Seit Jahresbeginn: Der Fonds von Bill Gross hat fast eine Milliarde Dollar verloren
Die Misere hält weiter an: Seit Beginn des Jahres musste der einstige "Bond-King" Bill Gross mit seinem Fonds einen Wertverlust von mehr als 40 Prozent hinnehmen - und der Druck lässt noch immer nicht nach.
Die Investoren fliehen
Der US-amerikanische Fondsmanager Bill Gross hat mit seinem Global Unconstrained Bond Fonds beim Vermögensverwalter Janus Henderson in diesem Jahr bereits einen Wertverlust in Höhe von rund 40 Prozent verzeichnet, was etwa 968 Millionen US-Dollar entspricht, wie die Financial Times berichtet. Die letzten fünf Monate in Folge waren von Verlusten geprägt, allein zwischen Juni und Juli sank der Wert des Fonds laut dem Analysehaus Morningstar um rund 232 Millionen US-Dollar. In den ersten sieben Monaten des Jahres erzielte der Fonds negative Renditen von 6,5 Prozent.
Nach dieser bereits länger andauernden schwachen Performance haben mehr und mehr Investoren ihr Vertrauen verloren und sich zurückgezogen. Dabei haben sie 834 Millionen US-Dollar aus dem Fonds entnommen, somit verwaltet dieser inzwischen nur noch rund 1,2 Milliarden US-Dollar, nachdem er das Jahr mit einem Gesamtvermögen von knapp 2,2 US-Milliarden Dollar begonnen hatte, wie Morningstar errechnet hat.
Neuer Tiefpunkt der ehemaligen Pimco-Koryphäe
Als Gross noch für Pimco, die Pacific Investment Management Company, tätig war, kontrollierte er einst den weltgrößten Rentenfonds. Mit den Entwicklungen bei Janus Henderson hat der ehemalige Star-Investor nun allerdings einen neuen Tiefpunkt erreicht. So rutschte der Global Unconstrained Bond Fonds kürzlich auf den letzten Platz in der Kategorie der nicht-traditionellen Rentenfonds im Ranking von Morningstar.
"Es ist nicht verwunderlich, dass er nicht in der Lage war, das enorme Geldniveau anzuziehen, das er bei Pimco verwaltet hat", sagte Randy Waesche von Resource Management, "Anleger strömen nicht zu Fonds, die ständig Geld verlieren".
Falsche Wetten?
Der einstige Bond-Guru hatte darauf gesetzt, dass die Kurse deutscher Staatsanleihen bei steigenden US-Treasuries fallen würden. Mit dieser Wette lag er bisher jedoch falsch. An einem einzigen Tag im Mai verlor der Fonds zudem mehr als 3 Prozent, als die Rentenmärkte durch die italienische Finanzkrise erschüttert wurden. Europäische Anleger flüchteten sich in als sicher geltende deutsche Bundesanleihen, die Kurse des Bunds stiegen in Folge dessen, die Rendite sank.
Seitdem steht Gross unter enormem Druck, trotz allem steht er weiterhin zu seiner Wette. "Obwohl wir weiter an unserer Ansicht einer Konvergenz festhalten, haben wir diese Position in der vergangenen Periode zurückgefahren, um den Faktoren Rechnung zu tragen, die die Bund-Preise zuletzt gestützt haben", schrieb der Fondsmanager in einem Kommentar zur Halbjahresbilanz.
Dick Weil, Geschäftsführer von Janus Henderson, meinte kürzlich, Gross habe ein schlechtes Investment-Jahr hinter sich und oftmals falsch gelegen, er habe "einige schlechte Wetten" gemacht. "Niemand ist weniger glücklich über Gross' Investment-Performance, als er selbst", sagte Weil zudem in einem Interview mit CNBC. "Er glaubt immer noch an seine Grundannahme, dass die Inflation nicht außer Kontrolle geraten wird. Und so hat er den Glauben an seine Grundhaltung nicht verloren. Aber er hat sich kürzlich geirrt. Und er ist verantwortlich und wir sind dafür verantwortlich", so Weil weiter.
"Einer von vielen talentierten Anlageberatern"
"Herr Gross wird als einer von vielen talentierten Anlageberatern in Erinnerung bleiben, die eine Zeit lang gut abgeschnitten haben, aber letztendlich durch die Unwägbarkeiten des Marktes verloren haben", meinte Waesche. Auch George Soros hat die Hoffnung in den Erfolg des Fonds von Bill Gross aufgegeben - er zog bereits im Jahr 2015 500 Millionen US-Dollar ab, als die Verluste zu steigen begannen.
Doch so pessimistisch zeigen sich längst nicht alle. Weil unterstützt Gross weiterhin und beschreibt ihn noch immer als "einen der großen Anleger unseres Lebens". Und auch weitere Analysten sind sich einig, langfristig dürfte Gross mit seiner These Recht behalten: "Keine Wirtschaftsregion kann sich langfristig von der Welt abkoppeln. Auf Dauer werden sich die Zinsen in den USA und Deutschland angleichen", glaubt beispielsweise der Union Investment-Fondsmanager Jörg Warncke.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Figge Photography/Janus Capital Group, Janus Capital Group