Briefmarkensammeln: Wie kann sich das lohnen?
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von Martin Reim, €uro am Sonntag
Wenn es um Anleihen geht, schätze ich Bill Gross und seine Kolumnen in €uro am Sonntag sehr. Egal, ob er sie früher als Fondsmanager des Pimco Total Return geschrieben hat oder jetzt als Verantwortlicher des Janus Henderson Investors. Nun habe ich gehört, dass Gross seine Sammlung von US-Briefmarken verkauft. Es wundert mich, dass solch ein gewiefter Investor auf Briefmarken setzt. Meines Wissens ist der Markt tot. Oder lohnt es sich vielleicht doch?
€uro am Sonntag: In der Tat lässt Gross seine gesamte US-Kollektion versteigern, übrigens die weltweit umfangreichste dieses Sammelgebiets in Händen eines Privatmannes. Sie soll an mehreren Terminen in den kommenden zwei bis drei Jahren unter den Hammer kommen. Start ist am 3. Oktober beim New Yorker Auktionshaus Robert A. Siegel. Das wertvollste Einzelstück stammt aus Hawaii, als die Inseln noch nicht zu den Vereinigten Staaten gehörten. Die Zwei-Cent-Marke wird auf bis zu 750.000 Dollar taxiert. Gross akquirierte 1993 den Kern seiner Sammlung und schlug in den folgenden Jahren bei jedem bedeutenden Stück zu, das auf den Markt kam.
Der Wert der gesamten Kollektion wird auf 42,2 Millionen Dollar (36,7 Millionen Euro) geschätzt. Der addierte Einkaufspreis ist öffentlich nicht bekannt. 2007 verkaufte Gross bereits seine Zusammenstellung britischer Marken für rund neun Millionen Dollar. Der Wert hatte sich binnen weniger Jahre mehr als verdreifacht.
Raritäten statt Massenware
Gross geht das Thema Briefmarken hochprofessionell an. Er analysiert Kursmuster über viele Jahrzehnte und sucht preisbildende Faktoren - wie auf dem Rentenmarkt. Seine Erkenntnisse eignen sich gut als Leitlinien für alle Sammler, die mit ihrem Hobby Geld verdienen wollen. Der Amerikaner fand heraus: Im Lauf der Jahre koppeln sich die Preise nur vorübergehend von der Entwicklung des Wirtschaftswachstums und der Börsen ab. Und: Allein teure Raritäten liefern unterm Strich gute Renditen.
Hingegen ist Massenware billig und wird es voraussichtlich immer bleiben. Beobachter sind sich einig: Generell schrumpft der Markt. Ältere Sammler beenden ihre Tätigkeit, jüngere fangen nicht in derselben Zahl an. Auch verschwinden Briefmarken im Zeitalter von Mail und automatischen Stempelmaschinen immer mehr aus dem Bewusstsein. "Niemand wird etwas sammeln, von dem er nicht einmal weiß, dass es existiert", klagte schon vor einigen Jahren Oskar Klan, Chefredakteur der einflussreichen "Michel"-Kataloge.
Tipps vom Vermögensverwalter
Professionelle Vermögensverwalter halten fast immer Abstand von Briefmarken. Eine Ausnahme ist Gerd Bennewirtz, geschäftsführender Gesellschafter von SJB Fondsskyline. Er sagt: "Kleine Beimischungen können eine sinnvolle Ergänzung darstellen." Für Einsteiger mit einer Investition bis 5000 Euro empfiehlt Bennewirtz kleinere exklusive Sammlungen mit Schwerpunkt Altdeutschland (vor 1871), Deutsches Reich (bis 1945) oder Bundesrepublik Deutschland (ab 1949). Für Aufsteiger (bis 20.000 Euro) hält er vor allem Einzelstücke aus deutschsprachigen Sammelgebieten für angemessen, zum Beispiel Briefe mit seltenen Frankaturen. Profis (ab 20.000 Euro) rät er zu kompletten Kollektionen mit einem klaren Fokus, etwa auf erstklassige Stempel.
Sammelgebiete, die aktuell besondere Aufmerksamkeit im Einkauf verdienen, sind Bennewirtz zufolge Mittelamerika, Rumänien, die Türkei, das Sudetenland und Altbayern. Die Alternative: Spezialsammlungen rund um einen gefragten einzelnen Markentyp.
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