Blockchain: Die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens
Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens soll weiter vorangetrieben werden. Eine Technologie, die hierbei besonders helfen könnte, ist die Blockchain. Sie besitzt das große Potenzial, viele Probleme zu lösen und etliche Vorgänge effizienter zu machen.
Das Potenzial der Blockchain im Gesundheitswesen
Die Verwendung der Blockchain-Technologie im Gesundheitswesen könnte einige Verbesserungen mit sich bringen. Diese liegen vor allem in den Bereichen der Transparenz, der Sicherheit und der Konnektivität. Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte sind Gesundheitsakten aktuell noch nicht miteinander verbunden und werden aufgrund einer fehlenden gemeinsamen technologischen Architektur sowie nicht eingehaltener Standards separat verwaltet. Dieses Problem könnte durch die Blockchain behoben werden. "Sie ermöglicht eine reibungslose Konnektivität, die durch Smart Contracts und eine konsistente Autorisierung für den Abruf elektronischer Patientendaten unterstützt wird", schreibt Deloitte. Die Datenintegrität und die digitale Identität von Patienten würden dadurch gestärkt werden. Außerdem sei eine Verbesserung der innovativen Patientenversorgung möglich. "Um die Zukunft zu gestalten, muss darüber nachgedacht werden, das gesamte Ökosystem zu analysieren und so ein Regelwerk zur Koordination von ersten Blockchain-Anwendern und zur Unterstützung eines Konsortiums zur Pilotierung zu etablieren", erklärt Deloitte weiter. Ein solches Nachdenken hat bei der Politik anscheinend schon stattgefunden. Das Bundesministerium für Gesundheit veranstaltete nämlich im Jahr 2019 einen Ideenwettbewerb, der erste konkrete Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain im deutschen Gesundheitswesen vorstellte.
Ideenwettbewerb zeigt erste Anwendungsbeispiele
Im Rahmen der sogenannten "Zukunftswerkstatt" bekamen eifrige Vordenker die Chance, ihre Blockchain-Innovationen für das deutsche Gesundheitswesen vorzustellen. Von insgesamt 140 eingereichten Vorschlägen schafften es 20 ins Finale.
Den dritten Platz belegten Prof. Volker Nürnberg und Stephanie Widmaier. Sie befassten sich mit der Krankschreibung beim Arzt. Die Ausstellung einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sei eine alltägliche Arbeit in einer Arztpraxis, dennoch handle es sich dabei noch immer um einen umständlichen und papierbasierten Prozess. Die Blockchain-Technologie könnte hier mit einer digitalen Krankschreibung Abhilfe schaffen. "Diese wird sicher verschlüsselt und an Patient, Arbeitgeber sowie Krankenkasse übermittelt", heißt es auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums. Eine Fälschung sei praktisch unmöglich. Über eine App könnten die Nutzerinnen und Nutzer die Informationen zu den Bescheinigungen einsehen und verwalten.
Auf den zweiten Platz schafften es Andreas Schütz und Tobias Fertig mit ihrer Idee zur Digitalisierung von Patienteneinwilligungen. Diese müssen mitunter bei Operationen, Aufklärungsgesprächen, Studienteilnahmen oder Organspenden gegeben werden. "Patientinnen und Patienten sollten für jeden Einzelfall Abmachungen treffen können, was mit ihren Daten geschieht - sowohl bei genetischen als auch anderen personenbezogenen Daten", schreibt das Bundesgesundheitsministerium. An dieser Stelle käme die Blockchain ins Spiel. Durch sie blieben die Daten trotz vermeintlicher Transparenz geschützt und Patienten könnten individuell über die Verwendung entscheiden.
Die Gewinner des Ideenwettbewerbs waren Irina Hardt und Dr. Christian Sigler. Sie gingen mit ihrem Projekt das Problem des Betäubungsmittelmissbrauchs an. Betäubungsmittelrezepte seien anfällig für Manipulation, Missbrauch und Diebstahl. Mittels der Verlagerung der Rezepte auf die Blockchain, ließe sich dies unterbinden. Hardt und Sigler schlagen vor, dass die Rezepte ("eBtM") künftig in einer privaten Blockchain durch Arztpraxen, Apotheken und Aufsichtsbehörden digital verwaltet werden. Damit erhöhe eBtM die Betäubungsmittelsicherheit in Deutschland und reduziere den Verwaltungsaufwand.
Blockchain könnte Gesundheitswesen sicherer und transparenter machen
Wie bereits die konkreten Anwendungen der Zukunftswerkstatt zeigen, besitzt die Blockchain-Technologie das Potenzial das Gesundheitswesen sicherer, transparenter und effizienter zu machen. Über diese Ideen hinaus sind allerdings noch etliche weitere Verbesserungen denkbar. So könnte die Blockchain laut BTC-Echo auch für die Nachverfolgung von Produktions- und Lieferketten eingesetzt werden. Hierdurch würden Medikamente nicht aus den Augen verloren werden, was sich ebenfalls auf deren Qualität auswirken könnte. Käme es beispielsweise zu einer Unterbrechung der Kühlkette bei einem Corona-Impfstoff, könnte dieser einfach aussortiert werden. Auch bei den Wartelisten für Organspenden bietet die Blockchain den Vorteil, den Prozess transparenter und sicherer vor Manipulationen zu machen.
Die Möglichkeiten für eine Anwendung der Blockchain-Technologie im Gesundheitswesen sind also vielfältig. Die Zukunft wird zeigen, wie gut die damit einhergehenden Chancen in Deutschland letztendlich genutzt werden.
Nicolas Flohr / Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: mangpor2004 / Shutterstock.com