Großbritannien-Fonds: Angst vor einem Patt
Am 6. Mai wählen die Briten ein neues Parlament. Experten befürchten eine Hängepartie. Doch die Ratingagentur Moody’s meint, dass eine Pattsituation nicht notwendigerweise die Kreditwürdigkeit des Königreichs beschädigt.
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von Peter Gewalt, Euro am Sonntag
Es sieht gar nicht gut aus für Gordon Brown nach 13 Jahren Herrschaft der Labour-Partei in Großbritannien. Die meisten Umfragen sehen den 59-jährigen Regierungschef wenige Tage vor den Parlamentswahlen am 6. Mai mit gerade noch 28 Prozent der Stimmen auf dem 3. Platz. Kein Wunder, dass der Premier so wenig Rückhalt in der Bevölkerung genießt, während seine Konkurrenten, der konservative Oppositionsführer David Cameron und der Liberaldemokrat Nick Clegg, in Sachen Popularität punkten können. Großbritannien befindet sich in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Die Arbeitslosigkeit steigt, das Pfund schwächelt, die Verschuldung wächst dramatisch.
Doch auch wenn Labour das schlechteste Wahlergebnis seit 1918 einfährt, wie Experten prophezeien, könnte die Partei dank des komplizierten Mehrheitswahlrechts die meisten Unterhaussitze gewinnen und damit knapp an der Macht bleiben. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass den Briten ein sogenanntes „hung parliament“ drohen könnte – ein Parlament ohne klare Mehrheitsverhältnisse – wie zuletzt im Jahr 1974. Insbesondere an den Finanzmärkten wird ein solches Szenario angesichts eines Rekordhaushaltsdefizits gefürchtet. Schließlich kann nur eine Regierung mit starker Mehrheit die erforderlichen und unpopulären Einschnitte bei den Ausgaben durchboxen.
Immerhin: Die Ratingagentur Moody’s meint, dass eine Pattsituation im Parlament nicht notwendigerweise die Kreditwürdigkeit des Königreichs beschädigt. Schließlich seien sich die drei großen Parteien im Grundsatz einig, das hohe Etatdefizit abbauen zu wollen. Uneinigkeit herrscht lediglich in Bezug auf das Wie und das Wann. Negativ könnte sich der Sparkurs für Unternehmen auswirken, die stark von Aufträgen der öffentlichen Hand abhängen.
Aber nicht für den gesamten Aktienmarkt sehen Experten schwarz. Schließlich „stammt der Großteil der Gewinne der in Großbritannien gelisteten Unternehmen aus dem Ausland“, erklärt Richard Buxton, Leiter Aktien Großbritannien bei der Fondsgesellschaft Schroders.
„So haben der weltweite Konjunkturaufschwung und die Folgen der sehr schnellen und effektiven Kostensenkungen dafür gesorgt, dass die jüngsten Unternehmensergebnisse die Erwartungen der Analysten fast einhellig übertrafen.“
Und für viele Unternehmen wurden die Gewinnprognosen in den vergangenen Monaten deutlich angehoben.
Die britischen Firmen profitieren zudem indirekt von der Krise Großbritanniens, da das Britische Pfund stark an Wert verloren hat. Ein Vorteil für die Exportwirtschaft, die vorwiegend in die USA liefert. So sehen die Analysten der Société Générale besonders bei Unternehmen wie dem Getränkekonzern Diageo, dem Finanzinstitut Barclays und dem Energiekonzern Royal Dutch Shell weitere Gewinnmöglichkeiten.
Ausgewählte Großbritannien-Fonds
dbx FTSE 250 ETF (ISIN:LU0292097317)
Wertentwicklung 1 Jahr 47,5 %
der Newton UK Opportunities Fund (ISIN: GB0031189888)
Wertentwicklung 1 Jahr 31,7 %
der Schroder UK Equity (ISIN: LU0045667853)
Wertentwicklung 1 Jahr 46,9 %
Stand: Donnerstag 29. April , 12 Uhr; alphabetisch geordnete Quelle: FundAnalyzer