Altersvorsorge I

Mit dem richtigen Plan zum Ziel

aktualisiert 12.09.11 15:52 Uhr

Wer im Ruhestand keine finanziellen Abstriche machen will, sollte rechtzeitig vorsorgen. Wie Sie mit Fonds oder der Rente vom Chef ein Zusatzpolster fürs Alter schaffen.

Werte in diesem Artikel
Fonds

705,83 EUR 1,92 EUR 0,00%

von Andrea Martens, €uro am Sonntag

In den 90er-Jahren unterlag die Welt einer anderen Ordnung: Die Post landete im Briefkasten, Fotos gehörten ins Album, Musik kam aus der Stereoanlage. Und langfristige Investments in Aktienfonds sicherten zuverlässig einen Teil der Altersversorgung. Heute landen Briefe im E-Mail-Account, Bilder werden im Rechner archiviert, Musik kommt aus dem Mobiltelefon. Und die Renditen jahrelang besparter Aktienfonds liegen unter den Erträgen, die Anlagen in festverzinsliche Wertpapiere im selben Zeitraum bescheren.

Wer­bung

Zwei Wirtschaftskrisen und mehrere Börsencrashs, so scheint es, haben die alte Ordnung der Geldanlage – Risiko gleich Rendite – auf den Kopf gestellt. Ein Blick in die jüngste Statistik des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) liefert den Beweis: Wer 15 Jahre lang einen monatlichen Betrag von 100 Euro in einen Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Europa fließen ließ, erwirtschaftete bis zum Stichtag am 30. Juni 2011 im Schnitt eine jährliche Rendite von 0,5 Prozent. Vergleichbare Rentenfonds bescherten Plansparern mindestens 3,2 Prozent. Anleger, die über 25 Jahre einzahlten, konnten mit europäischen Ak­tienfonds immerhin 3,6 Prozent pro Jahr einstreichen – gegen­über 4,5 Prozent, die entsprechende Rentenfonds erzielten.

Ob Aktienfonds überhaupt noch zur Altersversorgung taugen, fragen sich derzeit viele Anleger – auch in Leserbriefen an unsere Redaktion. „So pauschal kann man das nicht sagen“, erklärt German Reng, Anlageexperte beim VZ Vermögenszentrum München. Natürlich seien Wirtschaftszyklen kürzer geworden, das Auf und Ab der Börsen folge in ge­ringeren Abständen aufeinander. Zudem seien die Ausschläge deutlich größer als noch vor zehn Jahren.


Hier gehts zum aktuellen Heft

Wer­bung

„Das bedeutet aber auch stärkere Ausschläge nach oben und damit gute Chancen, mit Aktien deutlich bessere Renditen zu erzielen als mit festverzinslichen Papieren“, sagt Reng. Doch dafür brauche selbst der bequemste Plansparer von Anfang an eine gute Strategie. Denn: Einfach mal investieren und dann abwarten, das funktioniert nicht mehr.

Der Weg zur auskömmlichen Rente beginnt mit der Zusammenstellung des Anlageportfolios. Wie der optimale Mix aussieht, hängt sehr stark von der Vermögenssituation des Anlegers ab sowie von der Zeit, die bis zum Eintritt in den Ruhestand verbleibt. Eine Faustformel besagt, dass der Aktienanteil 80 Prozent minus Lebensalter nicht überschreiten sollte. Ein optimales Portfolio muss zudem breit diversifiziert sein. „Dividendenstarke Aktienfonds, die auf deutsche, europäische oder interna­tionale Unternehmen fokussiert sind, eignen sich für ein Basisinvestment“, sagt Reng. Einen weiteren Schwerpunkt sollten sichere Staats- und Unternehmensanleihen bilden.

Eine wesentliche Entscheidung ist auch, ob die Summe, die der Alters­versorgung dienen soll, auf einen Schlag angelegt werden kann oder über einen Fondssparplan durch regelmäßige Beträge angesammelt werden muss. „Wer Monat für Monat spart, ist nicht auf den besten Einstiegszeitpunkt angewiesen“, sagt BVI-Sprecher Rolf Drees. Da Fondsanteile je nach Börsenlage mal günstig und mal teuer eingekauft werden, ergibt sich ein Kostendurchschnitt, der sich positiv auf die Gesamtrendite auswirken kann – aber nicht muss. Der sogenannte Cost-Average-Effekt garantiert nicht automatisch eine bessere Entwicklung von Fondssparplänen gegenüber Einmalanlagen.

Wer­bung

Steht das Portfolio, heißt es beobachten. Entwickeln sich zum Beispiel Aktienanlagen positiv, tun Anleger gut daran, Kursgewinne mitzunehmen und die Erlöse in sichere Renten zu investieren. Rebalancing heißt das Stichwort. Steffen Selbach, Vermögensmanager bei der Dekabank, erklärt, wie es geht: „Ist ein Fonds­portfolio zu gleichen Teilen auf Aktien und Renten ausgerichtet, steigt der Wert der Aktien aber stärker als der der Renten, so kann der Anleger Aktiengewinne realisieren und sie in den Rentenanteil umschichten.“ Das Ergebnis: ein ausbalanciertes Depot mit stabil höherem Wert. Für An­leger, die ihr Portfolio nicht ständig beobachten möchten, bieten sich Mischfonds an. Diese investieren vornehmlich in Aktien und Renten und schichten je nach Marktlage selbstständig regelmäßig um.

Wer aufgrund hoher Kurserwartungen von einer Umschichtung in defensive Geldanlagen lange Zeit nichts wissen wollte, sollte spätestens zehn Jahre vor Entnahmebedarf dennoch damit beginnen. Ein Rechen­beispiel, das das VZ Vermögens­zentrum für €uro am Sonntag erstellt hat, zeigt den Nutzen dieser Strategie.

„Für Anleger, die eine solche Umschichtung lieber Profis überlassen möchten, eignen sich sogenannte Target-Fonds“, sagt BVI-Mann Drees. Diese Zielsparfonds legen eingezahlte Gelder innerhalb einer definierten Laufzeit an und schichten zum Ende der Laufzeit selbstständig Schritt für Schritt in defensive Papiere um. Garantiefonds gehen zum Teil ähnlich vor, sichern dabei aber zumindest die Auszahlung der angesparten Beträge. „Manche Fonds garantieren dabei auch noch den Höchststand, den die Geldanlage innerhalb der Laufzeit erreicht hat“, so Drees. Der Nachteil gegenüber dem selbst ge­managten Portfolio: Die Fondsmanager lassen sich ihr Engagement gut be­zahlen, Anleger erhalten weniger Rendite.

Nicht unbedingt günstig sind oft auch vermögensverwaltende Fonds, die in alle Anlageklassen inklusive anderer Fonds investieren. „Hier gibt es aber neue Produkte, bei denen der Anleger von vornherein festlegen kann, welche Verlusthöhe oder Schwankungsbreite er maximal in Kauf nehmen möchte“, sagt Markus Temme von Union Investment. Damit vermeidet er Einbrüche, die er nicht verkraften kann, zahlt für die Sicherheit aber zuweilen hohe Ausgabeaufschläge und Verwaltungsgebühren.

Ein Blick auf die Kosten lohnt sich unabhängig vom Fondskonzept immer, denn diese variieren stark und können die Rendite extrem drücken – oder deutlich aufbessern. „Ausgabeaufschläge bewegen sich je nach Fonds­typ derzeit zwischen 0 und 6,5 Prozent“, sagt Reng. Verwaltungsgebühren schwanken zwischen 0,6 und 2,5 Prozent pro Jahr, die Kosten für die Depotbank liegen bei 0,1 bis 0,5 Prozent. Plansparer sollten vor allem darauf achten, ob ein Fonds den Ausgabeaufschlag lediglich beim ersten Anteilskauf berechnet oder monatlich für jeden eingezahlten Betrag.

Sparen können versierte Anleger, die keine Beratung benötigen, wenn sie ihre Geldanlage über Direktbanken oder Discountbroker abwickeln. Im Vergleich zum Kauf bei der Hausbank oder einer Fondsgesellschaft fallen die Ausgabeaufschläge hier meist deutlich niedriger aus. Vorsicht ist aber geboten, wenn ein Fondsanbieter oder -vermittler gar kein Agio berechnet. Solche No-Load-Fonds sind meist mit extrem hohen Verwaltungsgebühren belastet, die gerade bei langfristigen Sparplänen zu Buche schlagen.

„Wer sein Portfolio für die Altersversorgung nicht selbst managen will, sollte die Entwicklung der Fonds dennoch regelmäßig streng kon­trollieren“, rät Reng. Denn wenn ein Vergleich mit Konkurrenzprodukten klare Nachteile ergibt, ist es Zeit für einen Wechsel. Dadurch fallen kurzfristig zwar zusätzliche Kosten an, langfristig kann es sich aber lohnen, die Geldanlage in eine neue Ordnung zu bringen.

Investor-Info

Strategie für Plansparer
Portfolio vor Abstürzen sichern

Etwa zehn Jahre vor Rentenbeginn sollten Plansparer ihr Portfolio vor Kurseinbrüchen sichern, indem sie Schritt für Schritt den Aktienanteil verringern und in festverzinsliche Wertpapiere umschichten. Eine Berechnung des VZ VermögensZentrum München zeigt: Ein Anleger, der seit 1970 einen monatlichen Betrag von 100 Euro in einen weltweit anlegenden Aktienfonds investiert hat, könnte aktuell rund 385.000 Euro realisieren, wenn er den Ak­tienanteil ab Anfang 2003 bis zur Entnahme um jährlich zehn Prozent reduziert und in festverzinsliche Papiere umgeschichtet hätte. Mit einem Investment in einen ­Aktienfonds läge der Ertrag bei 325.000 Euro. Mit einem reinen Anleihesparplan wären es 251.000 Euro. Die zugrunde liegenden Indizes sind der MSCI World für Aktien und der Rex P für Rentenpapiere.
Verschiedene Szenarien eines Fondssparplans (pdf)

Kostengünstig ansparen
Indexfonds und Direktbanken

Indexfonds, kurz ETFs, sind börsengehandelte, passiv gemanagte Fonds. Sie bilden lediglich einen Index ab, etwa den DAX oder den S & P 500. Da Studien immer wieder zu dem Ergebnis kommen, dass viele Fondsmanager mit ihrer Anlagestrategie den Vergleichsindex nicht schlagen, kann sich ein Investment in Indexfonds lohnen. Der Vorteil: ETFs sind über die Börse ohne Ausgabeaufschlag zu haben, auch die Verwaltungs- und Depotgebühren ­fallen niedrig aus. Mittlerweile gibt es viele Banken, die neben Fonds- auch ETF-Sparpläne anbieten. Besonders günstige Konditionen offerieren die Onlinebroker. In der Tabelle findet sich eine Auswahl von Direktbanken mit großem Angebot an sparplanfähigen Fonds und ETFs.
Sparplanfähige Direktbanken (pdf)

Carmignac Patrimoine A
Mischfonds als Basisanlage

Der 1989 aufgelegte Mischfonds investiert in internationale Aktien und Rentenwerte ohne eine Konzentration auf bestimmte Sektoren oder Regionen. Zur Absicherung des Portfolios gegen Kursschwankungen liegt die Quote von festverzinslichen Wertpapieren bei mindestens 50 Prozent. Der Fonds hat sich in zwei Wirtschaftskrisen hervorragend gehalten. Aktuell liegt die Rendite für einen Zeitraum von fünf Jahren bei 40,0 Prozent.