Impfung für Kinder

Eltern nicht einig - Wer über die Corona-Impfung für Kinder entscheiden darf

21.12.21 22:32 Uhr

Eltern nicht einig - Wer über die Corona-Impfung für Kinder entscheiden darf | finanzen.net

Da mittlerweile auch jüngere Kinder gegen Corona geimpft werden können, stellt sich für viele Eltern die Frage, ob sie ihr Kind impfen lassen oder nicht. Sind sich die beiden Elternteile dabei uneinig, kommt es in einigen Fällen dazu, dass diese Frage vor Gericht geklärt werden muss.

Seit der Corona-Pandemie kommt es immer häufiger zu hitzigen Diskussionen zum Thema Impfungen, vor allem in Bezug auf die Corona-Impfung. Dabei kann es auch dazu kommen, dass man sich in der eigenen Familie uneinig ist, was denn nun genau das Beste sei. Sind sich zwei Elternteile uneinig, was die Impfung eines Kindes betrifft, kann in manchen Fällen nur noch ein Gericht entscheiden, welchem Elternteil die Entscheidungsgewalt überlassen wird.

Kindeswohl steht an oberster Stelle

Generell gilt bei medizinischen Eingriffen, dass das Kindeswohl an oberster Stelle steht. Und auch wenn jüngere Kinder noch nicht "einwilligungsfähig" sind, hat auch ihre Meinung durchaus Gewicht, erklärt Rechtsanwältin und Expertin für Familienrecht, Eva Becker gegenüber der Apotheken-Umschau. Außerdem werden bei einer gerichtlichen Entscheidung auch die Argumente der Eltern beachtet und auf welcher Grundlage diese basieren. Wurden also zum Beispiel Ratschläge eines Arztes berücksichtigt oder gibt es eine Vorerkrankung, die für eine Impfung spricht? "Wer sich an der Wissenschaft und an Fach-Gremien orientiert, hat vor Gericht natürlich bessere Chancen als Eltern, die sich eher an Verschwörungstheoretiker halten.", so Becker.

Ältere Kinder dürfen mitentscheiden

Bei älteren Kindern gilt, wie die Tagesschau erklärt, dass der Wille der Jugendlichen durchaus berücksichtigt werden muss. Sobald Kinder "einwilligungsfähig" sind, also in der Lage, die Chancen und Risiken einer Impfung richtig einzuschätzen, müssen sie solchen medizinischen Eingriffen zustimmen. Oftmals ist das schon bei 14-Jährigen der Fall. Je nach individueller Reife des Kindes liegt die Altersspanne jedoch zwischen zwölf und 16 Jahren. Trotzdem müssen Minderjährige diese Entscheidung gemeinsam mit den Eltern treffen. Doch wer entscheidet, wenn sich beide Elternteile uneinig sind? An einem Fall vom August zeigt das Oberlandesgericht Frankfurt am Main, wie in solchen Fällen entschieden wird. Ein fast 16 Jahre alter Junge möchte sich gegen Corona impfen lassen. Sein Vater ist dafür, seine Mutter jedoch dagegen. Laut Urteil des Gerichts ist "die Entscheidung [bei Uneinigkeit] über die Durchführung der Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff bei einer vorhandenen Empfehlung der Impfung durch die STIKO und bei einem die Impfung befürwortenden Kindeswillen auf denjenigen Elternteil zu übertragen, der die Impfung befürwortet."

Die STIKO-Empfehlung

Die STIKO-Empfehlungen, also die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, spielt bei einem Urteil häufig die ausschlaggebende Rolle. Diese dient nicht zuletzt auch als eine Orientierungshilfe für Eltern, die sich unsicher sind, ob eine Impfung für ihr Kind nötig ist oder nicht. Der Berliner Kinderarzt Jakob Maske erklärt gegenüber der Apotheken-Umschau, dass die STIKO-Empfehlung deutlich macht, ob der Nutzen einer Impfung größer ist als das Risiko und ob sich die Impfung damit lohne. Eine Impfempfehlung der STIKO gibt es bislang vor allem für Kinder mit Vorerkrankung. Jedoch ist es auch möglich ein Kind ohne Vorerkrankungen impfen zu lassen.

E. Schmal/Redaktion finanzen.net

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