Euro-Titelgeschichte

Bärenmarktrally oder Bullenmarkt: Mit Euro-Musterdepots auf die richtige Strategie setzen

26.11.09 06:12 Uhr

Seit Auflegung im Jahr 2004 liegen alle drei Euro-Musterportfolios vor den vergleichbaren Indizes. Lesen Sie, was das Geheimnis des Erfolgs ist - und auf welche Fonds Sie jetzt setzen sollten.

von Euro-Redakteur Lucas Vogel

Sie sind am Zug! Aber welcher ist jetzt der richtige? Ist die Bärenmarktrally vorüber oder fiel im März tatsächlich der Startschuss für einen neuen Bullenmarkt? Sollten Sie offensiv agieren oder bei einer defensiven Aufstellung bleiben? Luca Pesarini, 48, Fondsmanager des Ethna Aktiv, beschreibt die Zwickmühle so: „Wir hängen momentan zwischen Angst und Gier.“ In einer solchen Situation hilft es, sich an seine Strategie zu erinnern und an ihr festzuhalten. Denn wie beim Schach bestimmt sie den Erfolg. Nicht der einzelne, geniale Zug.

Wir hätten da eine: die €uro-Musterdepots, die von den Fondsredakteuren von €uro, €uro am Sonntag und €uro fondsxpress zusammengestellt und betreut werden. Es gibt drei unterschiedliche Ausrichtungen: offensiv, ausgewogen und defensiv. Alle drei Depots konnten seit Auflage am 1.3.2004 ihre jeweiligen Vergleichsindizes deutlich schlagen. Bis auf 2008 schnitten sie auch in jedem Kalenderjahr besser ab als ihre jeweilige Benchmark. Das Erfolgsrezept? Eine konsequente Langfriststrategie mit klaren Regeln, eine mittelfristig taktische Ausrichtung nach fundamen­talen Rahmenbedingungen und viel Sorgfalt bei der Suche nach den besten Fondsmanagern.

Wie bei der Aufstellung der Figuren auf einem Schachbrett vor der Partie stellen die Redakteure Fonds zusammen, deren unterschiedliche Eigenschaften sich ergänzen und zum langfristigen Erfolg der Musterdepots beitragen. Jeder Fonds hat darin seine spezifische Aufgabe.

Türme, die leuchten

Da gibt es zum Beispiel „Türme“, also solide, berechenbare Basis­investments in Aktien, die aufgrund ihrer Eigenschaften hervorragend in das ausgewogene Depot passen. Etwa der von Robert Beer, 48, gemanagte Lux Topic Aktien Europa. „Die Grundüberlegung ist, in europäische Großunternehmen zu investieren, die regelmäßig hohe Gewinne einfahren“, erklärt Beer. „Deren Wert muss sich langfristig zwangsläufig erhöhen.“ Die Stabilität regelmäßiger Gewinne kombiniert Beer mit einer Strategie, die langfristig eine deutlich bessere Performance liefern soll als der Aktienindex Euro Stoxx 50.

Ziel ist es, in Aufwärtsphasen dieser Benchmark zu folgen und in Abwärtsphasen deutlich weniger zu verlieren. Das ist bisher hervorragend gelungen. In den Hausse-Jahren 2003 bis 2007 folgte der Fonds fast dem Euro Stoxx 50. Im vergangenen Jahr kam die Outperformance: Während der Index um 44 Prozent einbrach, verlor der Lux Topix Europa dank des systematischen Einsatzes von Optionen zur Absicherung nur 25 Prozent. Das Ergebnis über den Börsenzyklus: Während sich der Euro Stoxx noch 40 Prozent unter seiner alten Höchstmarke befindet, sind es beim Lux Topic nur noch 13 Prozent bis zum alten Höchststand.

Dass dieser bald erreicht werden könnte, dafür hat Robert Beer ein schlagendes Argument: Wenn er derzeit sein Fondskonzept institutionellen Anlegern präsentiert, merke er in Gesprächen, wie verzweifelt diese nach Anlagemöglichkeiten außer Staatsanleihen suchen. Denn deren Renditen sind auf ein Niveau gefallen, das Versicherungen und Pensionskassen in Bedrängnis bringt.

In einer historisch einmaligen Aktion hatten die wichtigsten Notenbanken der Welt gleichzeitig die Leitzinsen gesenkt und den Geldmarkt mit frischer Liquidität geflutet. Die Renditen für Staatsanleihen sind auf einem historischen Tiefpunkt. Auch wer dem Staat für lange Zeit Geld leiht, wird nur spärlich entlohnt. So bringt die fünfjährige Bundesanleihe derzeit gerade mal 2,4 Prozent. Ähnlich mau sieht es für Tagesgeld und Festgeld bei Filial- und Direktbanken aus. Die Zinsen für einjähriges Festgeld sind bei den meisten Instituten von über vier Prozent noch im Herbst 2008 nun weit unter zwei Prozent gefallen.

Was bei privaten Anlegern für Frust sorgt, ist für institutionelle Investoren ein Riesenproblem. Denn sie müssen eine gewisse Rendite erwirtschaften, um zumindest die zugesicherte Mindestverzinsung zu erreichen. Die meisten Pensionskassen und Versicherungen haben jedoch im Zuge der Finanzkrise ihre Aktienquoten auf unter zehn Prozent gesenkt – und dann den Börsenaufschwung seit März komplett verpasst.

Mit jedem Tag, an dem die Zinsen niedrig bleiben, wächst der Druck, in Aktien zu investieren. Es fehlt schlichtweg an Alternativen. Ein Umschichten der Gelder institutioneller Anleger in Aktien aber würde zweifellos für genügend Kaufdruck sorgen, die Aktienmärkte weiter steigen zu lassen. Auch Investmentveteran Anthony Bolton von der amerikanischen Fondsgesellschaft Fidelity sieht noch kein Ende der aktuellen Rally: “Trotz der starken Aufwärtsbewegung seit März sind Unternehmen in einigen Sektoren noch attraktiv bewertet.“

Lesen Sie, welche Fonds sich als Dauerläufer eignen

Sollten die Aktienmärkte steigen, hat der Long Term Investment Classic gute Chancen auf eine außerordentliche Performance. Der Fonds überzeugt vor allem in Aufwärtsphasen, in denen er den breiten Markt bisher stets weit hinter sich lassen konnte. Bestes Beispiel ist das Jahr 2009 mit 58 Prozent Performance.

Neben dem Long Term Investment Classic finden sich noch einige andere Fonds im offensiven Musterdepot, die beim Investmentschach wohl am ehesten die Rolle des Läufers übernehmen könnten. Der kann, wenn der Weg frei ist, das ganze Spielfeld überqueren.

Fonds wie der JPM Russia, der Carlson Asian Small Cap oder JPM Global Natural Resources verfügen über solche Läufereigenschaften. Mit einer aggressiven Aufstellung und der Übergewichtung von Nebenwerten entwickeln sich diese Fonds in Bullenmärkten zu Performance-Überfliegern.

Das gilt besonders für 2009. Mit zwischenzeitlich über 130 Prozent ist der JPM Russia bisher der schnellste Läufer im Depot. Anleger sollten aber wissen, dass diese Figuren auch in der anderen Richtung schnell unterwegs sind. In fallenden Märkten findet man sie in der Regel am Ende der Performance-Tabellen. So verlor etwa der Carlson Asian Small Cap im Jahr 2008 satte 68 Prozent.

Solche Wertschwankungen sind für Privatanleger nervlich nur schwer auszuhalten. Umso verständlicher ihre bisherige Zurückhaltung im Börsenjahr 2009. Noch lecken sie die Wunden von 2008, als der zweite Crash innerhalb eines Jahrzehnts viele Depots abstürzen ließ. Und noch ist nicht ausgemacht, wie stabil sich die Konjunktur nach der Einstellung der staatlichen Hilfspakete erweisen wird. Nicht wenigen Anlegern sind die Bewertungen nach der fulminanten Rally der vergangenen acht Monate schlicht zu hoch.

Aber auch für diese Klientel gibt es die passenden strategischen Vehikel im Anlegerschach: hervorragende Mischfonds, die den Kapitalerhalt in den Vordergrund stellen und mit vorsichtigen Aktien­investments attraktive Renditen erzielen. Wie der Ethna Aktiv von Luca Pesarini. „Der Ansatz des Fonds ist im ersten Schritt, kein Geld zu verlieren“, erklärt der Fondsmanager. „Und im zweiten, Geld zu verdienen.“ Folglich hat er die maximale Aktienquote auf 40 Prozent beschränkt. Der ehemalige Banker Pesarini, der einen beträchtlichen Teil seines Privatvermögens in seinem eigenen Fonds verwaltet, ist einer der besten Mischfondsmanager der vergangenen Jahre.

Momentan hält er die Aktienquote bei vorsichtigen zwölf Prozent. Pesarini erwartet in den kommenden Monaten erst einmal eine Verschnaufpause am Aktienmarkt: „Ich denke, dass wir weder nach oben noch nach unten eine deutliche Bewegung sehen werden, und gehe in den kommenden Monaten von einem Seitwärtsmarkt aus, der aber durchaus in einem breiten Band schwanken kann.“

Topmanager Pesarini befindet sich im ausgewogenen Depot in guter Gesellschaft. Gleich zwei Fondsmanager des Jahres hat er neben sich. Hans-Olov Bornemann, Titelträger 2009, managt den SEB Asset Selection, der getrost als die Dame unter den Fondsfiguren bezeichnet werden kann. Sie genießt beim Schach die größten Freiheiten und kann sich in alle Richtungen bewegen. Ähnlich ist es bei Bornemanns Asset Selection. Ein Computerprogramm sucht nach Trends bei Aktien, Anleihen, Zinsen und Währungen. Dabei spielt die Richtung des Trends keine Rolle. Bornemann kann mit seinem Fonds auf steigende und fallende Kurse setzen und so in jeder Marktphase Geld verdienen. Besonders im Krisenjahr 2008 funktionierte das System hervorragend. Mit 24,5 Prozent Performance war seine „Dame“ im vergangenen Jahr besonders attraktiv.

Der andere Fondsmanager des Jahres im ausgewogenen Depot ist Graham French, 2008 für seinen M&G Global Basics ausgezeichnet. Er sucht weltweit nach Unternehmen, die reale Güter herstellen. Lag sein Fokus bis zum vergangenen Jahr noch auf Rohstofffirmen und Minengesellschaften, finden sich jetzt immer mehr Konsumartikelhersteller mit starken Namen wie Unilever und Colgate-Palmolive in seinem Portfolio. Ein Vorteil dieser globalen Großkonzerne: Ein immer größerer Anteil ihrer Umsätze und Gewinne kommt aus den Schwellenländern.

Frenchs Fonds spielt dieses Thema also über solide Unternehmen aus den USA und Europa. „Ich bin vom langfristigen Wachstumspotenzial der Schwellenländer überzeugt“, sagt der Topmanager, „weil ich glaube, dass sich Länder entlang einer ‚Linie der ökonomischen Entwicklung‘ bewegen.“ Entlang dieser Linie verändere sich die Nachfrage einer Volkswirtschaft – von Grundbedürfnissen wie Nahrungsmitteln oder Straßen in frühen Entwicklungsstadien bis zu Waschmaschinen, Markenprodukten und Reisen im fortgeschrittenen Stadium. Auf diesem Fortschrittspfad will French Geld verdienen. Das gelingt ihm richtig gut: Seit Auflage des Fonds im Dezember 2002 konnte der M&G Global Basics um 77 Prozent zulegen. Allein in diesem Jahr stehen 34 Prozent zu Buche.

Das Wachstum der Schwellenländer spielt in jedem der drei €uro-Musterdepots eine Rolle. Es ist eine strategische Entscheidung der Fondsredakteure, diese Länder überzugewichten. Daran hat auch die Finanzkrise nichts geändert. Vielmehr ist die Wachstumslücke zwischen Ländern wie China, Indien, Brasilien und Indonesien einerseits und den schwächelnden USA, Japan und Europa andererseits noch deutlicher geworden. Deswegen finden sich auch im defensiven Musterdepot Schwellenländer-Aktienfonds.

Unter den vielen Produkten auf dem Markt ist Michael Kepplers Global Advantage einer der vorsichtigsten. Keppler baut seit Jahren auf sein bewährtes System, stets in solche Schwellenländer zu investieren, die aktuell am günstigsten bewertet sind. Innerhalb dieser Länder favorisiert er eine Gleichgewichtung, die er regelmäßig wieder herstellt. Bewährtes System, günstige Bewertungen – wie ein stabiler Turm beim Schach soll Kepplers Fonds die Chancen in den aufstrebenden Märkten nutzen.

Lesen Sie, welche Fonds in ein defensives Depot gehören

Das will auch der Carmignac Investissement. Zwar ist dies kein ausgewiesener Schwellenländer-Fonds. Aber einen großen Teil seiner hervorragenden Langfrist-Performance (850 Prozent seit Auflegung vor 21 Jahren) verdankt er der Strategie von Edouard Carmignac und seinem Team, aufstrebende Länder konsequent in den Anlageprozess des weltweiten Aktienfonds einzubeziehen.

Das außergewöhnliche Gespür für Branchenwechsel und der kluge Einsatz von Derivaten zur Absicherung machen den Investissement zu einer Figur, die in jeder Depotstrategie eine wertvolle Rolle spielt. Die Fondsredakteure von €uro, €uro am Sonntag und €uro fondsxpress setzen ihn im defensiven Depot als Läufer ein, der für die Performance in Aufwärtsphasen sorgen soll. Abgesichert wird diese offensive Strategie durch zwei Springer. Der ETF-Dachfonds von Markus Kaiser ist ein hoch flexibler Dachfonds, dessen Aktien- und Rentenquote zwischen null und 100 Prozent variiert. Mit seinem Trendfolgesystem hat Kaiser seit Start des Fonds gezeigt, dass er schnell reagieren kann.

In einem Zug die Richtung wechseln zu können – wie der Springer beim Schach – , das war in den vergangenen zwei Jahren Gold wert. So stehen bei Kaisers Fonds 2008 ein Prozent, in diesem Jahr sogar 13 Prozent Performance zu Buche. Wegen seines innovativen Ansatzes, ausschließlich in günstige ETFs als Zielfonds zu investieren, erhielt der ETF-Dachfonds von den Fondsredakteuren der €uro-Gruppe 2008 den Preis „Fondsinnovation des Jahres“.

Der zweite Springer im defensiven Depot ist der HI Varengold CTA Hedge, ein Dachfonds. Fondsmanager Sebastian Qureshi erzielt seine Performance unabhängig von der Richtung der Märkte. Er investiert in Managed-Futures-Fonds. Bei dieser Hedgefondsstrategie setzen die Manager per Terminkontrakt auf steigende oder fallende Kurse von Aktien, Rohstoffen, Renten und Währungen. Dabei versucht Qureshi, Fonds passend zur aktuellen Börsensituation auszuwählen. Bestehen etwa langfristige Auf- oder Abwärtstrends, wählt er Manager aus, die mittel- und langfristige Trendfolgesysteme nutzen. Bei Seitwärtsbewegungen und starken Schwan­kungen haben wiederum kurzfristige Systeme einen Vorteil. So bleibt Qureshi extrem flexibel.

Mit durchschnittlich 7,5 Prozent Performance seit Auflage Mitte 2006 und keinem Verlustjahr ist der HI Varengold die perfekte Absicherung für die aggressiven Aktienfonds im defensiven Depot. Fondsstrategien, die auf Managed Futures basieren, finden sich in allen drei Musterdepots. Das ist kein Zufall. Zwar sind Staatsanleihen nach wie vor eine sinnvolle Ergänzung zu Aktien, um eine stetige Depotentwicklung zu gewährleisten. Doch aktuell erscheinen den Fondsredakteuren Managed Futures-Fonds als die aussichtsreichere Variante.

Auch sie können zulegen, wenn Aktien fallen. Denn Baisse-Phasen sind meist von deutlichen Trends geprägt: Wegen fallender Zinsen steigen die Rentenkurse, und konjunk­turelle Einbrüche lassen Aktien sowie Rohstoffpreise abstürzen. Aus solchen Trends können Managed-Futures Performance generieren. Bei Staatsanleihen hingegen scheint der Raum für weitere Kurssteigerungen momentan begrenzt. Schließlich sind die Renditen bereits auf historisch niedrigem Niveau. Weitere Zinssenkungen, die für steigende Bondkurse sorgen könnten, sind unwahrscheinlich. Mit den aktuellen Sätzen von 0,25 Prozent in den USA und einem Prozent in der Eurozone ist man schon sehr nahe der magischen Untergrenze von null.

Schwellenländer sind die andere taktische Entscheidung, die alle Musterdepots betrifft. Dieses langfristige Thema repräsentiert der hohe Anteil entsprechender Aktienfonds. Der Julius Bär Local Emerging Bond, sowohl im defensiven als auch im ausgewogenen Depot vertreten, ist eine weitere Variante dazu. Mit der Investition in die Staatsanleihen der Schwellenländer in lokaler Währung setzt die Redaktion hier auf das Aufwertungspotenzial von brasilianischem Real, indonesischer Rupie und polnischem Zloty. Schließlich sollte stärkeres Wirtschaftswachstum mittel- bis langfristig auch mit stärkeren Währungen in diesen Ländern einhergehen.

Eine taktische Entscheidung, die sich bestens bezahlt gemacht hat, war Anfang des Jahres, auf eine Erholung der gebeutelten Anlageklassen Wandelanleihen und Hochzinsanleihen zu setzen. Beide waren aufgrund von Liquiditätsproblemen im Herbst 2008 in nie gesehener Weise eingebrochen. Seit März jedoch läuft die rasante Erholung. Sie hat Fonds wie dem M&G Global Convertibles im defensiven Depot 18 Prozent und dem Threadneedle European High Yield im ausgewogenen Depot 50 Prozent eingebracht.

Und noch ein anderer Spielzug ist belohnt worden. Der iShares Inflation Linked Bonds investiert in inflations­geschützte Anleihen. Obwohl 2009 die Verbraucherpreise eher fallen als steigen, liegt der Fonds deutlich im Plus. Der Grund: Schon steigende Inflationserwartungen sorgen für Nachfrage nach den Inflationsschützern und damit für Kurssteigerungen.

Lesen Sie, warum Diversifikation für ein Portfolio wichtig ist

Die besten Fonds auszusuchen, ein paar taktische Entscheidungen richtig zu treffen – das reicht leider nicht aus, um langfristig erfolgreich zu investieren. Es bedarf, wie bei einer Schachmeisterschaft, einer Strategie, die über mehrere Partien hinweg erfolgreich ist. Rüdiger Sälzle, Geschäftsführer des Fondsanalysehauses FondsConsult, weiß: „Diversifikation ist langfristig die wichtigste Strategie für den Vermögensaufbau.“ Die Musterdepots sind folgerichtig breit aufgestellt. Je nach Risikovorgabe mischen die Redakteure verschiedene Regionen, Anlagestile und Anlageklassen, um negative Überraschungen abzufedern. Die Anzahl von zwölf Fonds hat Charme. Sie ist groß genug, um breit zu streuen, und klein genug, um die Entwicklung der einzelnen Investments im Blick zu behalten.

Überschaubarkeit ist auch die Maxime für die Gewichtung der einzelnen Fonds im Depot. Spätestens alle zwölf Monate werden alle Fonds gleich gewichtet (Rebalancing). So gelingt es mit einem einfachen Spielzug, Gewinne bei Überfliegern mitzunehmen und die Bestände bei Fonds, die nicht so gut liefen, antizyklisch aufzustocken. Dieses Prinzip mag stur erscheinen. Aber es hat einen großen Vorteil. Es schaltet die Emotionen aus, die bei vielen Anlegern einem Anlageerfolg im Weg stehen.

Ein gutes Beispiel sind die Schwellenländer-Fonds. Nachdem sie Anfang des Jahres zwischen 50 und 70 Prozent eingebrochen waren, fiel es ­psychologisch nicht ganz leicht, im Zuge des Rebalancing neues Geld in diese Fonds zu stecken. Aber es hat sich gelohnt. Die schlechtesten Fonds 2008 gehören zu den Topperformern 2009 und konnten einen Großteil der Verluste wieder gutmachen.

Strategie, Taktik und Fondsauswahl sind aber völlig nutzlos, wenn Anleger vor dem Investieren nicht die wichtigste Frage beantwortet haben: Wie viel Risiko vertrage ich? Wer am Schachbrett kein aggressiver Spielertyp ist, sollte offensive Spieleröffnungen vermeiden.

Die historische Entwicklung der Musterdepots zeigt deutlich, dass sie drei völlig verschiedene Risikotypen ansprechen. Jeder Fonds hat seine Funktion. Türme, Springer, Läufer und Damen sind auf dem Brett.Wie gesagt. Jetzt sind Sie am Zug.

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