Warum Privatgespräche im Flugzeug-Cockpit stark reglementiert werden
Im Cockpit eines Flugzeugs gelten für die Piloten besondere Regeln. Private Gespräche und andere Aktivitäten sind stark reglementiert. Dies war jedoch nicht immer so. Erst ein Flugunglück hat zu entscheidenden Veränderungen geführt.
Für viele Menschen gehört der Austausch mit Arbeitskollegen zum täglichen Berufsalltag - egal ob es dabei um private oder um arbeitsrelevante Dinge geht. In manchen Branchen sind solche Unterhaltungen während der Arbeit jedoch nur eingeschränkt möglich. So dürfen etwa Piloten und Pilotinnen in bestimmten Arbeitssituationen keine Privatgespräche führen. Dies gilt in erster Linie bei Start- und Landemanövern der Maschine.
Flugzeugunglück erhöht Problemwahrnehmung
Nach Informationen des Reisemagazins Travelbook werden Privatgespräche unter Piloten und Pilotinnen im Cockpit erst seit den 1980er Jahren reglementiert. Ausschlaggebend für das Verbot war ein Flugzeugabsturz der US-amerikanischen Eastern Airlines am 11. September 1974, bei dem 72 Menschen ums Leben gekommen sind. Fünf Personen haben das Unglück überlebt. Die Verkehrsbehörde National Transportation Safety Board kam nach der Auswertung des Stimmenrekorders zu dem Ergebnis, dass ein Gespräch zwischen den Piloten die Ursache für den Absturz war. Die Piloten waren während der Landung in eine Debatte über Politik und andere private Themen vertieft und leiteten deshalb nicht die notwendigen Maßnahmen ein.
"Sterile Cockpit Rule" soll für mehr Sicherheit sorgen
Um solche Katastrophen in Zukunft zu vermeiden, hat die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration sechs Jahre später die sogenannte "Sterile Cockpit Rule" oder "Sterile Flight Deck Rule" eingeführt. Die Regel besagt, dass in der sogenannten kritischen Phase keine Aktivitäten im Cockpit zulässig sind, die "andere Crew-Mitglieder von ihren Aufgaben ablenken oder die in irgendeiner Form die ordnungsgemäße Wahrnehmung der Aufgaben behindern könnten". Dies betrifft neben Privatgesprächen auch die Einnahme von Mahlzeiten oder das Lesen von Publikationen, die für die ordnungsgemäßen Durchführung des Fluges nicht relevant sind. Als kritische Phase gelten Start und Landung sowie Flugmanöver unterhalb von 3.000 Metern Höhe.
EU stärkt Regelungskompetenzen des Piloten
Die "Sterile Cockpit Rule" gilt nur in den USA. Die Europäischen Union hat mit der "Air Operations Regulation EU-OPS" jedoch ein ähnliches Regelwerk geschaffen. In der Verordnung heißt es: "Der Kommandant darf den Besatzungsmitgliedern die Ausübung von Tätigkeiten während des Starts, des Anfangssteigfluges, des Endanfluges und der Landung nicht gestatten, wenn diese nicht für den sicheren Betrieb des Flugzeuges erforderlich sind". Damit werden die Kompetenzen des Piloten gestärkt. Der Berufspilot Patrick Biedenkapp betonte gegenüber Travelbook, dass die Regeln strengstens eingehalten werden. Es sei demnach selbstverständlich, dass bei allen Flugbewegungen unter 10.000 Fuß alle nicht flugrelevanten Aktivitäten eingestellt werden.
M. Wieser / Redaktion finanzen.net
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