Expertentipps zur "inneren Kündigung": So geht man richtig damit um
Wer sich bei der Arbeit nicht mehr anstrengt und nur noch gerade so viel arbeitet wie nötig, durchlebt eine "innere Kündigung". Auf TikTok wurde das Phänomen viel besprochen - vier Expertinnen und Experten erklären, warum das jedoch nicht reicht und was man gegen die negativen persönlichen Folgen von "Quiet Quitting" tun kann.
Weniger Stress und mehr Freizeit durch weniger Engagement bei der Arbeit - diese Einstellung verfolgen offenbar gerade viele Arbeitnehmerinnen und -nehmer, denn auf TikTok wurde das Phänomen (auch "Quiet Quitting" oder "Innere Kündigung" genannt) viel besprochen.
Quiet Quitting schadet der Work-Life-Balance
Eine Managerin, eine Psychologin, eine Karrierecoachin und ein HR-Spezialist warnen gegenüber CNBC davor, sich auf der inneren Kündigung auszuruhen. Sie sei nicht förderlich für die Karriere und schade auch der psychischen Gesundheit. Die Psychologin Dr. Nicole Baumgartner beschreibt es so: "Quiet Quitting ist ein Hilfeschrei."
Denn: Eine innere Kündigung führt nur vermeintlich zu mehr Freizeit. Oft bedeutet Quiet Quitting nämlich nicht, früher Feierabend zu machen, sondern die vereinbarte Arbeitszeit unmotiviert und ohne Engagement durchzustehen. Das führt zu Langeweile. Michael Tinmes, HR-Spezialist bei Insperity, erklärt: Für eine gute Work-Life-Balance muss man den Job noch aktiv verfolgen, jeden Tag acht Stunden Passivität haben keinen guten Einfluss auf die psychische Gesundheit. Er empfiehlt Quiet Quittern, lieber weniger Stunden ins Büro zu gehen, in dieser Zeit aber richtig zu arbeiten. Das kann natürlich schwierig sein, wenn wie in den meisten Arbeitsverträgen eine feste Stundenzahl steht.
Das Gespräch mit der oder dem Vorgesetzten suchen
Deswegen empfehlen die Expertinnen und Experten, unbedingt mit dem Arbeitgeber ins Gespräch zu gehen - Quiet Quitting komme in der Regel von zu wenig Wertschätzung im Büro, so Baumgartner. Und aktiv für mehr Wertschätzung sorgen können Angestellte nur, indem sie das Thema bei der Arbeit ansprechen, ergänzt Karrierecoachin Kelsey Wat.
Auch Jaya Dass, Managerin bei Randstad Singapur/Malaysia, empfiehlt ein ehrliches Gespräch: "Tatsächlich gruselig am Quiet Quitting ist, dass die Leute bei der Arbeit gar nichts davon mitkriegen." Sich nur auf TikTok und anderen Sozialen Medien über die Situation am Arbeitsplatz zu beschweren, sei nicht die richtige Lösung.
Im direkten Gespräch, so die Expertinnen und Experten, sei sehr spezifisches Feedback an die Vorgesetzte oder den Vorgesetzten wichtig: Man solle am besten genau sagen, warum die Motivation nicht mehr da ist und wieso es so schwerfällt, bei der Arbeit engagiert aufzutreten. Es sei wichtig, nicht um den heißen Brei herum zu reden, sondern vielmehr mindestens zwei klare Vorschläge zur Verbesserung der Lage vorbringen. Was würde mir helfen, mich mehr wertgeschätzt zu fühlen? Welche Veränderung würde mich besonders motivieren?
Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg: "Kommunikation ist ein Prozess"
Die Vorstellung, schon am nächsten Tag die optimalen Arbeitsbedingungen vorzufinden und in einen gesünderen Arbeitsrhythmus zu kommen, sei jedoch eine Utopie. Angestellte sollten sich darauf vorbereiten, nach einiger Zeit erneut mit dem oder der Vorgesetzten ins Gespräch zu gehen und zu besprechen, wie sich die Situation verändert hat: "Kommunikation ist ein Prozess, kein Endgame", so Dass. Selbiges gilt für Veränderung: Immerhin hat die Chefin oder der Chef vielleicht überhaupt erst beim gemeinsamen Gespräch von der Situation erfahren.
Allerdings sollten auch die Vorgesetzten im Mitarbeitergespräch auf die richtige Kommunikation achten: Geht es um Quiet Quitting, vertrauen sich die Angestellten ihnen an - ohne Offenheit und Verständnis vonseiten der Chefin oder des Chefs wird es schwer, gemeinsam eine gute Lösung zu finden.
Redaktion finanzen.net
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