ESG im Fokus

Climate Quitting: Kündigen fürs Klima

05.07.24 23:07 Uhr

Klima-Kündigung: Junge Arbeitskräfte wählen Umwelt über Einkommen | finanzen.net

Bei jüngeren Berufseinsteigern und Berufstätigen zeichnet sich ein neuer Trend ab - das sogenannte "Climate Quitting". Wird ein Unternehmen als nicht umweltfreundlich genug bewertet, neigen sie verstärkt dazu, sich abzuwenden und eine Anstellung bei einem Unternehmen zu suchen, das eine vermeintlich bessere Klimabilanz vorweist.

Junge Menschen achten auf ESG-Performance

Silke Anger, die Leiterin des Forschungsbereichs Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), hat dem Redaktionsnetzwerk Deutschland mitgeteilt, dass sie beobachten kann, wie sich junge Menschen verstärkt klimafreundlicheren Unternehmen und Branchen zuwenden. Diese Beobachtung wird durch eine Studie von Paul Polman gestützt, die unter 4.000 Beschäftigten durchgeführt wurde und zeigt, dass insbesondere junge Arbeitnehmer bereit sind, ihre beruflichen Entscheidungen auf der Grundlage der Umweltpraktiken und des sozialen Engagements eines Unternehmens zu treffen. Ein bemerkenswerter Anteil junger Menschen in Großbritannien hat laut dieser Studie bereits Jobangebote wegen unzureichender ESG-Leistungen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) potenzieller Arbeitgeber abgelehnt. Und auch in Deutschland ist der Trend zu beobachten. Eine Umfrage der Europäischen Investitionsbank ergab, dass für 81 Prozent der 20- bis 29-Jährigen hierzulande die Einstellung eines potenziellen Arbeitgebers zum Klima ein entscheidendes Kriterium darstellt; für 18 Prozent dieser Altersgruppe ist die Klimahaltung sogar das wichtigste Kriterium. Demgegenüber zeigt eine weitere Studie der Wirtschaftsjunioren Deutschland, dass gute Verdienstmöglichkeiten für 81 Prozent der 15- bis 25-Jährigen in Deutschland besonders wichtig sind.

Gefahr von Greenwashing steigt

Unternehmen sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, ihre Anstrengungen im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) nicht nur zu verstärken, sondern auch transparent und authentisch zu kommunizieren. Es gibt verschiedene Strategien, um klimabewusste Talente anzuziehen und zu binden, dazu gehören unter anderem die Einführung nachhaltiger Geschäftspraktiken, die Verknüpfung der Vergütung von Führungskräften mit der Erreichung von ESG-Zielen sowie die Bereitstellung von Ressourcen, die es den Mitarbeitern erleichtern, umweltfreundlichere Entscheidungen im beruflichen Alltag zu treffen. In einem Markt, in dem der Druck auf Unternehmen zunimmt, umweltfreundliche Geschäftspraktiken zu adoptieren, kommt es auch vermehrt zu Greenwashing - ein Phänomen, bei dem Unternehmen sich nach außen hin grüner darstellen, als sie tatsächlich sind.

EU verschärft Regeln gegen Greenwashing

Um das Problem des Greenwashings anzugehen, hat die Europäische Union kürzlich eine neue Gesetzgebung eingeführt. Die "Green Claims Directive" sieht vor, dass Nachhaltigkeitssiegel auf Produkten künftig nur noch verwendet werden dürfen, wenn sie von einer staatlichen Stelle eindeutig zertifiziert wurden. Darüber hinaus wird es verboten sein, ein Produkt als "klimaneutral" zu bewerben, wenn diese Behauptung lediglich darauf beruht, dass die Emissionen durch Kompensationsmaßnahmen an anderer Stelle ausgeglichen werden. Diese Praxis des "Offsettings" ermöglichte es Unternehmen bisher, ihre eigenen Emissionen durch Investitionen in Klimaprojekte in anderen Ländern oder Bereichen zu kompensieren und sich selbst als klimaneutral zu präsentieren. Die Europäische Union betrachtet dies als irreführend für die Verbraucher und verbietet mit der neuen Richtlinie diese Praxis zukünftig, um eine transparentere und ehrlichere Kommunikation in Bezug auf Umweltfreundlichkeit und Klimaneutralität zu gewährleisten.

Redaktion finanzen.net

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