Arbeitszeiten

Überstunden im Bankgewerbe: Nicht ausgeglichen verteilt

20.09.24 21:43 Uhr

Banker - reich aber keine Zeit? Der Mythos unter der Lupe | finanzen.net

Banker sind dafür bekannt, lange Arbeitszeiten zu haben, aber wie viel Freizeit bleibt ihnen tatsächlich? Die Arbeitsbedingungen in der Finanzbranche sind oft von Überstunden und hohen Anforderungen geprägt, doch die Realität zeigt sich vielfältiger, als das Klischee vermuten lässt.

Mit aktuellen Arbeitszeitregelungen und -modellen verändert sich der klassische Banker-Arbeitsalltag. Doch wie sehen die tatsächlichen Arbeitszeiten heute aus? Eine Umfrage des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes (AVG) gibt hier einen genaueren Einblick.

Neben den klassischen Überstunden und langen Tagen in der Bank kommen auch flexible Arbeitszeitmodelle immer häufiger zum Einsatz. Viele Unternehmen in der Finanzbranche bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, mobil oder von zu Hause aus zu arbeiten, was zu einem ausgewogeneren Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit führen kann. Allerdings bleibt die Realität der Überstunden für viele Banker bestehen, vor allem in Spitzenpositionen. Ein genauer Blick zeigt, wer am meisten betroffen ist.

Arbeitszeiten im Bankensektor: Realität vs. Klischee

Der typische Banker, der täglich bis spät in die Nacht im Büro sitzt, entspricht nicht mehr unbedingt der Realität. Laut einer Umfrage des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes (AVG) beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit vieler Bankangestellter heute etwa 40 bis 50 Stunden pro Woche, nur eine Minderheit erreicht die viel zitierten 60 Stunden. Die Arbeitszeit variiert jedoch je nach Tätigkeitsfeld und Position. Während Mitarbeiter im Backoffice häufig eine geregelte 40-Stunden-Woche haben, arbeiten Investmentbanker oder Berater oft deutlich mehr.

Es gibt jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Banksparten. Im Privatkundengeschäft und bei klassischen Filialbanken sind die Arbeitszeiten oft weniger intensiv als in Bereichen wie dem Investmentbanking oder dem Wealth Management, wo die Anforderungen höher sind und auch der persönliche Einsatz oft über das normale Maß hinausgeht. Viele Banker geben an, dass die Anzahl der Arbeitsstunden stark von den jeweiligen Projekten und der Marktsituation abhängt. Besonders in Zeiten von Marktvolatilität oder Fusionen und Übernahmen können die Arbeitszeiten schnell die 50-Stunden-Marke überschreiten, wie ein Beitrag von Finanzbusiness berichtet.

Überstunden: Wer ist besonders betroffen?

Auch wenn die durchschnittliche Arbeitszeit gesunken ist, bleibt das Thema Überstunden ein kritischer Punkt in der Branche. Besonders in Bereichen wie Investment Banking oder im Vertrieb sind Überstunden weiterhin üblich. Diese Überstunden werden jedoch nicht immer durch Freizeitausgleich oder zusätzliche Vergütung ausgeglichen. Laut einer Studie des AVG sind es vor allem jüngere und weniger erfahrene Mitarbeiter, die häufig mehr als 50 Stunden pro Woche arbeiten. Dies liegt oft daran, dass sie sich in ihrer Karriere etablieren wollen und bereit sind, mehr Zeit zu investieren. Führungskräfte hingegen haben zwar oft ebenfalls lange Arbeitszeiten, profitieren aber in der Regel von flexibleren Arbeitszeitmodellen, die es ihnen ermöglichen, ihren Feierabend besser zu planen.

Wochenende und Freizeit: Samstagsarbeit für einige weiterhin Realität

Ein weiteres interessantes Thema ist die Wochenendarbeit. Während viele Branchen mittlerweile feste Wochenenden haben, gibt es im Bankensektor immer noch Bereiche, in denen die Samstagsarbeit an der Tagesordnung ist. Vor allem im Kundengeschäft, wie in Filialen oder bei beratenden Tätigkeiten, sind viele Banker auch am Wochenende gefordert. In den Bereichen, in denen keine direkte Kundenbetreuung stattfindet, wird jedoch meist von Montag bis Freitag gearbeitet. Dies schafft zwar für einige Banker einen geregelteren Feierabend, doch nicht alle profitieren von dieser Entwicklung.

Interessanterweise zeigt sich laut Finanzbusiness.de, dass die Samstagsarbeit im Vergleich zu früheren Jahren tatsächlich zugenommen hat, insbesondere in Banken, die stark im Bereich Vermögensverwaltung oder Kundenberatung tätig sind. Der direkte Kontakt mit Kunden, oft vermögenden Privatkunden, macht es erforderlich, auch an Wochenenden verfügbar zu sein. Dennoch geben viele Banker an, dass sie versuchen, diese Arbeitsbelastung durch flexiblere Arbeitszeiten an Wochentagen auszugleichen. Viele Banken bieten zudem die Möglichkeit, Überstunden in Form von Freizeitausgleich abzubauen, was die Samstagsarbeit für einige erträglicher macht.

Feierabend: Wie viel Freizeit bleibt wirklich?

Die Frage, wie viel Feierabend Banker tatsächlich haben, hängt stark von der jeweiligen Position und den Verantwortlichkeiten ab. Laut einer aktuellen Studie von Finanzbusiness.de geben 35 Prozent der Banker an, in der Woche weniger als eine Stunde nach Feierabend tatsächlich zur Ruhe zu kommen, bevor sie sich wieder mit beruflichen Themen befassen. Besonders in leitenden Funktionen fällt es oft schwer, die Arbeit vollständig auszublenden. Hingegen berichten viele Angestellte aus dem Backoffice, dass sie nach der regulären Arbeitszeit kaum noch berufliche Verpflichtungen wahrnehmen müssen, wie es abschließend heißt.

Redaktion finanzen.net

 

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