Eine Anleitung zum Erfolg

Step-by-Step: So gründet man ein Unternehmen

11.09.23 06:38 Uhr

Step-by-Step: So gründet man ein Unternehmen | finanzen.net

Eine Anleitung für die Unternehmensgründung, mit allem was man wissen sollte.

Schritt eins: Eine Idee ist geboren

Der Businessplan

Ist eine Idee erst einmal entstanden, bekommt man sie nur schwer aus dem Kopf. Oft plagen sich Firmengründer monate- bis jahrelang mit der Frage, ob sie diese Idee wirklich verwirklichen wollen. Hierbei spielen natürlich viele Faktoren eine Rolle: Gibt es Startkapital? Ist eine Marktlücke vorhanden? Inwiefern ist die Idee ausbaubar? Welche rechtlichen und bürokratischen Aspekte muss ich beachten? All dies spielt in die sogenannte Gründungsvorbereitung mit hinein.

Oft wird hierfür ein Geschäftsplan verwendet. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat solch eine Gliederung für einen Businessplan online gestellt. Dieser beinhaltet die Punkte "Gründerpersonen", "Geschäftsidee", "Markt und Wettbewerb", "Marketing", "Organisation und Mitarbeiter", "Rechtsform", "Risiken und Chancen", "Finanzplan" und "Unterlagen". Gerade bei der Finanzplanung wäre es sinnvoll, sich professionelle Hilfe im Sinne eines Finanzberaters zu holen. Manche Unternehmer ziehen, je nachdem, ob sie schon Erfahrung in dem Bereich haben, eine Unterstützung für die ganze Erstellung des Businessplans zu. Anhand solch eines Businessplans müssen Geschäftsgründer ihre Idee kritisch beleuchten und haben einen guten Leitfaden für die weitere Entwicklung ihres Unternehmens. Ebenso gibt es bestimmte Personenkreise, die von den Gründern einen Businessplan verlangen. Zum Beispiel das Arbeitsamt (falls man vorhat sich aufgrund von Arbeitslosigkeit selbstständig zu machen), Geldgeber (da sie wissen wollen, ob das Konzept rentabel ist), Förder- und Bürgschaftsbanken (bei dem Antrag auf Fördermittel) und weitere Geschäftspartner (z.B. Lieferanten).

Nachdem man seinen eigenen Businessplan verfasst hat, sollte man sich nun auch mal andere Businesspläne aus der Branche anschauen. Möglicherweise findet man dort neue Informationen. Sich einen fremden Businessplan anzueignen ist unvorteilhaft, da so die individuellen Komponenzen der eigenen Idee nicht integriert werden können. Wenn der Businessplan steht, lohnt es sich eine kleine Zusammenfassung, also eine Executive Summary, über das Unternehmen und die wichtigsten Punkte im Businessplan zu schreiben. Diese ist eine Gedankenstüzte, wenn man mit Geschäftspartnern redet, aber auch eine Vorlage, wenn man seine Firma präsentieren möchte (z.B. beim Crowdfunding).

Schritt zwei: Die Bürokratie beginnt

Die Gewerbeanmeldung

Nachdem der Businessplan steht und der Gründer sich seiner Idee sicher ist, muss er viele Behördengänge vollführen. Doch bevor man diese erledigen kann, müssen zunächst andere Fragen geklärt werden. Eine Frage wäre die nach der Versicherung des Unternehmensgründers. Für manche Branchen gibt es bestimmte Versicherungen, die sinnvoll wären. Eine andere Sache ist die Entscheidung für eine Rechtsform. Bei dieser Frage kann man sich von einem Rechtsanwalt beraten lassen oder selbst im Internet nachforschen. Das Existenzgründer-Portal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie ist hierbei eine gute Adresse. Wichtig zu betonen ist, dass die Rechtsform auch bei der Besteuerung von Belang ist.

Ist die Rechtsform entschieden, kann sich der Unternehmensgründer an die Gewerbeanmeldung machen. Je nach Gewerbe kann dies einfacher oder komplizierter sein. "Freie Berufe" wie Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, Journalisten, usw. müssen kein Gewerbe anmelden. Alle anderen können für eine bestimmte Geldsumme, die von Stadt zu Stadt unterschiedlich ist und unter Vorlage des Personalausweises, eine Gewerbeanmeldung ausfüllen. Bestimmte Gewerbe wie Handwerksbetriebe müssen genau festgelegte Nachweise bringen. Treten Unklarheiten beim Prozess der Gewerbeanmeldung auf, kann man sich auch an die Mitarbeiter des Gewerbeamtes wenden. Durch die Anmeldung werden weitere Ämter wie das Finanzamt, die IHK und andere Einrichtungen automatisch benachrichtigt. Dadurch meldet sich das Finanzamt automatisch beim Gewerbeanmeldenden und man hat die nächste Etappe erreicht.

Das Finanzamt

Das Finanzamt ist eine Etappe in der Unternehmensgründung, die vielen Bauchschmerzen bereitet, vor der man sich aber mit einem gut durchdachten Businessplan nicht fürchten muss. Wichtig zu sagen ist, dass sich auch freie Berufe beim Finanzamt melden müssen. Dies muss erledigt werden, sobald die Tätigkeit aufgenommen wird. Das ist besonders wichtig, da man vom Finanzamt auch seine zugeschriebene Steuernummer erhält. Anhand der Ergebnisse eines Fragebogens, den der Unternehmer ausfüllen muss, erhält er eine Steuerklasse, sowie den Betrag der steuerlichen Vorauszahlungen - die Einkommens-, Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuer. Die Umsatzsteuer ist die einzige Steuer, die nicht bereits vorher vom Finanzamt festgelegt wird. Denn diese ergibt sich aus der allmonatlichen Umsatzsteuervoranmeldung. Anhand der Steuererklärung analysiert das Finanzamt, ob Steuerrück- oder Steuernachzahlungen bestritten werden müssen.

Nicht zu verwechseln mit der Steuernummer gibt es noch die Umsatzsteueridentifikationsnummer (abgekürzt USt.-IdNr.). Diese ist für Unternehmer vorgeschrieben, die am innergemeinschaftlichen Warenverkehr der EU teilnehmen möchten. Für alle anderen ist die Umsatzsteueridentifikationsnummer freiwillig und kann angefordert werden. Während die Steuernummer bei jeder Rechnungsstellung angegeben werden muss, ist die Umsatzsteueridentifikationsnummer im Impressum einer Webseite (falls vorhanden) aufzuführen.

Die Finanzierung stellt ebenfalls eine gewisse Hürde da. Der Unternehmensgründer sollte Berechnungen anstellen, wie hoch der gesamte Kapitalbedarf ist. Diese sollten alle Gründungskosten, wie beispielsweise die Kosten für einen Notar und alle Gebühren zur Anmeldung und Bearbeitung von Anträgen, sowie auch alle Gründungsinvestitionen, also Verlustbegleichungen für die ersten Monate, die Kosten für Webseiten und Umbaukosten usw. decken. Dafür kann Eigenkapital genutzt werden, welches beispielsweise durch vergangene Gehälter angespart wurde, oder Fremdkapital. Das Eigenkapital wäre aber eher zu favorisieren, da es nicht noch mit Zinsen zurückzuzahlen ist.

Da die Wahl der Rechtsform und auch die allgemeine Steuergesetzgebung sehr kompliziert sind, sollte man sich überlegen, einen Steuerberater hinzuzuziehen. Wer sich das Geld sparen möchte, kann sich bei der IHK und dem Arbeitsamt nach Einsteigerkursen erkundigen, welche meist kostenlos sind.

Jedoch kann man auch gewinnbringende Anträge stellen, zum Beispiel kann man Darlehen und Fördergelder beantragen. Hierbei können Anträge auf Existenzgründerförderungen oder für Beratungsförderungen eingereicht werden. Ist der Existenzgründer zur Zeit der Gründung arbeitslos, kann er auch einen Gründungszuschuss beantragen.

Standortwahl

Abhängig davon, wie viel Puffer man nach den Berechnungen des Kapitalbedarfs noch hat, beginnt die Standortwahl. Die Infrastruktur ist dafür zu beachten. Der Betrieb, dessen Schwerpunkt auf dem Vertrieb liegt, sollte möglichst Anbindungen an Autobahnen und Häfen haben. Diese Kosten wären dann nicht vergleichbar mit denen eines Home-Office. Deswegen ist es auch eine Frage der Finanzen, sich den Unternehmensstandort auszusuchen, denn viele Unternehmen können es sich nicht leisten direkt in den größeren Städten loszulegen. Sie expandieren dann lieber im Laufe ihres Erfolges. Hierbei hat man sich an das Baurechtsplanungsamt zu wenden.

Mit diesen Behörden könnte man sonst noch in Kontakt kommen:
o Für die Erteilung einer Betriebsnummer muss man sich an die Bundesagentur für Arbeit wenden

o Die meisten Unternehmen und Freiberufler müssen sich bei der Berufsgenossenschaft registrieren lassen

o Als Handwerker muss man sich bei der Handwerkskammer anmelden, Künstler und Publizisten haben sich bei der Künstlersozialversicherung anzukündigen. Ein paar der freien Berufe müssen sich auch bei der Standeskammer melden. Für die Altersvorsorge der Freiberufler sind die Versorgungswerke zuständig.

o Vor der Gründung muss sich der Gründer versichern, ob der Name, das Logo, die Produkte/Erfindungen und Domain der eigenen Firma nicht schon geschützt sind und damit jemand anderem gehören. Hier kann man sich zum Teil beim Patentamt informieren, anderenfalls auch per Internet nach dem Namen erkundigen. Sollte alles noch zu haben sein, sollte man sich seine Ideen auf jeden Fall schützen lassen.

Schritt drei: Machen Sie auf sich aufmerksam!

Am besten sollte die angesprochene Kundengruppe ungeduldig auf die Eröffnung Ihres Unternehmens warten. Das setzt natürlich voraus, dass die Interessierten auch schon vor der Eröffnung von Ihrer Idee wissen. Das kann man erreichen, indem man kräftig die Werbetrommel rührt, sei es durch eine eigene Homepage, auf der beispielsweise ein Countdown läuft oder durch Flyer. Dabei sollte das Produkt stets angepriesen werden, ohne zu viel zu verraten. Mundpropaganda ist auch effektiv und günstig, denn hierfür lassen sich gut Familienmitglieder, Freunde und Bekannte einspannen. Je mehr Leute von Ihnen und Ihrem Unternehmen erfahren, desto besser. Wer bereit ist ein gewisses Sümmchen zu zahlen, kann auch mit einem Branchen-Designer, einem Graphikdesigner oder einem Marketingberater ein Marketingkonzept erarbeiten.

Bei der Werbegestaltung ist auf die Zielgruppe zu achten. Abhängig von der Branche werden dabei zwischen B2B und B2C Kunden unterschieden. Bei B2B haben Unternehmen mit Unternehmen zu tun. Also muss man als Unternehmer darauf achten, dass genug Beratungsangebote vorhanden sind. Unternehmen als Kunden zu haben, kann gewisse Vorteile haben, beispielsweise haben diese gerne immer die gleichen Vertreiber, wodurch oft langfristige Verträge geschlossen werden. Ebenso kaufen Unternehmen oft in hoher Stückzahl ein, was ein sicheres Einkommen bringen kann. Jedoch ist die Anzahl der Kunden hierbei stark begrenzt. Deswegen sollte man als Unternehmensgründer die Unternehmen möglichst lange an sich binden. Andererseits gibt es noch die B2C-Zielgruppen. Hierbei wird zwischen Unternehmen und Privatpersonen vermittelt. Diese sind zwar in einer Vielzahl vorhanden, jedoch sind die Verkaufserlöse pro Verbraucher geringer und man muss viel mehr Kunden erreichen.

Schritt vier: Anfangen!

Das Restaurant feiert Eröffnung, der Webshop ist online- egal in welcher Branche Sie nun als Unternehmer tätig sind, irgendwann fängt alles in der Realität an. Nun muss man sich aufmachen, die Flut von Problemen und neuen Aufgaben, die man auf der Arbeitnehmerseite nicht kannte, zu lösen.

Redaktion finanzen.net

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