Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Vermögensverwaltung

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Vermögensverwaltung wird mittlerweile zunehmend diskutiert.
KI bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Automatisierung und Effizienzsteigerung. Überdies beschreibt KI die Fähigkeit von Maschinen quasi Denkprozesse zu simulieren und auf Basis maschinellen Lernens (ML), natürlicher Sprachverarbeitung (NLP) und Deep Learning, große Datenmengen zEine der wichtigsten Voraussetzungen für die qualitativ hochwertige Entscheidungsfindung ist jedoch ein repräsentativer Datensatz, der ausgewertet wird. Der umfangreiche Einsatz von KI in der Vermögensverwaltung ist noch Zukunftsmusik, denn es muss bezweifelt werden, ob historische Kursentwicklungen zuverlässige Indikatoren für die Zukunft sind und somit als repräsentativer Datensatz dienen können.
Automatisierung von Investmententscheidungen
Grundsätzlich kann KI jedoch dazu beitragen, umfangreiche Finanzdaten auszuwerten und Muster zu erkennen, die für Investitionsentscheidungen relevant sind. Dies ermöglicht eine schnelle Abwägung von Anlagemöglichkeiten. Ein Beispiel sind Robo-Advisor, die automatisch Portfolios, basierend auf den Risikopräferenzen der Kunden, erstellen und verwalten. Einschränkend gilt jedoch, dass nur die wenigsten Robo-Advisor tatsächlich auf KI-Modelle zurückgreifen, sondern eher menschlich programmierten Algorithmen folgen, die grundsätzlich bereits seit Jahrzehnten existieren und nunmehr zu Marketingzwecken eine moderne Bezeichnung erlangten.
Einflüsse auf den Kommunikations- und Beratungsprozess
KI kann Einfluss auf die personalisierte Beratung nehmen, indem sie Anlegerprofile analysiert und daraus Empfehlungen zur Asset Allokation ableitet. So können Portfolios automatisiert angepasst werden, um den aktuellen Marktbedingungen und Anforderungen der Anleger möglichst zu entsprechen.
Häufig beantworten KI-gestützte Chatbots Kundenanfragen im Internet, helfen bei der Verwaltung und vereinfachen Transaktionen. Diese Automatisierung trägt zur Skalierbarkeit und zur Anpassung des Kundenservice bei. Problematisch ist diesbezüglich jedoch, dass die zwischenmenschliche Interaktion auf der Strecke bleiben kann und die Dienstleistung nicht mehr individuell, sondern pauschalisiert erfolgt, soweit sie sich vollständig in eine Online- bzw. systembasierte Welt verlagert.
Zukunftspotentiale der KI in der Vermögensverwaltung
Die Potentiale, welche sich durch den Einsatz von KI in diversen Geschäftsbereichen ergeben können, sind vielfältig. Die Erforschung der tatsächlichen Nutzungsmöglichkeiten ist ein dauerhafter Prozess, der aktuell noch in den Kinderschuhen steckt. Die folgenden Auflistungen der Potentiale sowie der Herausforderungen bieten daher lediglich einen kurzen, nicht abschließenden Überblick:
- Effizienzsteigerung: KI analysiert Daten schneller und präziser, als Menschen dazu in der Lage wären, was zur Verbesserung der Entscheidungsfindung beitragen kann.
- Aufwandsreduktion: Die Automatisierung von Prozessen führt zu geringeren Betriebskosten und beschleunigten Abläufen.
- Verbesserte Entscheidungsfindung: KI ermöglicht neue bzw. weitere Entscheidungsfindungen und Abwägungspotentiale.
- Skalierbarkeit: KI-basierte Lösungen können eine große Anzahl von Kunden gleichzeitig erreichen.
Herausforderungen und Risiken
- Datenqualität und Sicherheit: KI-Systeme sind auf hochwertige und repräsentative Daten angewiesen, auf deren Basis sie lernen und später Schlüsse ziehen. Schlechte, unvollständige oder inkonsistente Daten können zu falschen Interpretationen führen. Werden nichtanonymisierte Kundendaten in ein KI-System hochgeladen, kann dies zu Datenschutzverstößen und einer mangelnden Sicherheit für den Kundenschutz führen.
- Vertrauen der Kunden: Viele Menschen hegen eine gewisse Skepsis gegenüber der Automatisierung von (Finanz-) Entscheidungen. Die Herstellung von Transparenz über die Funktionsweise von KI-Systemen ist diesbezüglich entscheidend.
- Regulierung: Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI in der Finanzbranche sind noch nicht vollständig geklärt, insbesondere im Hinblick auf Haftung und Datenschutz. Ein erster regulatorischer Aufschlag ist die KI-Verordnung, wobei davon auszugehen ist, dass damit noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist.
- Übermäßige Automatisierung: In komplexen Marktsituationen kann menschliche Expertise und Intuition weiterhin unverzichtbar bleiben, um als Regulativ in eine pauschale Entscheidungsfindung und -umsetzung einzugreifen.
Zukunftsaussichten
Wie in zahlreichen Wirtschaftsbereichen, wird die Integration von KI auch in der Vermögensverwaltung weiter an Bedeutung gewinnen. Mit zunehmender Entwicklung der Technologie werden KI-Systeme als eine weitere Ausprägung des Researchs dazu beitragen, präzisere Vorhersagen zu treffen und die Effizienz zu steigern.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass KI zukünftig eine transformative Rolle in der Vermögensverwaltung spielen kann und das Potential hat, Prozesse zu optimieren sowie Entscheidungsfindung zu verbessern. Gleichzeitig müssen Herausforderungen wie Datenqualität, Sicherheit und Kundenvertrauen adressiert werden, um das volle Potenzial der Technologie auszuschöpfen.
Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass die gesamte Kundenbetreuung durch KI digitalisiert wird. Insbesondere der individuelle, zwischenmenschliche Austausch ist kaum durch Systeme zu ersetzen, weshalb die persönliche Ansprache von Kunden einer der wichtigsten Dienstleistungsaspekte in der Vermögensverwaltung bleiben wird. KI ist daher kein Allheilsystem, sondern eine Ergänzung und Verbesserung in ausgewählten Geschäftsbereichen.
von Dr. Andreas Schyra, Vorstandsmitglied der PVV AG und Dozent an der FOM Hochschule
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf https://www.v-check.de/u analysieren.
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