Stirbt die Lebensversicherung?
Unglaublich aber wahr. Es gibt in Deutschland mehr Lebensversicherungspolicen als Menschen. Rund 90 Millionen Verträge gibt es. Neben dem Sparbuch ist dies für viele die wichtigste Altersvorsorge.
Was früher bei hohen Zinsen möglicherweise noch Sinn gemacht hat - trotz hoher Maklerprovisionen und Versicherungsrückstellun-gen - ist seit dem Niedrigzins zur Farce geworden. Zuletzt betrug der Garantiezins nur 1,25 Prozent. Der reale Kaufkraftverlust war damit qua Gesetz garantiert. Nun will die Bundesregierung diese Garantieverzinsung abschaffen. Ob nun des Deutschen liebstes Kind vor dem Aus steht, ist dennoch fraglich. Denn die Versicherungen dürfen natürlich noch Versprechungen abgeben. Doch mit Garantien werden sie sich wohlweislich zurückhalten. Denn derzeit sind sie kaum in der Lage die in diesem Jahr vorgeschriebenen 1,25 Prozent zu erwirtschaften. Denn eine 30-jährige Bundesanleihe wirft gerade einmal 1,34 Prozent Zinsen ab. Abzüglich der Kosten bleibt im Grunde für den Versicherten nichts übrig.
Neue Lebensversicherungen sind noch unattraktiver
Daher werben die Versicherer nun mit neuen flexiblen Produkten, die angeblich Garantiekapital, attraktive Überschussbeteiligungen und steigendes Zinsniveau bieten. Schönes Marketinggewäsch. Damit werden die Käufer einer solchen Police noch schlechter fahren als mit den alten garantierten Policen, das dürfte sicher sein. Ob nun ein Umdenken beim versicherungsverliebten Deutschen einsetzt, ist nicht sicher. Jeder, der mit einer Lebensversicherung liebäugelt, sollte sich aber überlegen, ob er nicht lieber ein wenig Aktienmarktrisiko eingehen möchte. Denn bei einem Anlagehorizont von 20 oder 30 Jahren lag bislang die Verlustwahrscheinlichkeit bei null.
Ein erholsames Wochenende wünscht Ihnen Jörn Kränicke, Chefredakteur
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Bildquellen: Wolfgang Kriegbaum