Das richtige Maß: So viel Wut, Trauer & Co. darf man am Arbeitsplatz zeigen
Es ist nicht immer leicht, Emotionen bei der Arbeit zu unterdrücken und private Probleme zuhause zu lassen. Doch wer seine Emotionen ungefiltert am Arbeitsplatz präsentiert, kann sich auch selbst schaden.
Der Kollege nervt, zuhause läuft es gerade nicht gut, der Chef ist anstrengend: Solche Probleme und die damit verbundenen Emotionen können zu einer wirklich unangenehmen Arbeitsatmosphäre führen. andererseits können übermäßig positive Gefühle als lächerlich empfunden werden. Was ist das richtige Maß der Dinge?
Den Ärger nicht an den Kollegen auslassen
Ob es private Probleme oder tatsächlich ein Konflikt bei der Arbeit sind: In keinem Fall sollten man seine Gefühle an den Kollegen auslassen. Passiert das doch einmal, ist schleunigst eine Entschuldigung angesagt - und auch unbeteiligte Kollegen sollten davon mitbekommen. So ist allen klar, dass das Problem besprochen oder gelöst wurde und die Atmosphäre bessert sich im besten Fall wieder.
Werden Emotionen unter Kollegen oder möglicherweise auch mit dem Chef besprochen, kann das zu unangenehmen Situationen, aber langfristig auch gerade in kleineren Firmen zu einem engeren Zusammenhalt führen. Grundsätzlich werden positive Gefühle gerne gesehen, da gibt es fast kein zu viel des Guten. Bevor Emotionen bei der Arbeit gezeigt werden - egal, ob beabsichtigt besprochen oder nebenbei - sollte jedoch immer im Hinterkopf bleiben, dass Emotionalität jeder Art eine Angriffsfläche bietet. Daher ist es wohl ratsam, nicht alles im Büro auszuplaudern.
Faking in good faith, faking in bad faith
In einigen Berufen wird im Kundenkontakt erwartet, Emotionalität zu zeigen. Sei es Freude oder Anteilnahme, die Emotionen entsprechen meist nicht den wahren Empfindungen. Zeigt eine Flugbegleiterin beispielsweise immer ein strahlendes Lächeln oder eine Krankenschwester Trauer, wird das "faking in good faith" genannt - und tatsächlich ist das für die meisten Menschen kein Problem, solange sie finden, der Kunde oder Patient hätte die gezeigte Emotion verdient. "Faking in bad faith" hingegen übt auf Dauer einen schlechten Einfluss auf die Motivation aus. Das findet oft statt, wenn ein Angestellter sich viel Negatives anhören aber dennoch freundlich bleiben muss.
Obwohl im Kundenkontakt möglicherweise Emotionen gezeigt und vorgetäuscht werden, sollte das nicht unter Kollegen passieren.
Emotionen nicht unterdrücken - Ehrlichkeit ist sinnvoller
In einem Interview der Zeit mit Psychologe Gerhard Blickle wird klar: Emotionen, besonders negative, sollten nicht unterdrückt, sondern angesprochen werden. Denn: "Am Arbeitsplatz ist man immer auf Anschlusskommunikation angewiesen", so Blickle. Das bedeutet, dass der Kontakt zu Kollegen auch in einer Woche, einem Monat, funktionieren muss. Da bringt es nichts, etwas in sich hinein zu fressen. Und das gilt, obwohl laut Blickle erfolgreicher ist, wer seine Gefühle beherrscht.
Es muss nicht nur die Kommunikation sowie der Kontakt zu den Kollegen funktionieren, auch zu den Vorgesetzten sollte idealerweise ein gutes Verhältnis bestehen. Wenn diese erfahren, was die Angestellten beschäftigt und welche Probleme es gerade gibt, können solche Dinge geklärt und die Arbeit kann problemlos weitergeführt werden.
Denn wenn ein Angestellter seinem Vorgesetzten nicht zeigt oder sagt, was ihn beschäftigt und bewegt, kann dies auch in Depression, innerer Kündigung, fehlender Motivation und häufigeren Krankmeldungen münden - und damit ist niemandem geholfen.
Redaktion finanzen.net
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