Startups 2020

Corona-Bilanz: Deutschland großer Verlierer bei Startup-Investitionen

03.06.21 23:18 Uhr

Corona-Bilanz: Deutschland großer Verlierer bei Startup-Investitionen | finanzen.net

Trotz Pandemie wurde 2020 mehr in Startups investiert als noch im Vorjahr 2019 - ein Trend, der sich jedoch nicht im Investitionsvolumen der deutschen Startups widerspiegelt. Während Großbritannien sich scheinbar ohne negativen Einfluss des Brexits an die Spitze des Europa-Rankings für Startup-Investitionen setzt, schreibt Deutschland rote Zahlen.

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Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) veröffentlicht jährlich ein Startup-Barometer für Europa sowie für einzelne europäische Länder. Die Veröffentlichungen aus diesem Jahr zeigen die Daten des vergangenen Corona-Jahres 2020 und ein "kräftiges Minus" beim Finanzierungsvolumen für deutsche Startups. In die Studie einbezogen wurden ausschließlich Unternehmen, die nicht älter als zehn Jahre sind.

Im internationalen Vergleich schneidet Großbritannien besonders gut ab

Deutschlands "kräftiges Minus" sticht im internationalen Vergleich deutlich hervor: Alle anderen Top-10-Märkte konnten 2020 ein höheres Investitionsvolumen verzeichnen als im Vorjahresvergleich. In Großbritanniens Startups wurde am meisten investiert - rund 13,9 Milliarden Euro konnten die britischen Jungunternehmen einsammeln. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem Plus von ca. 25 Prozent. Die Investitionen in deutsche Startups sanken im Vorjahresvergleich um offenbar ganze 15 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro, auf Platz drei im Ranking steht Frankreich mit einem Investitionsvolumen von 5,2 Milliarden Euro (plus 3,4 Prozent im Vorjahresvergleich). Auch im internationalen Städteranking steht London mit einem Investitionsvolumen von 10,5 Milliarden Euro auf Platz eins, gefolgt von Paris (3,9 Milliarden Euro) und auf dem dritten Platz Berlin (rund drei Milliarden Euro). Neben Berlin befindet sich auch München unter den Top-10-Städten, allerdings weiter unten in der Liste auf Platz sechs.

Trotz sinkenden Investitionsvolumens stieg die Zahl der Finanzierungsrunden in Deutschland auf Rekordniveau

Insgesamt stieg die Zahl der Finanzierungsrunden europaweit im Vorjahresvergleich um ganze 58 Prozent auf 6.700, auch hier steht Großbritannien an der Spitze - die Zahl der Investitionsrunden britischer Startups verdoppelte sich im Vorjahresvergleich. Und trotz des Minus von 15 Prozent beim Investitionsvolumen konnten die deutschen Startups im Bereich der Finanzierungsrunden einen Rekordwert aufstellen: Ihre Zahl stieg im Vorjahresvergleich um sechs Prozent auf insgesamt 743. Das Minus ist den Experten von EY zufolge dennoch so groß ausgefallen, weil es deutlich weniger Großdeals im Wert von über 100 Millionen Euro gab als im Vorjahr. Die Zahl der Deals in dieser Größenordnung, die deutsche Startups 2020 mit Investoren abschließen konnten, ist von 13 im Jahr 2019 auf nur acht gesunken.

Unter den deutschen Startups konnte die AUTO1 Group aus Berlin im Juli vergangenen Jahres den größten Deal abschließen und erhielt dabei eine Finanzspritze im Wert von 255 Millionen Euro. Zwei weitere starke Deals konnten Lilium (218 Millionen Euro) und Tier Mobility (212 Millionen Euro) abschließen. Im internationalen Vergleich schloss das italienische Startup The Telepass Group (1,1 Milliarden Euro) den größten Deal ab, gefolgt vom britischen Inigo (700 Millionen Euro) und dem schwedischen Startup Northvolt (526 Millionen Euro). Der Großteil des Investitionsvolumens wurde dabei im zweiten Halbjahr generiert, in dem das Finanzierungsvolumen der europäischen Startups um 17 Prozent auf 36,5 Milliarden anstieg.

EY hält fest: Corona-Jahr 2020 lief besser als gedacht und 2021 könnte die international gute Entwicklung beibehalten werden

Innerhalb Deutschlands erhielten Startups aus Berlin (3,1 Milliarden Euro) und Bayern (1,51 Milliarden Euro) die größten Finanzspritzen, auch hier stieg die Anzahl der Finanzierungsrunden im Vorjahresvergleich, während das Gesamtvolumen sank. Im innerdeutschen Branchenvergleich konnten Startups aus den Bereichen e-Commerce und Gesundheit die größten Investitionen verzeichnen - Thomas Prüver, Partner bei EY, erklärt in der Pressemitteilung zum Startup-Barometer Deutschland für das Jahr 2020: "Vor allem sehen wir Veränderungen bei den Branchen, in die das Geld fließt. Eindeutige Gewinner des letzten Jahres waren die Bereiche Health und e-Commerce, in die deutlich höhere Summen investiert wurden. Auf der anderen Seite schrumpfte das Investitionsvolumen bei den Mobilitäts-Startups und FinTechs kräftig". Die Mobilitäts-Startups büßten 28 Prozent des Investitionsvolumens aus dem Vorjahr ein, bei den FinTechs waren es ganze 58 Prozent.

Trotz dieser auf den ersten Blick möglicherweise sehr negativ wirkenden Bilanz ziehen die EY-Experten in der Pressemitteilung das Fazit, dass das Investitionsjahr 2020 auch innerdeutsch angesichts der Pandemie verhältnismäßig gut lief und das vorhergesagte "Startup-Sterben" bislang ausgeblieben ist. Sie verweisen allerdings gleichzeitig auf die im Zuge der Pandemie zwischenzeitlich ausgesetzte Insolvenzanmeldepflicht. Die europaweite EY-Prognose lautet wie folgt: "Zahlreiche Jungunternehmen haben überzeugende Storys zu erzählen, bei denen es oft um gesellschaftliche Megatrends geht - Digitalisierung, Klima- und Umweltschutz oder Gesundheit beispielsweise. Da zahlreiche Investoren nach Anlagemöglichkeiten suchen und in den Startups Potenzial erkennen, rechnen wir [für 2021] mit einem weiteren starken Finanzierungsjahr".

Olga Rogler /Redaktion finanzen.net

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