.

Ein weiteres Argument für Aktien ist die Dividende. Es gibt Unternehmen, die seit Jahrzehnten die jährliche Dividende stabil halten oder sogar steigern. Der berühmteste Konzern in dieser ­Hinsicht ist Procter & Gamble: Das US-Unternehmen zahlt seit 125 Jahren (!) Dividende, seit 59 Jahren hat es sie durchgehend erhöht. Wer das schafft, sollte auch in Zukunft die Dividende ­regelmäßig steigern können. Aus dem DAX haben Fresenius und Fresenius Medical Care (FMC) ihre Ausschüttung in den vergangenen zehn Jahren durchgehend aufgestockt, sieben weitere ­haben sie zumindest immer konstant gehalten: Bayer, Beiersdorf, Henkel, Linde, Munich Re, SAP und Siemens.

Daneben können Spezialitäten im Rentenbereich interessant sein, beispielsweise bestimmte Nachranganleihen von Emittenten mit bester Bonität. Solche Anleihen entwickeln sich weitestgehend unabhängig von möglichen Zinsentwicklungen, von den Entscheidungen der Notenbanken oder Veränderungen bei Bonitätseinstufungen. Die Frage, wie eine angemessene Portfoliostruktur nun konkret aussehen sollte, lässt sich pauschal schwer beantworten. Jeder Mittelständler hat andere Vorstellungen, wie er längerfristig nicht benötigtes Kapital anlegen möchte. Ein Unternehmer, der sein Vermögen bereits relativ stark in Immobilien angelegt hat, wird womöglich kein Interesse an Immobilienaktien haben.

Zudem ändern sich die Anforderungen an eine Portfoliostruktur regelmäßig. Sind beispielsweise bestimmte Zielrenditen frühzeitig erreicht, sollte das Portfolio mehr auf Renditeerhalt ausgerichtet werden. Hinzu kommt: In den momentan vorherrschenden verzerrten Märkten, hervorgerufen durch die drastischen geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken, wird ein aktives Portfoliomanagement immer wichtiger. Nur so lassen sich plötzlich aufkeimende Risiken gut beherrschen. Eine starre Portfolioaufteilung ist daher nicht ratsam.

Wie ein Vermögensverwalter
für ein Unternehmen agiert

Konkret könnte das frei verfügbare ­Kapital in einen eigenen, vermögensverwaltenden Spezialfonds fließen, der sich am Bedarf des Unternehmers orientiert und vom Vermögensverwalter aktiv gemanagt wird. Im Vorfeld müssen sich beide Seiten auf die Anlagerichtlinien des Fonds verständigen, die dann auch einzuhalten sind. Als Alternative bietet sich ein Managed Account an, also ein Investmentkonto, das ebenfalls nach den Bedürfnissen des Mittelständlers geführt wird.

Der Vorteil ist, dass der Vermögensverwalter hier individueller agieren kann und nicht so stark an die einmal festgelegten Anlagerichtlinien eines Spezialfonds gebunden ist. Sind in diesen beispielsweise Rohstoffinvestments ausgeschlossen, ist es einem Vermögensverwalter unmöglich, Gold in den Spezialfonds zu kaufen - auch wenn dies das Gebot der Stunde wäre. Erst nach Änderungen der Anlagerichtlinien, die kompliziert und langwierig sind, wäre dies möglich. Bei Managed Accounts fallen solche rechtlichen Hürden nicht an. Sie sind deutlich weniger bürokratisch und aufwendig.

Kurzvita

Tobias Spies, Leiter Fixed Income
bei Huber, Reuss & Kollegen


Tobias Spies ist bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen verantwortlich für die Anleiheinvestments und managt den Arbor Invest-Spezialrentenfonds. Der 39-jährige Spies blickt auf 16 Jahre Erfahrung im Management von diversen Publikumsfonds zurück.
Huber, Reuss & Kollegen gehört zu den größten bankenunabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland.

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Bildquellen: Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung GmbH, karuka / Shutterstock.com

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Analysen zu Fresenius SE & Co. KGaA (St.)

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18.11.2024Fresenius SECo BuyWarburg Research
11.11.2024Fresenius SECo BuyDeutsche Bank AG
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31.07.2024Fresenius SECo NeutralGoldman Sachs Group Inc.
31.07.2024Fresenius SECo NeutralJP Morgan Chase & Co.
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02.11.2021Fresenius SECo UnderperformJefferies & Company Inc.
30.07.2021Fresenius SECo UnderperformJefferies & Company Inc.
23.07.2021Fresenius SECo UnderperformJefferies & Company Inc.
17.03.2021Fresenius SECo UnderperformJefferies & Company Inc.
23.02.2021Fresenius SECo UnderperformJefferies & Company Inc.

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