Lebensmittelreport

Deutsche Erdbeeren und Bio-Produkte? So schummeln Supermärkte bei Obst

14.04.22 06:24 Uhr

Deutsche Erdbeeren und Bio-Produkte? So schummeln Supermärkte bei Obst | finanzen.net

Verkäufer möchten vor allem ihre Waren an den Mann bringen. Dabei werden auch oftmals Tricks und Vermarktungsstrategien angewendet, die nicht ganz lupenrein sind. Der ZDF-Lebensmittelreport mit Sternekoch Nelson Müller prüfte die Angaben in Obstabteilungen von Supermärkten auf ihren Wahrheitsgehalt.

Beim Einkaufen achten viele Konsumenten auf die Herkunft der Produkte. Das hat eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus dem Jahr 2018 ergeben. Zum einen möchte man regionale Produzenten unterstützen und zum anderen das Klima durch kürzere Transportwege schonen. Für eine nachhaltige Lebensweise ist der örtliche und saisonale Konsum wichtig. Außerdem sollten es vor allem Bio-Produkte sein. Der Einsatz von Pestiziden schadet schließlich Mensch und Umwelt. Für die Erfüllung dieser sehr sinnvollen Kriterien geben Verbraucher laut einer Forsa-Umfrage aus 2016 auch gerne etwas mehr Geld aus. Stecken aber im Endeffekt gar nicht die Versprechen in den Waren drin, für die man auch bezahlt, fühlen sich die Käufer hinters Licht geführt und betrogen.

Ausländische deutsche Erdbeeren

Verbraucher können nur sehr schwer nachvollziehen oder prüfen, ob die Herkunftsangaben im Supermarkt wirklich stimmen. Letztendlich muss man sich darauf verlassen, dass die Behauptungen auch der Wahrheit entsprechen. Das ZDF hat im Rahmen einer Reportage Lebensmitteltechniker damit beauftragt, mithilfe eines chemischen Verfahrens die genaue Herkunft von angeblich deutschen Erdbeeren aus einem Discounter zu analysieren. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt, dass die Erdbeeren aus Südeuropa kommen.

Die Antwort des Discounters gegenüber dem ZDF ist einfach: Lediglich die Pflanzen der entsprechenden Sorte hätten ihren Ursprung in Spanien. Sie würden aber in Deutschland aufgezogen werden. Ob man nun wiederum dieser Erklärung glauben mag, ist jedem selbst überlassen. Gesundheitlich gibt es keine Unterschiede zwischen deutschen und spanischen Erdbeeren. Der CO2-Ausstoß für den Transport und die Kühlung ist allerdings viel höher.

Bio-Bananen mit Pestiziden

Bei herkömmlichen Bananenplantagen werden Pestizide eingesetzt, um die Früchte vor Schädlingsbefall zu schützen. Die versprühten Giftstoffe gefährden jedoch Mensch und Umwelt. Sie sind sogar so stark, dass nicht nur die Arbeiter vor Ort belastet werden, sondern auch die Konsumenten in Deutschland. Deshalb sollte man sich nach dem Verzehr einer Banane die Hände waschen oder als Alternative auf ein Bio-Produkt zurückgreifen. Dieses kostet zwar im Schnitt etwa 30 Prozent mehr, verspricht aber den Verzicht auf Pestizide. Zum Schutz vor Schädlingen reifen die Früchte in Plastiküberzügen. Im Rahmen des Lebensmittelreports konnten aber trotz Bio-Auszeichnung an manchen Bananen Rückstände von Pestiziden festgestellt werden. Der Grund hierfür liegt bei den unzuverlässigen Kontrollen in den Herkunftsländern. Schummeleien werden demnach einfach übersehen oder durchgewunken.

Alte Äpfel im neuen Glanz

Kunden möchten frische Produkte. Bei Obst ist es allerdings natürlich, dass es nicht das ganze Jahr über wächst. Stellt ein Supermarkt dennoch durchgehend Produkte zur Verfügung, ist das nur mit einer entsprechenden Lagerhaltung möglich. Laut Alnatura liegt beispielsweise das größte Angebot von Äpfeln in der Zeit zwischen August und November. Außerhalb dieser Monate gibt es nur geringe bzw. gar keine neu geernteten Äpfel. Wie kann es dann sein, dass die Frucht trotzdem immer wie frisch vom Baum aussieht? Das liegt an der guten Lagerungsfähigkeit der Äpfel. Bei Temperaturen zwischen null und fünf Grad Celsius lässt sich das Obst lange aufbewahren. Nelson Müller erklärt auf der Webseite des ZDF, dass ein im Frühjahr oder Sommer gekaufter deutscher Apfel wahrscheinlich schon mehrere Monate alt ist. Äußerlich ist das dem Kernobst nicht anzusehen. Innerhalb des Apfels reduziert sich jedoch durch die Lagerung der Vitamingehalt und der Zuckeranteil nimmt zu.

Verdünnter Orangensaft

Bei Orangensaft gibt keine großen Unterschiede zwischen teuren und günstigen Varianten. Beide werden gemäß der Verpackung aus Konzentrat hergestellt. Dieses wird mit Wasser aufgefüllt. Das Mischverhältnis kann jedoch der Produzent selbst festlegen. Für Verbraucher ist es nicht ersichtlich wie stark verdünnt der Saft tatsächlich ist. Um Geld zu sparen können die Anbieter einfach mehr Wasser hinzufügen, als wirklich benötigt wird. Laut Angaben des ZDF ist es auch nicht vorgeschrieben, dass im Herstellungsprozess alle typischen Fruchtaromen erhalten bleiben müssen. Offen bleibt für Konsumenten nun jedoch die Frage, ob man bei teuren Varianten für den höheren Preis einen gehaltvolleren Saft erhält.

Redaktion finanzen.net

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