Panini, Pokémon & Co.

Nach Verkauf von Baseball-Sammelkarte für über fünf Millionen US-Dollar - so lukrativ ist das Geschäft mit Sammelkarten wirklich

06.07.21 23:23 Uhr

Nach Verkauf von Baseball-Sammelkarte für über fünf Millionen US-Dollar - so lukrativ ist das Geschäft mit Sammelkarten wirklich | finanzen.net

Das Bildchen hinter einer Sammelkarte kann unter Umständen höher bewertet sein als der Preis eines Kilogramms Gold. Erst im November des vergangenen Jahres wechselte eine einzelne Pokémon-Sammelkarte für 129.000 US-Dollar den Besitzer. Lohnt sich der Einstieg in das Geschäft der Sammelkarten?

Das Prinzip von Sammelkarten ist gemäß der Beschreibung des auf Papier spezialisierten Unternehmens "Koehler" schnell erklärt: Demnach setzen sich Sammelkarten im Gegensatz zu Spielkarten aus vielen verschiedenen, meist hunderten Karten zusammen. Dabei haben einige Karten einen höheren Seltenheitswert als andere, was letztlich auch den Marktwert einer einzelnen Karte maßgeblich beeinflusst. Die Karten entstammen im Regelfall vorgefertigten Spieleinheiten, den Startern, sowie sogenannten Boostern. Hierbei handelt es sich um mehr oder weniger zufällig zusammengestellte Einzelkarten, die in einem gebündelten Pack erstanden werden können. Um nun an spezifische Karten zu gelangen, muss getauscht oder gehandelt werden.

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Millionenbeträge für Baseball-Sammelkarten

Erst Anfang dieses Jahres wurde laut "derbund.ch" der Rekord für die teuerste Sammelkarte aller Zeiten geknackt. Eine Baseballkarte aus dem Jahr 1952 ist demnach für 5,2 Millionen US-Dollar an den US-amerikanischen Unternehmer und Schauspieler Rob Gough verkauft worden. Dessen Vorbesitzer erstand die Karte einst für "nur" 2,8 Millionen US-Dollar und konnte damit absolut und prozentual gesehen einen beachtlichen Gewinn einfahren. Der bisherige Rekord stellte eine Baseballkarte im August 2020 auf, die für knapp vier Millionen US-Dollar den Besitzer wechselte. Dem Bericht nach gingen allein im letzten Jahr gleich mehrere Baseballkarten für bis zu drei Millionen US-Dollar über die (meist virtuelle) Verkaufstheke. Der Boom sei nicht völlig neu, denn "schon seit einigen Jahren nehmen die Verkaufspreise stetig zu, Corona hat aber nochmals einen unerwarteten Schub gegeben", so der Bericht.

Große Summen auch für Pokémon-Sammelkarten

Rekordwerte von Pokémon-Karten erzielen zwar keine Millionenbeträge, bewegen sich allerdings in sechsstelligen Sphären. Die teuerste je erstandene Pokémon-Sammelkarte ist laut "esports.com" die erste Edition eines Glurak, die am 13. Dezember 2020 für 369.000 US-Dollar verkauft wurde. Eine Testdruck-Karte des Pokémons Turtok wird derzeit mit einem Marktwert von 360.000 US-Dollar gemessen. Im Segment der Pokémon-Sammelkarten sei laut eines "n-tv"-Berichts vor allem durch die Corona-Pandemie eine Renaissance zu erkennen.

Hierzulande erfreuen sich, allen voran in der Zeit um Fußball Welt- und Europameisterschaften, Panini-Sticker und Panini-Sammelalben großer Beliebtheit. Der höchste hierfür aufgerufene Preis beläuft sich laut "catawiki.de" auf 12.038 Euro, der demnach für das allererste Sammelalbum zur Fußball-WM 1970 in Mexiko berappelt wurde.

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Sammelkarten-Aufschwung überschreitet Grenzen

Allerdings nahm das Ausmaß des Sammelkarten-Aufschwungs in den USA bereits weitrechende Formen an. Die US-amerikanische Einzelhandelskette Target musste den Verkauf sämtlicher Sammelkarten, darunter die der MLB (Major League Baseball), NFL (National Football League), NBA (National Basketball Association) und Pokémon komplett stoppen. Dies ist laut dem Portal "esports.com" eine Reaktion auf einen gewalttätigen Angriff von vier Männern an einen Kunden auf dem Parkplatz einer Filiale im Bundesstaat Wisconsin, die sich dem Portal zufolge über die zuvor gekauften Sammelkarten stritten. Das Opfer zog daraufhin eine Waffe und die Angreifer flohen. Zuvor wurde der Verkauf aufgrund des hohen Andrangs schon auf nur eine Packung Pokémon-Sammelkarten pro Kunde am Tag begrenzt. Auch Einzelhandels-Gigant Walmart nahm den stationären Verkauf von diversen Sammelkarten aufgrund des "unangebrachten Verhaltens der Käufer und der gestiegenen Nachfrage" zurück.

Sind Sammelkarten zum Vermögensaufbau geeignet?

Eines Berichts der "Neuen Zürcher Zeitung" zufolge ist die seit 2008 erzielte Rendite der 100 teuersten Sammelkarten besser als jene des Aktienmarktes. Demnach haben sich die Preise binnen weniger Monate mehr als verzehnfacht. Dennoch sieht Prof. Dr. Michael Grote, akademischer Leiter des Frankfurt Institute for Private Equity and M&A, hier kein geeignetes Instrument für einen langfristen Vermögensaufbau. Schließlich handle es sich hierbei um hochspekulative und mit vielen Unsicherheiten behafteten Anlagen, wie er gegenüber "n-tv" ausführt.

Darüber hinaus rät er Privatanlegern aufgrund von fehlenden Marktregulierungen, fehlenden Kapitalmarkt- und Anlegerschutzgesetzen sowie den starken Preisschwankungen von diesem Markt ab. Bei Sammelkarten lasse sich die Rendite laut Grote ausschließlich über Preissteigerungen realisieren. Dies dürfte zwar in der derzeitigen Situation aufgrund des florierenden Geschäftes und der hohen Nachfrage im Rahmen des Möglichen sein, allerdings mahnt er vor der Unklarheit, "wie lange dieser Trend andauert - und hierin liegt eine wesentliche Gefahr für Investoren", so Grote gegenüber "n-tv".

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Philipp Beißwanger / Redaktion finanzen.net

Bildquellen: TK Kurikawa / Shutterstock.com