Euro am Sonntag-Meinung

Ferien-Immobilien: Schöner Ausblick reicht nicht

19.08.18 15:00 Uhr

Ferien-Immobilien: Schöner Ausblick reicht nicht | finanzen.net

Gerade nach dem Urlaub überlegen viele Deutsche, ob sie nicht in ein eigenes Ferienhaus investieren. Damit auch die Rendite stimmt, ist einiges zu beachten.

von Petra Gutt, Gastautorin für €uro am Sonntag

In einer eigenen Ferienimmobilie an Deutschlands Küste lässt sich nicht nur neue Kraft tanken, immer mehr Eigentümer nutzen ihr Urlaubs­domizil auch als Kapitalanlage ­­ zumal Deutschland als Reiseziel auch im deutschsprachigen Ausland immer beliebter wird. Wer allerdings glaubt, das Geschäft sei ein Selbstläufer, irrt. Mit den Besucherzahlen steigen auch die Ansprüche der Touristen an ihre Unterbringung.



Noch vor einigen Jahren war es ziemlich einfach, einen Touristen auf Sylt zu erkennen. Sichere Merkmale waren der Reiseführer in der Hand, die unvermeidliche Frage nach der Kurtaxe - und vor allem die Jahreszeit. Schließlich suchte der überwiegende Teil der Besucher während der Hauptsaison von Juni bis August Erholung an der Nordsee.

Inzwischen ist der gedruckte Tourguide der App auf dem Smartphone gewichen und das Tourismusangebot der Insel hat sich deutlich gewandelt. Heute lockt Sylt ganzjährig mit Angeboten. Zahlreiche Touristen im gehobenen Segment bevorzugen in der kalten Jahreszeit beispielsweise einen Wellness­urlaub mit Meerblick, anstatt sich in den Trubel des winterlichen Sankt Moritz zu stürzen. Für Paare bietet sich der romantische Wochenendtrip im Frühling an. Wer hingegen gern auf dem Surfbrett steht, der kann sich im Herbst dem Wellenreiten widmen.


Seit Jahren erleben wir, dass der Urlaub im eigenen Land - und vor allem in den Küstenregionen - bei vielen Deutschen beliebter wird. Aber auch Schweizer und Österreicher zieht es ­immer häufiger an die Nordseeküste. Nicht unbedingt weil wirtschaftliche oder politische Konflikte einen Rückgang des Tourismus in klassischen ­Urlaubsländern wie Ägypten, Griechenland oder der Türkei bewirkt haben, vielmehr begründet sich der Zustrom damit, dass Ferienorte wie Sylt auch im deutschsprachigen Ausland einen exzellenten Ruf genießen.

Aber die neuen Urlauber bringen auch höhere Ansprüche an ihre Heimat auf Zeit mit. Einerseits bevorzugen nach wie vor zahlreiche Touristen die Intimität eines Feriendomizils, verglichen mit der Anonymität eines größeren Hotels. Dabei spielt es eine wichtige Rolle, dass sich die Gäste willkommen fühlen können. Natürlich handelt es sich gleich­zeitig um Investmentobjekte, die von der hohen Nachfrage der Küsten­regionen profitieren. Mit einem Anteil von 33,6 Prozent entfällt zurzeit jeder dritte Kauf von deutschen Ferienimmobilien auf die Regionen an der Nord- und Ostsee.


Andererseits sind nicht alle Objekte gleichermaßen gefragt. Ältere Immobilien, die sich vielleicht vor zehn oder fünfzehn Jahren noch problemlos vermieten ließen, stehen immer häufiger leer, es droht ein Wertverlust. Zeitgemäße, helle und bequeme Feriendomizile mit Fußbodenheizung und zusätzlicher Ausstattung, beispielsweise mit Kamin, Sauna oder Whirlpool, lassen sich hingegen häufig an bis zu 250 Tagen im Jahr erfolgreich vermieten.

Professionelles Management bei Vermietung der Ferienwohnung

65,3 Prozent aller neu erworbenen Ferien­immobilien werden daher direkt nach dem Kauf saniert. Aber auch langjährige Bestandshalter sollten eine Modernisierung erwägen. Denn ähnlich wie ein Koch, der seine Speisen immer nach dem Geschmack der Gäste zubereitet, modernisiert ein Profi die jeweiligen Ferienimmobilien stets unter den Gesichtspunkten der Marktgängigkeit. Dadurch wird die Immobilie nicht nur schöner, sondern auch rentabler.

Das gilt auch für die Vermietung der Objekte. Hier muss eine Vielzahl von Faktoren beachtet werden. Der realistische Mietpreis hängt sowohl von der Entfernung des Objekts zu Strand, Golfplätzen, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und anderen wichtigen Ferien­orten ab als auch von der jeweiligen ­Jahreszeit. Nach wie vor gibt es Preisunterschiede in der Haupt- oder Nebensaison.

Daher wird auch ein professionelles Vermietungsmanagement immer wichtiger, das den stetigen Wandel der Trends und Touristenprofile aktiv begleitet und die Vermarktungsstrategie der Immobilien immer wieder anpasst. Das Einzige, was sich bei Sylt-Touristen wahrscheinlich niemals ändern wird, ist die besagte Frage nach der Kurtaxe.

Kurzvita

Petra Gutt
Immobilienberaterin bei Sotheby’s International Realty
Gutt besitzt langjährige Erfahrung im Immo­bilienmarkt, insbesondere bei Modernisierung, Vermietung sowie ­Kauf und Verkauf von ­gehobenen Ferienimmobilien auf der deutschen Nordsee­insel Sylt.
Sotheby’s International Realty wurde 1976 vom Aktionshaus Sotheby’s gegründet und ist auf die Vermittlung von ­Luxusimmobilien ­spezialisiert.




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Bildquellen: Pawel Kazmierczak/Fotolia , Holger Widera