Musik-Streaming

So viel Geld aus den Abos bei Spotify & Co. kommt wirklich bei den Kunstschaffenden an

30.09.22 23:23 Uhr

So viel Geld aus den Abos bei Spotify & Co. kommt wirklich bei den Kunstschaffenden an | finanzen.net

Die GEMA hat eine Studie mit Daten zu den Verdiensten von Kunstschaffenden bei Musik-Streaming-Diensten wie Spotify, Apple Music und Amazon Music veröffentlicht. Das Ergebnis: 89 Prozent der Musikschaffenden empfinden die Vergütung als zu niedrig.

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"Ich habe es immer als ungerecht, unfair und offen gesagt unmoralisch empfunden, dass die Person, die am Anfang des Prozesses steht, der Songwriter oder Komponist, eine so untergeordnete Rolle spielt, wenn es um Rechte und Vergütung geht", zitiert die GEMA Björn Ulvaeus in ihrer neuen Veröffentlichung zu den Studienergebnissen über die Verdienste von Musikerinnen und Musikern bei Spotify & Co. Ulvaeus gehört zu der schwedischen Band ABBA und setzt sich schon seit Jahren mit der Confédération Internationale des Sociétés d´Auteurs et Compositeurs (CISAC) für die Rechte von Kunstschaffenden ein.

Labels und Plattformen behalten über die Hälfte der Abo-Einnahmen

Die GEMA-Studie bestätigt die Arbeit der CISAC und anderer Künstlervertretungen: Gerade einmal 22,4 Prozent der Einnahmen aus den Abo-Zahlungen bei Deutschlands größten Musik-Streaming-Diensten (Spotify, Amazon Music, Apple Music) gehen an die Musikschaffenden, also an Personen mit Urheberrechten und Interpretinnen und Interpreten. Die Musiklabels hingegen bekommen 42,4 Prozent der Abo-Zahlungen und Spotify, Amazon Music & Co. behalten 30 Prozent selbst ein. Die übrigen 5,3 Prozent der Einnahmen gehen an Verlage.

Helienne Lindvoll, Präsidentin der European Composer & Songwriter Alliance (ECSA), kommentiert diese Verteilung gegenüber der GEMA: "Deshalb ist es so wichtig, über diesen Missstand zu sprechen. Der Songwriter wird nur minimal am Streaming seiner Musik, von der er der Urheber ist, finanziell beteiligt. Für das Geld, das ein Songwriter früher aus dem Verkauf von 1000 Platten bekommen hat, muss sein Song heute mehrere Millionen Mal gestreamt werden."

GEMA fordert gerechtere Verteilung der Streaming-Erlöse

"Da Musik-Streaming andere Auswertungsformate ersetzt, sollten Musikschaffende und Rechteinhaber jedoch bei erfolgreichen Titeln gleichermaßen in der Lage sein, von Streamingerlösen zu leben; bedauerlicherweise ist dieses immer noch nicht der Fall. Eine angemessene Vergütung ist aber im Interesse aller Beteiligten, denn Songs sind die Grundlage jeder Musikauswertung", ergänzt Dr. Götz von Einem, der unter anderem den Posten des stellvertretenden GEMA-Aufsichtsratsvorsitzenden innehat.

In der Studie wird erläutert, dass zwar ein großer Teil der Arbeit bei der Verteilung der bestehenden Einnahmen getan werden müsse, aber auch die Höhe der Einnahmen selbst ein Problem sei: Weil die Zahl der verfügbaren Titel - zur Freude der Abonnentinnen und Abonnenten - stetig steigt aber die Nutzungsgebühr gleichbleibt, könne man weniger Geld pro Stream zahlen. Das Geld muss für alle reichen. So sei der Umsatz der Plattformen pro Stream zwischen 2016 und 2021 um 23 Prozent gesunken. 2016 habe man mit 1.000 Streams noch 10,58 Euro eingenommen, 2021 waren es noch 8,12 Euro gewesen. Bei Spotify verdiene gerade einmal 1,0 Prozent der Kunstschaffenden über 5.000 Euro jährlich und nur 0,2 Prozent über 50.000 Euro.

Musik kaufen, um Musikerinnen und Musiker zu unterstützen

Deswegen fordert eine große Mehrheit der GEMA-Mitglieder, dass die bisher von den Streaming-Diensten angewendeten Abrechnungs- und Verteilungsmodelle weiterentwickelt, manipulierte Abrufzahlen (Streaming-Betrug) eingedämmt und die Erstellung von Spotify-Playlists durch den Streaming-Dienst selbst transparenter gestaltet werden müssen. Verbunden damit ist eine Forderung an die Politik, sich dem Streaming-Thema zugunsten der Künstlerinnen und Künstler konsequenter zu widmen.

Als Privatperson ist es zwar kaum möglich, die Verteilung der Abo-Einnahmen bei Streaming-Diensten großartig zu beeinflussen. Aber: Rund ein Drittel der Nutzerinnen und Nutzer von Streaming-Diensten nutzen kostenlose, über Werbung finanzierte Angebote. An diesen Fans verdienen die Musikschaffenden so gut wie nichts. Unterstützen kann man sie, indem man für die Inhalte zahlt - in Form eines Streaming-Abos oder mit dem Kauf einer CD.

Olga Rogler / Redaktion finanzen.net

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