LENZ Technology

Flutkatastrophe im Ahrtal: Junger Feuerwehrmann gründet Startup für besseres Equipment

09.09.22 23:35 Uhr

Flutkatastrophe im Ahrtal: Junger Feuerwehrmann gründet Startup für besseres Equipment | finanzen.net

Denis Drosdzol ist bei der freiwilligen Feuerwehr Gelsenkirchen tätig und war bei der Flutkatastrophe im Ahrtal im Einsatz. Um für zukünftige Einsätze bessere Ausrüstung bereitzustellen, hat der Student nun LENZ Technology gegründet.

"Bei LENZ dreht sich alles um Sicherheit. Wir arbeiten täglich an neuen Innovationen, um in diesem einen Moment alles unter Kontrolle zu halten", heißt es auf der Website des im März gegründeten Startups LENZ Technology. Ins Leben gerufen wurde LENZ von Denis Drosdzol, der mit der freiwilligen Feuerwehr Gelsenkirchen bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, die im Juli 2021 180 Menschen das Leben gekostet hat, im Einsatz war. Mit der Entwicklung des ersten LENZ-Produkts begann Drosdzol keine 24 Stunden nach seinem Einsatz.

Die Idee entstand während des Einsatzes bei der Ahrtal-Flutkatastrophe

Das erzählt er gegenüber Gründerszene. Er sei im Neubaugebiet in Eschweiler bei Aachen eingesetzt worden, wo ihm das Wasser bis zur Brust stand und Autoteile, Sofas und Schutt an ihm vorbeigetrieben seien. Später in der Schicht sei das Team bei einem Altenheim und dem Krankenhaus Eschweiler angerückt. "Unsere Aufgabe war es, die Straße vor dem Krankenhaus von Wasser zu befreien." Denn: Wegen großer Scherben im Wasser konnte kein Rettungsfahrzeug die geflutete Straße befahren. Mit Tauchpumpen machten Drosdzols und seine Kollegen die Straße frei.

"Tauchpumpen kommen zum Einsatz, wenn zum Beispiel Häuser, Dörfer oder Städte vor eindringendem Hochwasser geschützt werden sollen. Das Problem: Wenn sie umkippen, fällt der Druck im Inneren und sie müssen wieder aufgestellt werden, um weiterhin funktionsfähig zu sein. Die Person, die diese Aufgabe übernimmt, könnte dadurch nicht nur mit kontaminiertem Wasser in Berührung kommen - auch Verletzungen sind, gerade in unübersichtlichen (Stress-)Situationen, wahrscheinlich. Handelsübliche Pumpen können zudem nicht ohne Hilfsmittel auf geneigten Oberflächen (z. B. am Eingang von Tiefgaragen) eingesetzt werden", schreibt die Technische Hochschule Georg Agricola (THGA) in einer Pressemitteilung.

Das Problem mit den umkippenden Pumpen gab es auch bei der Ahrtal-Katastrophe. Und so habe er sich keine 24 Stunden nach seiner Schicht daran gemacht, dafür eine Lösung zu finden, erklärt Drosdzol.

Drosdzols Einschätzung: "Das ist ein Millionengeschäft"

Daraus entstand der "LENZ Umkippschutz", ein S-förmiges Edelstahlrohr, mit dem die Tauchpumpen auch auf geneigten Oberflächen und in meterhohem Wasser stehen bleiben. "Für 112% im Einsatz" lautet der Slogan für das Produkt, das nach DIN-Norm 14425 mit allen gängigen Tauchpumpen kompatibel ist und etwa 20 Prozent mehr Durchfluss gewährt als Pumpen ohne Umkippschutz. Das bedeutet, dass die Feuerwehr schneller - und effizienter - arbeiten kann und sich noch dazu nicht beim Wiederaufstellen der Pumpen selbst in Gefahr bringen muss.

Wie Gründerszene berichtet, nutzt die Feuerwehr Gelsenkirchen zwei Modelle des LENZ Umkippschutz und auf Anfrage produzieren vier Hersteller aus Nordrhein-Westfalen weitere Ausführungen. Auf der Interschutz-Messe in Hannover soll Drosdzol mit seinem Startup außerdem bereits internationale Kontakte geknüpft haben. Der Preis für die Herstellung liege bei 499 Euro. LENZ arbeite daran, diesen Preis mit der Verwendung anderer Materialien wie etwa Aluminium zu senken. Das Startup lege dabei besonderen Wert darauf, das Material aus Europa zu beziehen, um sich nicht vom außereuropäischen Ausland abhängig zu machen. "Das ist ein Millionengeschäft", äußert sich Drosdzol gegenüber Gründerszene. In Deutschland gebe es über 65.000 Feuerwehrwagen, hinzu kämen die Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks (THW) und der Bundeswehr. Für alle sei der Umkippschutz von Nutzen. Nach Angaben des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat war 2021 wegen der Ahrtal-Katastrophe das "einsatzstärkste Jahr in der Geschichte des THW".

Der Website des jungen Startups ist zu entnehmen, dass der Umkippschutz nicht das letzte Produkt bleiben wird, sondern weitere lebensrettende Innovationen folgen sollen.

Redaktion finanzen.net

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