Wie Laternen ein E-Auto-Problem lösen könnten
Bislang scheitert der Durchbruch der E-Autos in Deutschland an der fehlenden Infrastruktur. Kann eine smarte Straßenlaterne die Lösung des großen Lade-Problems sein?
Auf mehr als neun Millionen wird die Zahl der Straßenlaternen in Deutschland geschätzt, von denen die allermeisten nur Licht spenden. Doch in den Masten steckt viel mehr Potenzial, denn sie können zur Zapfsäule für Elektroautos werden, bei der Parkplatzsuche helfen, Zugang zum Internet bieten, Luftschadstoffe messen oder mit Notruf-Knöpfen und Info-Bildschirmen bestückt werden. Energie- und Telekommunikationskonzerne versprechen sich durch die smarten Laternen neue Geschäftsfelder, sowie die Möglichkeit, den Durchbruch der E-Autos in Deutschland voranzubringen.
E-Autos an der Laterne laden
Aufgerüstete Straßenlaternen könnten der Weg sein, die Lade-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland schneller auszubauen, denn die meisten Deutschen können sich nach wie vor nicht vorstellen, ein E-Auto zu kaufen. Mit mehr Infos und besseren Werbekampagnen rund ums E-Auto, im Autohaus, im Internet und in den sozialen Medien, wollen die Händler gegensteuern und die Kunden von der Elektroalternative zum Auto überzeugen. Doch die Lade-Laternen könnten für die Konzerne nun den Durchbruch bedeuten. Ein Test des Unternehmens Ubitricity dazu hat bereits Anfang des Jahres in Berlin begonnen. Mit Mitteln aus dem "Sofortprogramm Saubere Luft" des Bundeswirtschaftsministeriums sollen in den nächsten zwei Jahren in der Hauptstadt bis zu 1.000 Laternen mit Steckdosen für E-Autos ausgerüstet werden. "Wir wollen testen, ob das eine Alternative für Wohngebiete und das Über-Nacht-Laden ist", berichtet ein Sprecher der Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt. Jedoch ist nicht jede Straßenlaterne für den Umbau zur Stromtankstelle geeignet. In Berlin ist ein Testlauf möglich, weil dort die einzelne Laterne mit einem eigenen Kabel ans Stromnetz angeschlossen ist. Wenn mehrere Leuchten mit einem Kabel mit der Hauptleitung verbunden seien, wird es jedoch schwierig und ein Umbau kann schnell sehr kosten- und zeitintensiv werden.
Smarte Laternen für die Stadt
Die ersten Pilotprojekte stehen nun auch für weitere deutsche Städte in den Startlöchern und der Technologiesprung kommt gerade recht, denn die Zeit drängt. Während letztes Jahr lediglich 36.062 Elektroautos neu zugelassen wurden, sind es seit Jahresbeginn bereits 37.000 neue E-Autos in Deutschland. Der Absatz der Elektroautos spricht für sich und verdeutlicht den steigenden Bedarf an Lademöglichkeiten. Die Laternen-Idee scheint eine vielversprechendere Lösung, als die bisherige Ladestation-Praxis zu sein. Besonders im Hinblick auf das Problem der privaten Haushalte, denn viele Immobilien müssen das Objekt erst sehr kostspielig nachrüsten, um eine Ladestation installieren zu können. Zusätzlich sind die Lade-Laternen platzsparend in Städten, in denen Platz ohnehin Mangelware ist. Doch die Laternen haben noch mehr Potenzial, als bloß ein Elektroauto laden zu können. Hildegard Müller, Vorstand für Netz & Infrastruktur bei innogy, macht gegenüber WELT am Beispiel der Smart Pole Factory deutlich, dass es um weitaus mehr als Ladeoptionen geht. "Zukünftig können Straßenlaternen nicht nur als Ladepunkt für Elektroautos dienen, sondern gleichzeitig auch Umweltdaten und die Auslastung von Parkflächen erheben. Mithilfe eines Notrufknopfes oder einer Kamera können sie auch für Sicherheit sorgen."
Redaktion finanzen.net
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