Zwielichtige Pläne

Geschlossene Fonds: Die Trümpfe haben andere

08.05.15 03:00 Uhr

Geschlossene Fonds: Die Trümpfe haben andere | finanzen.net

Wenn Initiatoren etwa aus Immobilien-, Windkraft- und Goldminenfondsanlegern Aktionäre machen wollen, ist Vorsicht angebracht. Die Deals sind voller Tücken.

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von Michael H. Schulz, Euro am Sonntag

Im verflixten siebten Jahr der Schiffskrise flirten Claus-Peter Offen und Bertram Rickmers mit der Wall Street. Die Hamburger Reeder sind dick im Geschäft, wenn es darum geht Schiffe zu finanzieren, und das wollen sie auch bleiben. Doch die alten Fahrrinnen der Finanzierung von großen Pötten sind nach sieben Jahren Flaute und mehr als 200 Fondspleiten fast ausgetrocknet. Anleger und Banken machen kein Geld mehr flüssig, um gemeinsam neue Container- und Tankerschiffe über Geschlossene Fonds zu finanzieren.

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Dabei verschlingt die Branche viel Kapital. Eine Serie von energieeffizienten Schiffen kostet schnell mehrere Milliarden US-Dollar. Deshalb hat für die zwei Hanseaten die Idee Charme, ihre Reedereien an der Wall Street zu notieren. Es wäre der erste Börsengang eines deutschen Schifffahrtsunternehmens an der Wall Street. Internationale Vorbilder dafür gibt es. "Rickmers will Seaspans Geschäftsmodell nacheifern", schrieb der maritime Branchendienst "Lloyd’s List" dazu. Die Notierung der Containerschiffreederei Seaspan an der Wall Street am 8. August 2005 war der größte Börsengang eines Schiffsfinanzierers.

Wie Rickmers und Offen schielen auch Emissionshäuser von Geschlossenen Fonds nach der Börse. Allerdings aus anderen Motiven. Sie bieten Fondsgesellschaften an, Anteile an Containerschiffen, Solaranlagen und Goldminen in Aktien umzuwandeln. Auf den ersten Blick klingen die Offerten verlockend. Die Anbieter kaufen faktisch Anleger aus den floppenden Investments raus, indem sie die Sachwerte in die Bücher einer neuen Aktiengesellschaft nehmen. Im Gegenzug bekommen die Fondsgesellschaften Aktien. Wenn die Fonds aufgelöst werden, bekommen Anleger die Aktien. Schließlich folgt der Gang an die Börse. Die Vorteile: Im Gegensatz zu den Anteilen an den unternehmerischen Beteiligungen können Aktien täglich gehandelt werden. Das Investment in eine AG ist zudem breiter gestreut und die Kosten sind niedriger.

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Bluffen mit schlechten Karten

So weit die Theorie. In der Praxis haftet den Deals aber oft etwas von einer Pokerrunde in verräucherten Hinterzimmern an. Anbieter bluffen mit schwachen Karten. Schlimmer noch: Manche versuchen Fondsanleger über den Tisch zu ziehen. Dass es keinen Prospekt für die Aktien­angebote gibt, erinnert an die finsterste Zeit des grauen Kapitalmarkts. Clevere Berater konstruieren die Deals so, dass es ohne geht. "Ein unmittelbares Angebot von Aktien an die Anleger eines oder mehrerer Fonds wäre grundsätzlich prospektpflichtig", verdeutlicht Thorsten Kuthe, Rechtsanwalt bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Woytek. Das gilt ­jedoch nicht, wenn indirekt das Angebot weniger als 150 Fondsgesellschaften gemacht wird und Anleger später entscheiden, den Fonds aufzulösen. Am Ende haben Anleger schlechte Karten.

Das begriffen offenbar auch 18.000 Anleger von elf Schiffsfonds des börsennotierten Emissionshauses Lloyd Fonds. Sie sollten im März dem Tausch ihrer Container- und Tankschiffe in Aktien der neuen Lloyd Schifffahrts AG zustimmen. Die entscheidende Frage für Anleger war: Wie viele Anteile an der Lloyd Fonds AG sind ein angemessener Preis für die Fondsanteile? Im Vorfeld hatte der Anbieter sowohl den Wert der Fondsgesellschaften als auch des Unternehmens per Gutachten zum 31. Dezember 2014 feststellen lassen, um das Tauschverhältnis der Fondsanteile in Aktien zu ermitteln. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Kurs 1,18 Euro. Eine neue Aktie der Lloyd Fonds AG sollte Anlegern auf Basis des Gutachtens im März gegen Anteile der elf Fonds für 3,54 Euro angeboten werden. Für eine realistische Bewertung des Ausgabepreises sind aber die künftigen Einnahmen der elf Schiffsfonds entscheidend. Und da wurde offenbar zu optimistisch kalkuliert. Kein Wunder, dass nur eine von elf Fondsgesellschaften mehrheitlich zustimmte. Bei den ­übrigen Schiffsfonds ist das "Konzept Schiffe gegen Aktien gescheitert", so das Branchenblatt "Fonds­telegramm". Dennoch ist Vorstandschef Torsten Teichert von dem Modell überzeugt und "will das Angebot überarbeiten".

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Nicht alles Gold, was glänzt

Dass Anleger beim Tausch der Sachwerteinlagen aus Geschlossenen Fonds in Aktien ein schlechtes Blatt auf der Hand haben, zeigt auch das Beispiel der Geschlossenen Beteiligung Clean Tech Solar 5 des Initiators Chorus aus Neubiberg. Nach der Umwandlung ihrer Fondsbeteiligung in Aktien der Chorus Clean Energy AG erfuhren Anleger, dass ihre Beteiligung nur noch mit gut der Hälfte des ursprünglich eingezahlten Kapitals bewertet wird. Schuld daran ist die rückwirkend gekappte Einspeisevergütung für Solaranlagen in Italien, in die der Fonds investierte. Der für März und April 2015 geplante Börsengang lässt noch auf sich warten.

Wahl zwischen Pest und Cholera

Eine miese Masche zog dagegen der 2011 gegründete und inzwischen insolvente Initiator Canada Gold Trust aus Konstanz durch. Rund 2.000 Anleger sollten 2014 ihre Darlehen, die sie über drei Geschlossene Goldabbaufonds dem kanadischen Goldschürfer Henning Gold Mines gaben, in Aktien des Kreditgaranten umwandeln. Die Tücke daran: Mit der Umwandlung würden Anleger ihren Anspruch auf Rückzahlung der Darlehen verlieren.

Doch auch wenn der Umwandlungscoup am Widerstand der Anleger scheiterte, rückblickend hatten sie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Denn seit gut einem Jahr schütten die Fonds nichts mehr aus. Grund: Henning Gold Mines schürfte weniger Gold als erwartet und investierte das Geld der Anleger offenbar in andere Firmen.

Offiziell sind die Fondsgesellschaften zwar noch nicht pleite, doch von den rund 47 Millionen Euro, die Anleger investiert hatten, ist offenbar nicht mehr viel übrig. Um den Fortbestand zu sichern, sollen Anleger 30 Prozent ihrer bereits erhaltenen Ausschüttungen zurückzahlen. "Anleger sollten genau überlegen, wie sie reagieren", rät der Wiesbadener Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht Joachim Cäsar-Preller. Sowieso sei die Rückforderung laut Bundesgerichtshof nur rechtmäßig, wenn dies im Gesellschaftsvertrag eindeutig und verständlich geregelt sei.

Nach Börsengang Geld verbrannt

Noch schlimmer traf es Anleger von vier Immobilienfonds der Deutschen Capital Management (DCM), vormals Deinböck KG. 2007 erhielten sie das Angebot, zehn Fonds­immobilien in die neu gegründete Prime Office AG einzubringen. Die Mehrheit der Anleger stimmte dafür. Erst vier Jahre später wurden die Fonds aufgelöst und der Börsengang der Prime Office AG erfolgte. Die Aktie floppte. Nach dramatischen Kursverlusten fusionierte Prime Office mit der Immobilienbeteiligungsgesellschaft OCM German Real Estate des Finanzinvestors Oaktree zur Deutschen Office AG. Privatanleger mussten Verluste von bis zu 90 Prozent ihrer Einlage hinnehmen.
Chronologie einer Geldvernichtung (pdf)

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