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SJB FondsEcho. T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund.

10.01.19 09:28 Uhr

SJB FondsEcho. T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund. | finanzen.net

Grenzmärkte. Fokussiert.

Unter der eingetrübten Stimmung an den globalen Aktienmärkten litten im vierten Quartal 2018 auch die Frontier-Märkte. So gab es trotz einer weitgehend positiven Berichtssaison und der Rating-Heraufstufung mehrerer Banken an der Börse in Vietnam Kursverluste zu verzeichnen. Argentinische Finanztitel entwickelten sich negativ, da eine auf 40 Prozent gestiegene Inflationsrate sowie die Zinsanhebung der Zentralbank zur Belastung wurden.
Zu den wenigen Lichtblicken gehörte der Aktienmarkt in Kasachstan: Hier gab es aufgrund der Meldung, dass voraussichtlich zwei große Unternehmen an der Londoner Börse gelistet werden, eine positive Wertentwicklung zu vermelden. Unabhängig von den kurzfristigen Tendenzen auf Ebene der Einzelländer ist den Frontier-Märkten insgesamt aber eine sowohl wirtschaftlich als auch politisch positive Entwicklung zu bescheinigen. Marktexperte Oliver Bell vom US-Vermögensverwalter T. Rowe Price sieht die langfristige Investment-Story der Grenzmärkte intakt und Kurschancen vor allem im Zusammenhang mit neuen Indexeinstufungen entstehen. Wird ein ehemaliger "Frontier Market" zum Schwellenland hochgestuft, sind regelmäßig gesteigerte Kapitalzuflüsse und damit einhergehende Kurssteigerungen zu erwarten. Diese Heraufstufung zum Emerging Market sorgt auch aktuell wieder für Kursfantasie: Aufgrund der fortschreitenden Aktienmarktreformen ist das Emirat Kuwait in den FTSE Russell Emerging Markets Index aufgenommen worden, von MSCI wurde es auf die Watchlist für eine mögliche Neueinstufung im Jahre 2019 gesetzt. Bereits jetzt ist klar, dass Argentinien und Saudi-Arabien im kommenden Jahr in den MSCI Emerging Markets Index aufgenommen werden. Und auch in Südostasien finden sich aussichtsreiche Kandidaten für eine Aufwertung zum Schwellenland: Vietnam mit seinen kontinuierlich steigenden Exportvolumina wird vom Indexanbieter FTSE Russell für einen Platz im Emerging Markets Index in Betracht gezogen. Und dies zu Recht, wie Marktstratege Bell betont: Die Exporterlöse, die das Land erzielt, sind inzwischen so hoch wie in vielen Industrieländern.
Der T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund A (WKN A1166X, ISIN LU1079763535) legt in ein diversifiziertes Portfolio mit erstklassigen Unternehmen aus dem gesamten Anlageuniversum der Grenzmärkte an wurde im Juni 2014 aufgelegt. Basiswährung des Fonds ist der US-Dollar, das aktuelle FondsVolumen beläuft sich auf umgerechnet 266,2 Millionen Euro. Das Grenzmarkt-Produkt wird seit Auflegung von FondsManager Oliver Bell verwaltet, der ein global breit diversifiziertes Portfolio von aktuell 72 Einzeltiteln zusammengestellt hat. Als Benchmark wird der MSCI Frontier Markets Net Index verwendet, von dessen Ländergewichtung im Rahmen des aktiven Portfoliomanagements teils deutliche Abweichungen bestehen: Eine Übergewichtung existiert aktuell in Saudi-Arabien und Sri Lanka, während Marokko und Argentinien am stärksten untergewichtet sind. Seit FondsAuflage gelang es dem T. Rowe Price-Produkt, eine Mehrrendite von zwei Prozentpunkten gegenüber der MSCI-Benchmark zu generieren: Einer Wertentwicklung von -1,05 Prozent auf USD-Basis steht eine Performance von -3,02 Prozent beim Vergleichsindex gegenüber. Dies führt dazu, dass der Fonds von Morningstar eine Vier-Sterne-Bewertung erhalten hat. Wie sieht die Anlagestrategie von Grenzmarkt-Experte Bell im Detail aus?

FondsStrategie. Bewertung. Analysiert.

Der T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund hat sich ein langfristiges Kapitalwachstum zum Ziel gesetzt und investiert vorwiegend in ein diversifiziertes Portfolio aus Aktien von in Frontier-Märkten ansässigen Unternehmen. Dabei werden Investments über das gesamte Anlageuniversum der Grenzmärkte hinweg getätigt, zudem können Länder ausgewählt werden, die nicht im MSCI Frontier Markets Index enthalten sind. FondsManager Oliver Bell strebt nach der Identifikation langfristiger Marktführer in den Ländern, die als "Grenzmarkt" an der Schwelle zu einer rasanten Entwicklung stehen. Dabei bedient er sich eines konsequenten, risikobewussten Ansatzes, um hochwertige Wachstumsunternehmen zu erkennen, die zu attraktiven Bewertungen gehandelt werden. Die Grundlagen der Titelselektion sind Fundamentalanalysen, bei denen Bell den Schwerpunkt auf Renditen, Bilanzstruktur, das Managementteam und die Corporate Governance der Unternehmen legt. Im Rahmen der Umsetzung seines disziplinierten Bewertungsansatzes nimmt der Marktstratege eine Überprüfung der Attraktivität der Bewertung eines Unternehmens gegenüber seinen Mitbewerbern vor und analysiert zugleich die relative Bewertung innerhalb der Unternehmenshistorie. FondsManager Bell berichtet, dass er die jüngsten negativen politischen Ereignisse in Saudi-Arabien genau verfolge und darauf vorbereitet sei, die dortige übergewichtete Position umzuschichten, falls die negative Stimmung auf die Unternehmen und die Aktienmärkte des Landes durchschlage. Nicht zur Debatte steht hingegen die Übergewichtung in Sri Lanka, wo die jüngste Kursrally zur Reduzierung verschiedener Positionen genutzt wurde - unter anderem bei der Tokyo Cement Company Lanka. Wie setzt sich das individuell zusammengestellte FondsPortfolio im Detail zusammen?

FondsPortfolio. Kuwait. Favorisiert.

In der Länderallokation des T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund liegt Kuwait mit 19,3 Prozent Portfolioanteil vorn. Auf Platz zwei folgt Vietnam mit 14,4 Prozent - ein Markt, in dem sich zuletzt vor allem die Basiskonsumwerte positiv entwickelten. Den dritten Platz in der Ländergewichtung belegt Argentinien, wo 13,4 Prozent des FondsVermögens investiert sind. Nigeria bringt es auf einen Anteil von 10,6 Prozent am FondsVolumen, in Saudi-Arabien sind 8,7 Prozent des FondsVolumens angelegt. Durchschnittlich stark ist FondsManager Bell in Rumänien (6,4 Prozent) und Sri Lanka (5,1 Prozent) engagiert. Kleinere Positionen in Großbritannien (3,2 Prozent), Bangladesch (2,4 Prozent) sowie Kenia (1,8 Prozent) runden die geographische Zusammensetzung des Fonds ab. Per Ende Oktober liegt die Liquiditätsquote bei 6,6 Prozent.
Bei der Branchengewichtung des T. Rowe-Fonds liegt der Schwerpunkt auf Finanztiteln, die 46,4 Prozent der FondsBestände ausmachen. Trotz dieses hohen Anteils ist der Finanzsektor nur um 1,6 Prozent gegenüber der Benchmark übergewichtet. Basiskonsumgüter nehmen mit 8,5 Prozent den zweiten Platz in der Sektorenallokation ein. Etwas geringer sind Werkstoff-Produzenten vertreten, die einen Anteil von 7,2 Prozent am FondsVermögen besitzen. Nicht-Basiskonsumgüter sind durchschnittlich stark gewichtet (6,4 Prozent), Immobilienaktien (5,3 Prozent) sowie Energietitel (4,7 Prozent) liegen ebenfalls im Mittelfeld der Sektorenaufteilung. Abgerundet wird das FondsPortfolio durch Industrieunternehmen (4,0 Prozent), Kommunikationsdienstleister (3,9 Prozent) sowie Gesundheitstitel, die 3,3 Prozent des Gesamtbestandes ausmachen. Den letzten Platz in der Rangliste der Einzelsektoren belegen IT-Aktien mit 2,5 Prozent des FondsVermögens. Unter den Top 10-Werten des Portfolios befinden sich mit der Grupo Financiero Galicia sowie der Bbva Banco Frances gleich zwei argentinische Banken, die zuletzt einen negativen Beitrag zur Wertentwicklung lieferten. Außerhalb des Finanzsektors ist FondsManager Oliver Bell von dem kuwaitischen Logistikunternehmen Agility sowie dem Lebensmittelhersteller Nestle Foods Nigeria besonders überzeugt.

FondsVergleichsindex. Korrelation. Ausgeprägt.

Unsere unabhängige SJB FondsAnalyse stellt den T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund dem MSCI Frontier Markets EUR NETR als Benchmark gegenüber. Mit dem weltweit diversifizierten Aktienindex für die wichtigsten Grenzmärkte liegt die Korrelation bei 0,69 für drei Jahre, über ein Jahr ist sie mit 0,75 noch stärker ausgeprägt. Die Kursentwicklung von Fonds und Referenzindex befindet sich damit weitgehend im Gleichlauf, wie auch der Blick auf die Kennzahl R² beweist. Diese liegt für drei Jahre bei 0,48, über ein Jahr nimmt sie einen Wert von 0,57 an. Damit haben sich mittelfristig 52 Prozent der FondsEntwicklung indexunabhängig vollzogen, kurzfristig sind es 43 Prozent. Hier zeigt sich, dass FondsManager Bell mit seiner auf Bewertungsunterschiede setzenden FondsStrategie längerfristig stärker von der Benchmark abgewichen ist. Der Tracking Error des Fonds liegt über drei Jahre bei moderaten 7,19 Prozent, auf Jahressicht ermäßigt sich die Spurabweichung auf 7,00 Prozent. Der Frontier-Markets-Experte geht demnach nur geringe aktive Risiken bei der Portfolioallokation ein. Mit welchen Kursschwankungen hat der T. Rowe Price-Fonds aufzuwarten?

FondsRisiko. Beta. Gedämpft.

Der T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund weist über drei Jahre eine Volatilität von 10,10 Prozent auf, die gut zwei Prozentpunkte oberhalb der 7,94 Prozent liegt, die der MSCI Frontier Markets EUR NETR als Benchmark zu verzeichnen hat. Auch über ein Jahr fällt die Schwankungsneigung des aktiv gemanagten Aktienfonds ambitionierter als die des weltweiten Grenzmarktindex aus: Hier beträgt die "Vola" des Fonds 11,78 Prozent, während die MSCI-Benchmark eine mittlere Schwankungsbreite von 8,31 Prozent aufweist. In absoluter Höhe betrachtet, sind die Schwankungswerte für einen vergleichsweise stark spezialisierten Aktienfonds niedrig, auch wenn das Frontier-Markets-Produkt die durchweg höhere Volatilität als sein Vergleichsindex besitzt. Welche Ergebnisse kann die Beta-Analyse zur FondsKlassifikation beitragen?
Wie die über drei Jahre erreichte Risikokennziffer Beta von 0,91 demonstriert, reagiert der Grenzmärkte-Fonds nur unterdurchschnittlich auf die Kursbewegungen der weltweiten Frontier Markets. Für ein Jahr legt das Beta auf 1,16 zu, womit der Fonds aus dem Hause T. Rowe Price kurzfristig eine erhöhte Sensitivität gegenüber den Marktbewegungen aufweist. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Beta-Werte über drei Jahre bringt erfreuliche Resultate aus FondsPerspektive: In 23 der letzten 36 betrachteten Einzelzeiträume wies der Fonds geringere Wertschwankungen als der MSCI-Referenzindex auf und verzeichnete dabei positive Beta-Werte bis 0,02 im Tief. In drei Zeitintervallen verhielten sich Fonds und Benchmark gegenläufig, was zu einem negativen Beta bis -0,10 führte. Lediglich in 13 der untersuchten Einjahresperioden befand sich das FondsBeta über dem Marktrisikofixwert von 1,00 und markierte ein Maximum von 1,19. Insgesamt geht der Frontier-Markets-Fonds ein überwiegend geringeres Risiko als die Benchmark ein und hat im Vergleich zum MSCI-Referenzindex das attraktivere Risikoprofil aufzuweisen. Welche Renditen kann FondsManager Bell auf dieser Basis erzielen?

FondsRendite. Alpha. Negativ.

Per 30. November 2018 hat der T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund über drei Jahre eine kumulierte Wertentwicklung von +6,00 Prozent in Euro aufzuweisen, was einer Rendite von +1,96 Prozent p.a. entspricht. Noch etwas besser stellt sich die Wertentwicklung bei der Benchmark MSCI Frontier Markets EUR NETR dar: Der weltweit investierende Grenzmärkteindex verzeichnet über drei Jahre eine Euro-Gesamtrendite von +7,86 Prozent bzw. ein jährliches Renditeergebnis von +2,55 Prozent. Beim Wechsel auf die Jahresbetrachtung gerät FondsManager Bell mit seiner individuellen Titelauswahl vermehrt ins Hintertreffen: Mit einer Wertentwicklung von -13,48 Prozent in Euro stellt sich die Performance des T. Rowe Price-Fonds um einiges schwächer als diejenige der Benchmark dar. Der MSCI Frontier Markets begnügt sich mit Kurseinbußen von -5,28 Prozent auf Eurobasis. Kurz- wie mittelfristig gelingt es Marktstratege Bell damit nicht, durch seine aktive Managementleistung eine Mehrrendite gegenüber dem passiven Referenzindex zu erwirtschaften. Doch der Blick auf die langfristigen Daten zeigt: Seit Auflegung des Fonds im Juni 2014 generierte er einen Performancevorsprung von zwei Prozentpunkten in der FondsWährung US-Dollar. Welche Ergebnisse liefert die Alpha-Analyse? Über drei Jahre liegt die Renditekennziffer bei -0,01 und damit hauchdünn unter Marktniveau, auf Jahressicht rutscht die Kennzahl auf -0,65 ab. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Alpha-Werte über drei Jahre hellt die FondsBilanz merklich auf: Hier zeigt sich, dass die Phasen der Mehrrendite klar in der Mehrheit sind. In 28 der letzten 36 Einzelperioden konnte der Frontier-Markets-Fonds ein positives Alpha bis 1,89 in der Spitze generieren. Nur in acht Zeitintervallen verzeichnete das Investmentprodukt vergleichsweise schwächere Jahresrenditen und lieferte Alpha-Werte bis zutiefst -0,65. Der Blick auf den Chart bestätigt es: Erst in der jüngsten Abschwungphase fiel FondsManager Bell mit seiner Performance hinter den Vergleichsindex zurück, vorher gelang ihm bei steigenden Kursen eine überwiegend bessere Wertentwicklung. Angesichts seiner langen Phase der Outperformance zum MSCI-Vergleichsindex sowie den insgesamt moderaten Kursschwankungen hat der T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund ein attraktives Rendite-Risiko-Profil aufzuweisen. Trotzdem liegt die Information Ratio des Fonds mit -0,08 über den letzten Dreijahreszeitraum knapp im roten Bereich.

SJB Fazit. T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund.

2018 war kein gutes Jahr für Anleger in den Frontier Markets - doch antizyklische Investoren können sich angesichts der langfristig weiter intakten Aufwärtsbewegung über günstige Einstiegskurse freuen. In einer Zeit, in der die großen internationalen Börsen ebenfalls in den Korrekturmodus geschaltet haben, sind "Grenzmärkte" wie Vietnam und Sri Lanka eine lohnende Depotbeimischung. Das gleiche gilt für Argentinien oder Saudi-Arabien, die beide vor neuer Kursfantasie durch eine Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index stehen. FondsManager Oliver Bell legt im Portfolio des T. Rowe Price Frontier Markets Equity Fund sein besonderes Augenmerk auf die Unternehmensbewertung und sucht die langfristigen Marktführer in den am stärksten wachsenden Grenzmärkten - die richtige Strategie in einem volatilen Marktumfeld!

Autor:

Dr. Volker Zenk ist Fondsanalyst bei der SJB FondsSkyline OHG 1989, einem der größten und ältesten bankenunabhängigen Finanzdienstleister in Deutschland. Die wöchentlich erscheinenden, speziell auf Privatinvestoren zugeschnittenen Publikationen können gratis angefordert werden unter FondsEcho@sjb.de oder auf www.sjb.de.

Nicht nur in den Finanzzentren Deutschlands ist ausgewiesene FondsExpertise zu Hause, sondern auch im niederrheinischen Korschenbroich. Am 1. Januar 1989 gegründet, ist die SJB FondsSkyline eines der ältesten und größten privaten Finanzdienstleistungsinstitute in Deutschland. Seit über 30 Jahren verfolgt die SJB ihren antizyklischen Investmentansatz und publiziert regelmäßige Newsletter und FondsAnalysen für Privatinvestoren.

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Bildquellen: SJB Deutsches FondsResearch