Gold und Rohstoffe: Die besten Minenfonds
Mit der wirtschaftlichen Erholung steigt die Nachfrage nach Rohstoffen. Wie Anleger davon mit Minenfonds profitieren – und sich auch noch vor Inflation schützen
von Euro-Redakteur Lucas Vogel
Dunkelheit, Hitze und der ohrenbetäubende Lärm schwerer Maschinen – die Arbeit der Kumpels in den Goldminen des Harmony-Konzerns bei Johannesburg ist ein Knochenjob. Schweiß und Risiko werden gleichwohl gut bezahlt. Die Lohntüte enthält stets ein Prozent mehr, als die Inflationsrate wegfrisst. So haben es die mächtigen Gewerkschaften für die kommenden Jahre erkämpft. Doch die Ausbeute nimmt ab. Im vergangenen Jahr hat Südafrika nur noch 204,9 Tonnen Gold aus dem Boden gebrochen – rund sechs Prozent weniger als im Vorjahr. Damit fiel der Kapstaat auf den vierten Rang weltweit zurück.
Die Gewinne der Aktionäre stiegen dennoch, weil der Goldpreis bei aktuell 1100 Dollar pro Unze nahe am historischen Hoch notiert. Ähnlich verläuft das Geschäft mit profaneren Metallen. In den vergangenen zwölf Monaten stiegen die Preise für Kupfer, Zinn und Aluminium auf ein Niveau, das sie letztmalig vor der Lehman-Pleite erreicht hatten. Die zusätzliche Nachfrage kommt aus Asien. Chinas ungebremstes Wachstum bleibt nicht ohne Folgen. Die 300 Millionen starke Mittelschicht kauft ein: Kühlschränke, Autos, Elektronikgeräte. Dazu kommt ein Bauboom, getrieben von den Massen, die vom Land in die Großstädte ziehen und Wohnraum benötigen. Konsequenz: Seit März 2009 erhöhte sich der Kupferpreis um über 50 Prozent, der Aluminiumpreis um über 60 Prozent und Nickel verteuerte sich gar um 140 Prozent.
Umweganlage
Catherine Raw aus dem Fondsmanagementteam des mit 9,9 Milliarden Euro größten Minenaktienfonds BGF World Mining ist sich der Rolle Chinas auf den Rohstoffmärkten bewusst: „Über Minenaktien haben Anleger die Möglichkeit, an der Wachstumsstory der Schwellenländer zu partizipieren“, meint die 28-Jährige. Der große Vorteil gegenüber einer Direktanlage in chinesische Unternehmen liege im niedrigeren politischen Risiko. Tatsächlich haben die meisten Rohstoffproduzenten ihren Sitz in westlichen Industrieländern, unterliegen einer strengen Börsenregulierung und haben funktionierende Kontrollgremien.
Der BGF World Mining ist nicht nur der größte Minenfonds der Welt, er ist auch einer der erfolgreichsten. Daran hat auch der Abgang von Graham Birch, lange Zeit einer der wichtigsten Fondsmanager im Rohstoffteam von BlackRock, nichts geändert. Der Fonds nutzte die Rally der Rohstoffaktien im vergangenen Jahr und legte 2009 um 100 Prozent zu. Catherine Raw geht bei einigen Metallen zwar kurzfristig von einer Korrektur aus. Mittelfristig sieht sie aber steigende Preise. „In den Jahren 2011 und 2012 erwarten wir bei einigen Rohstoffen wie Eisen und Kupfer Angebotsengpässe.“ Ihre Begründung: Bis dahin sollten sich auch die westlichen Volkswirtschaften wieder konjunkturell erholt haben und so zusätzliches Nachfragepotenzial schaffen.
Eine Alternative zum Marktführer bieten Fonds wie der Earth Exploration Fund. Fondsmanager Joachim Berlenbach konzentriert sich auf Firmen, die noch nicht oder gerade erst mit der Schürfung von Bodenschätzen begonnen haben. Diese sogenannten Exploreraktien schwanken allerdings noch stärker als die Anteilsscheine der Branchenriesen BHP Billiton oder Rio Tinto.
Mark Smith, 33, Co-Manager des Earth Exploration Fund, kennt den Grund: „Bei kleineren und mittelgroßen Minenunternehmen stecken viel mehr Annahmen über das Wachstumspotenzial im Aktienkurs als bei Großkonzernen.“ Was das für Anleger bedeutet, macht die Entwicklung seines Fonds deutlich. 2008 wurden kleinere Minengesellschaften an der Börse förmlich nach unten geprügelt. Der Fonds verlor 72 Prozent. 2009 hingegen stehen 152 Prozent Kursgewinn zu Buche. Anleger, die auf Industriemetalle setzen, bauen auf eine schnelle konjunkturelle Erholung. Goldanleger gehen davon aus, dass die Medizin gegen die Krise langfristig negative Folgen haben wird.
Nach Lehman wurde die Kernschmelze des Finanzsystems vor allem dadurch verhindert, dass die Notenbanken außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen. Sie stellten den Banken quasi unbegrenzt Liquidität zur Verfügung und kauften Staatsanleihen mit frisch gedrucktem Geld. Noch kommt davon wenig in der Realwirtschaft an. Aber es wird schwierig werden, die Maßnahmen geordnet zurückzuführen.
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Man muss nicht gleich so schwarz sehen wie Martin Mack, Vermögensverwalter aus Hamburg, der eine rasante Geldentwertung befürchtet. Aber Inflationssorgen sind berechtigt. Wenn Papiergeld an Wert verliert, kommt die Zeit der Sachwerte wie Gold. Steigt der Goldpreis, sind Aktien von Goldminen eine sehr attraktive Anlageklasse. Oft steigen die Minenwerte nicht nur gleichzeitig mit dem Goldpreis, sondern auch überproportional. So legte der Goldpreis in Dollar zwischen März und Dezember 2009 um 16 Prozent zu, der Philadelphia-Index für Goldminenaktien um satte 42 Prozent. Der Grund ist einfach. Ein Preisanstieg bei Gold wirkt sich überproportional auf die Gewinne einer Goldmine aus.
Ein Beispiel: Eine Unze aus dem Boden zu holen, kostet etwa 800 Dollar. Bei einem Goldpreis von 1000 Dollar pro Unze verdient das Unternehmen 200 Dollar. Zieht nun der Goldpreis auf 1100 Dollar, also um zehn Prozent, an, dann steigt der Gewinn des Unternehmens auf 300 Dollar pro geförderter Unze, also um 50 Prozent. Auch bei Goldminenfonds ist die britische Gesellschaft BlackRock Marktführer. Der 4,7 Milliarden schwere BGF World Gold trägt die FondsNote 1. Die enorme Erfahrung des Rohstoffteams um Evy Hambro liefert auch bei Goldminen hervorragende Ergebnisse ab. Wie bei den breiter aufgestellten Minenfonds gibt es aber auch hier Spezialisten für kleinere Minen mit größerem Kurspotenzial und größeren Risiken. So wie den Craton Capital Precious Metal.
Das Risiko fallender Goldnotierungen scheint begrenzt. Die meisten Rohstoffexperten gehen davon aus, dass der Goldpreis nicht unter die Marke von 800 Dollar fallen wird. Denn bei diesem Preis lohnt sich der Betrieb vieler Minen nicht mehr. Die Produktion würde eingestellt und das Angebot verringert werden. Generell müssen Anleger bei Minenfonds mit größeren Schwankungen rechnen als bei herkömmlichen Aktienfonds. In konjunkturell schwierigen Zeiten fallen Rohstoffe stark und damit leidet auch die Gewinnsituation bei Minenbetreibern stärker als in anderen Branchen.
Hinzu kommt das in den vergangenen Jahren enorm gestiegene Interesse von Finanzinvestoren am Rohstoffmarkt. „Ihr verstärkter Einfluss führt zu größeren kurzfristigen Schwankungen“, meint Catherine Raw von BlackRock. Sie betont aber, dass der mittel- bis langfristige Preis weiter durch reales Angebot und reale Nachfrage getrieben wird. Es sieht also doch gar nicht so schlecht aus für die Arbeitsplatzsicherheit der Kumpels in Südafrika – und weitere Kursgewinne für Anleger in Minenfonds.