Home-Workouts

Interaktiver Fitness-Spiegel: Startup will Fitnessstudio ersetzen - auch nach der Pandemie

04.03.21 22:19 Uhr

Interaktiver Fitness-Spiegel: Startup will Fitnessstudio ersetzen - auch nach der Pandemie | finanzen.net

Zeitgleich zum ersten Lockdown in Deutschland hat das Startup VAHA ein neues Home-Workout-Gerät entwickelt. Der interaktive Fitness-Spiegel bietet eine Vielzahl an verschiedenen Sportkursen für seine Mitglieder, die ihre Bewegungen gleichzeitig im Spiegel kontrollieren können.

Die Fitnessbranche ist am Boomen: Allein in Deutschland waren im Jahr 2019 insgesamt 11,7 Millionen Menschen in einem der fast 10.000 Fitnessstudios aktiv, wie kürzlich herausgegebene Daten des DSSV, der Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement und Deloitte zeigen. Aufgrund der Corona-Pandemie müssen Fitnessstudios jedoch bis auf Weiteres geschlossen bleiben, Online-Fitnessanbieter und virtuelle Trainings erfreuten sich daher in den letzten Monaten steigender Beliebtheit.

Start-up VAHA bringt interaktiven Fitness-Spiegel auf den Markt

Für Valerie Bures kam die wachsende Nachfrage nach Heim-Trainingsmöglichkeiten während der Krise sehr gelegen. Mit ihrem Start-up VAHA hat die Gründerin der Fitnessstudio-Kette Mrs.Sporty ein Home-Workout-Gerät entwickelt, mit dem Nutzer ganz einfach von zu Hause aus trainieren können.

Bei dem Fitnessgerät handelt es sich um einen modernen Spiegel, den man auf Knopfdruck in einen Bildschirm verwandeln kann. Per Touchscreen haben Nutzer dann die Möglichkeit, verschiedene 10- bis 60-minütige Workouts aus unterschiedlichen Bereichen wie Yoga, Boxen oder Cardio auszuwählen. Der Vorteil gegenüber normalen Online-Kursen: Durch den Spiegel können Mitglieder gleichzeitig die eigenen Bewegungen beobachten und dadurch Fehler bei der Ausführung leichter vermeiden. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, einen Personal Trainer zu buchen und mit diesem über den Spiegel live zu trainieren.

Spiegel kommt mitten im ersten Lockdown auf den Markt

Der Marktstart des Produkts fiel zufälligerweise auf März 2020 - also mitten im ersten Lockdown in Deutschland. Auch wenn das Produkt schon Monate zuvor entwickelt wurde, ist die potenzielle Nachfrage durch die Schließung der Fitnessstudios zugunsten des Startups deutlich gestiegen, wie die Gründerin gegenüber Business Insider erklärt: "Wir haben den Spiegel offensichtlich nicht für die Corona-Situation konzipiert, aber die Pandemie hat auch die Digitalisierung des Sportes verstärkt", betont Bures.

Kapitalgeber investieren Millionen in den Fitness-Spiegel

Auf große Begeisterung stieß der Spiegel auch bei Investoren: Berichten der WirtschaftsWoche zufolge sollen Risikokapitalgeber wie TQ Ventures bereits im Dezember 2019 einen zweistelligen Millionenbetrag in das Startup von Valerie Bures investiert haben. Auch im Dezember 2020 erhielt VAHA Business Insider-Berichten zufolge eine zweistellige Millionensumme von Kapitalgebern wie Porsche Ventures und Unbound.

Seit September werden Live-Kurse angeboten

Neukunden haben die Möglichkeit, den interaktiven Fitness-Spiegel 30 Tage lang kostenlos zu testen. Danach zahlen Mitglieder eine monatliche Mitgliedsgebühr von 39 Euro, der Spiegel selbst kostet einmalig ungefähr 2.200 Euro. Seit September 2020 werden außerdem virtuelle Live-Kurse angeboten, die zu festen Uhrzeiten stattfinden. Wie Unternehmerin Bures gegenüber Business Insider verrät, nehmen dieses Angebot etwa ein Drittel der Kunden wahr, der Großteil der Kunden nutzt allerdings hauptsächlich die Angebote der Mediathek. Zusätzlich haben Mitglieder im Rahmen ihrer Mitgliedschaft die Möglichkeit, pro Monat ein virtuelles Workout mit einem Personal-Trainer zu absolvieren. Für jedes weitere halbstündige Personal-Training wird laut Angaben des Unternehmens ein Betrag von 39 Euro fällig.

Live-Korrekturen sollen durch Motion Tracking möglich werden

Mit ihren Ideen ist die VAHA-Gründerin jedoch noch lange nicht am Ende, wie sie gegenüber Business Insider betont: "Im ersten Jahr ging es darum, die Basis zu bauen und jetzt geht es darum, die Nutzer-Erfahrung mehr und mehr zu individualisieren", sagt Bures im Interview. Daher sollen ab Februar neue Funktionen eingeführt werden, ein sogenanntes Motion Tracking, das die Bewegungen der Mitglieder analysieren und ihnen in Echtzeit Feedback zu ihrer Ausführung geben kann. Dafür vergleicht die Kamera die Position von 26 Punkten am Körper mit einem Muster-Skelett und kann so Fehlstellungen bei der Bewegung korrigieren. Aktuell sei diese Funktion allerdings noch nicht verfügbar, da laut Bures erst eine ausreichend große Datenbasis geschaffen werden müsse, wie sie gegenüber Business Insider erklärt.

Gründerin zeigt sich optimistisch

Profitabel ist das Unternehmen aktuell noch nicht, Valerie Bures zeigt sich jedoch sehr optimistisch. Das US-amerikanische Start-up Mirror, das ebenfalls interaktive Fitness-Spiegel auf dem Markt hat, verkaufte laut Angaben von Gründerszene bis zu seiner Übernahme durch lululemon 10.000 Geräte an seine Kunden. Im Gründerszene-Podcast betont Bures, dass auch VAHA diese Zahl "locker" bis Ende des Jahres erreichen wird. Wie sich das Unternehmen auch nach der Pandemie am Markt behaupten wird, bleibt jedoch abzuwarten.

Pauline Breitner / Redaktion finanzen.net

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